Kapitel 173

235 15 0
                                    

Ein lautes Bremsen war zu hören, das Auto rutschte durch das Eis zur Seite und mein Kleiner fiel zu Boden. Ich konnte nicht erkennen, ob das Auto ihn gerammt hatte. So schnell es ging lief ich zu ihm und setzte mich sofort neben ihn. Ich nahm ihn halb auf meinen Arm und stützte seinen Kopf. Mir rannten jetzt schon die Tränen über die Wangen, immer wieder streichelte ich über sein weiches Haar. „Felix...bitte..." wisperte ich, als mein kleiner Mann plötzlich die Augen aufschlug. „Mama? Warum sind wir denn auf der Straße, es ist doch kalt?" Mir fiel ein Stein vom Herzen, ich atmete erleichtert aus. „Schatz, dir geht's gut!" Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, ich konnte mich kaum selbst aufrecht halten. Ich glaube der Schock war mir wie ins Gesicht geschrieben, denn der Autofahrer kam nun endlich auch auf uns zu. „Das tut mir leid!" auch in seiner Stimme war Hektik zu hören „Der Kleine kam einfach so auf die Straße und dann habe ich ihn auch noch so schlecht gesehen. Er..." Aufgebracht, aber dennoch freundlich unterbrach ich seinen Satz: „Ihm ist nichts passiert! Er ist wahrscheinlich schlafgewandelt. Sie trifft keine Schuld." Kurz hob ich meinen Kopf und schaute dem Mann direkt in die Augen. Er schien offenbar sofort zu bemerken, mit wem er es zu tun hatte. Ein leises „Oh Gott" entfuhr ihm, mehr nicht.

Er war wirklich nett. „Ist Ihnen denn etwas passiert?" – „Nein, nein, alles gut." Freundlich lächelte ich ihm zu: „Sie können ruhig wieder fahren..." Skeptisch schaute der, noch recht junge, Mann mich an: „Wirklich? Sind Sie sich sicher?" Ich nickte nur und widmete mich dann wieder Felix, der noch immer müde in meinen Armen lag. Ich streichelte wieder und wieder über seinen Kopf. Felix schien noch immer nicht so recht zu verstehen, was eigentlich passiert war: „Aber Mama, warum weinst du denn?" – „Alles gut!" beruhigte ich ihn. Vorsichtig stand mein Kleiner auf und auch ich versuchte es. Mir war eiskalt, doch größer war die Sorge um Felix, er war ja noch so jung, ihm musste viel kälter gewesen sein.
„Geht es Frau Fischer?" fragte der nette Mann, der noch immer da stand und nicht gegangen war. Ich nickte, aber kaum stand ich aufrecht, rutschten mir die Beine weg und er konnte mich geradeso stützen. „Ist bei Ihnen alles in Ordnung?" Ein leises Stöhnen verriet ihm wohl mehr, als er wissen wollte. Eigentlich ging es mir ja gut, aber der Schock steckte mir wirklich noch in den Knochen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Kreislauf sich gerade verabschiedete, als ich auf einmal Flo's intensive Stimme hörte. Es dauerte keine Sekunde, da fühlte ich seine warme Hand an meinem Rücken und mir ging es schlagartig viel besser. Felix hatte inzwischen begonnen zu weinen, wahrscheinlich wegen der ganzen Aufregung.

Wir gingen alle schnell rein und der nette Mann ließ seine Visitenkarte, wegen möglichen Folgen, da. Ich setzte mich sofort auf den kleinen Hocker im Flur, um erstmal durchzuatmen. Mein ganzer Körper zitterte und Felix schien es auch nicht anders zu gehen. Flo kümmerte sich prächtig um ihn. Er trug den Kleinen schnell zur Dusche und danach wickelte er ihn in tausende Decken ein. Erst als Felix wieder eingeschlafen war – sicher in unserem Ehebett, kam Flori zu mir runter und kniete sich vor mich. Seine Hand fuhr liebevoll über meine Wange, die sowohl eiskalt, als auch rot war. „Geht's wieder mein Liebling?" fragte er ganz leise und ich nickte nur. „Kannst du mich hochtragen?" Gefragt – getan. Flo legte meine Arme so um sich, dass er mich besser tragen konnte und es dauerte nicht lange, da lag ich ebenfalls in tausende Decken eingekuschelt im Bett. Ich war so müde, dass ich sofort einschlief. Hin und wieder spürte ich leichte Küsse auf meiner Wange, was mich schmunzeln ließ und mir einen wunderschönen Traum einbrachte.


GeradeausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt