Geradeaus

Kapitel 19

Jedes Kind kam auf mich zugestürmt und alle stellten mir Fragen über Fragen. Ich sollte mit jedem ein Foto für zu Hause machen und dann überraschten mich noch die Kleinen mit "Atemlos" einstudiert. Zwei süße Mädchen kamen danach auf mich zu und sprangen mir vor Freude in die Arme. Dabei rutschte ich zurück auf den winzigen Stuhl und lachte. Sofort kam eine Erzieherin: "Emily! Letizia! Seht ihr nicht, dass Helene ein Baby im Bauch hat, da müsst ihr besonders aufpassen!" "Ach Quatsch!", rief ich, "Es ist schon gut so! Die Kinder sind doch nur glücklich!" Dabei fing die Erzieherin an zu lachen.
Leider ging die Zeit in der Kita viel zu schnell rum. Am Ende kam Paul noch einmal zu mir, umarmte mich und fing an zu weinen. Mit meinen Händen strich ich vorsichtig die Tränen von seinem Gesicht und verabschiedete mich mit einem kleinen Küsschen auf die Stirn. Ich sah ihn noch lange Zeit am Fenster winken.
Uwe holte mich wieder ab. Im Auto war Stille verbreitet. Ich erzählte nur kurz, wie es war und dann waren wir auch schon da. "Tschüss Uwe" "Ciao Helene".
Ich setzte mich noch eine Weile in den Garten. Dabei dachte ich die ganze Zeit an Paul und die anderen Kinder. Er tat mir so Leid, warum musste es immer die Kleinsten treffen? Dafür, dass er schwer krank war, war er trotzdem ein wunerbarer, aufgeschlossener Junge. Im Effekt streichelte ich meinen Bauch. Ein paar Tränen - der Freude, aber auch der Traurigkeit - liefen mir über die Wangen. Plötzlich klingelte das Telefon. "Fischer?" - "Helene? Ich bins Flo, ich bin gut angekommen, wie war es bei dir?" - "Schön!", antwortete ich mit einem leisen Schlutzen, mit der Hoffnunge, dass Florian nichts merkte. "Lenchen? Alles in Ordnung?" - "Ja!" - "Nein! Was ist los? Ist was mit dem Baby, soll ich kommen? In drei Stunden könnte ich den Flug...." "Nein Flo! Alles in Ordnung, der kleine Paul tut mir nur so Leid", unterbrach ich ihn schnell "Es war wirklich wunderschön und ich glaube die Kita wäre auch was fürs Baby!" Wir plauderten noch eine Weile.

Die nächsten zwei Wochen, in denen Flo nicht da war, vergingen sehr langsam. In drei Tagen hatten ich dann meinen letzten offiziellen Auftritt - in Flos Show! Ich war froh, dass wir endlich wieder Zeit miteinander verbringen konnten!