Kapitel 146

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Als der Chef schon fast dabei war die Polizei zu rufen, kam plötzlich eine aufgeregte, schon etwas ältere Dame auf uns zu. Auf Spanisch begann sie vor sich hin zu schimpfen und anscheinend erklärte sie dem Mann vom Infostand irgendetwas.
Dann wendete sie sich zu und mit einen freundlichen und erleichtertem >Gracias< und verschwand mit dem Jungen an der Hand.
Meine Augen schwirrten hin und her und endlich klärte uns der Chef auf: „Das war gerade die Großmutter. Sie war in der Eisdiele und hat ein Eis für den Kleinen geholt. Anscheinend ist er einfach abgehauen und sie hat auch die Aufrufe nicht gehört."

Flo gab mir einen leichten Klaps auf den Po und begann zu lachen. Ich stieg ein und wir verabschiedeten uns von dem Mann.
Als wir wieder an den Liegen waren, kamen auch gerade die Kids zurück. „Na, hattet ihr Spaß". Beide nickten und zogen sich trockene Kleidung an, weil sie doch bei der einen oder anderen Attraktion nass geworden waren.
Danach machten wir uns auf den Heimweg. Wir kamen an einem kleinen Souvenirshop vorbei und prompt hielt Sophia an: „Wollen wir hier vielleicht etwas für Amelie kaufen?" Wir fanden die Idee sehr gut und gingen sofort herein.
Es gab dort wirklich alles, aber immer nur sinnloser Kleinkram. Auf einmal griff Felix jedoch nach einem Kuscheltier – ein Papagei. „Vati, das ist doch ihr absolutes Lieblingstier. Perfekt" Unser Liebling hatte recht, also kauften wir das Kuscheltier.
Dann ging es auf den schnellsten Weg nach Hause, denn wir hatten alle sehr großen Hunger.

Die Kinder wollten unbedingt noch einen Film schauen, deswegen beschlossen Flo und ich gemeinsam etwas Schönes zu kochen – was natürlich wie immer in einer Katastrophe endete.

„Was solls denn geben?" fragte er neugierig, währenddessen er seine Hände um meine Hüfte legte. „Na was wohl? PASTA" rief ich übermütig. „Na dann mal los."
Wir legten alle Lebensmittel vor uns auf den Tisch und begannen zu schnippeln. Hier und da wurde man beworfen oder etwas in den Mund gestopft.
Endlich waren wir soweit, dass wird die Nudeln in den Topf schütten konnte. Beim Warten bis sie durch waren, verloren wir uns immer wieder in kleinen Zärtlichkeiten, bis wir letztendlich nur noch Augen füreinander hatten und küssend an der Küchenzeile standen. „Ich liebe dich Flo" hauchte ich verführerisch in sein Ohr. Doch ehe er etwas antworten konnte, rannte ich zum Topf der Tomatensoße, hielt meinen Finger rein und beschmierte sein Gesicht. „Das gibt Rache" schrie er durch die gesamte Küche und rannte mir mit einem Löffel voll Soße hinterher.
Irgendwann brachte er es soweit, dass sie wirklich auf meinen Haaren landete und jetzt artete das Spielchen aus. Überall waren Kleckse verteilt.

Plötzlich wurde die Küchentür aufgerissen und Felix und Sophia standen vor uns. „Was tut ihr?" fragte Sophia etwas abwertend, als sie sich in der Küche umsah. Flo und ich schauten uns nur an, nickten gleichzeitig und gingen dann auf die Kids los.
Später waren wir wirklich alle voller Tomatenkleckse und auch die Küche sah nicht besser aus.
Doch bevor wir uns ans Aufwischen machten, zuckte ich auf einmal zusammen und rannte zum Topf der Nudeln: „Oh nein!" rief ich genervt.
Ich konnte die verklebten Nudeln alle zusammen mit der Gabel anheben. Von der Seite kam mir nur Gelächter entgegen. „Also doch ne Pizza" stieg ich kichernd in das Lachen der anderen ein.
Flori wählte gleich die Nummer vom Pizzaservice und bestellte drei Pizzen.

Endlich kamen sie an und wir stürzten uns aufs Essen. Die Kinder teilten sich eine Pizza und waren schnell fertig. Nachdem ich die Hälfte geschafft hatte, lugte ich zu meinem Liebling und lächelte verschmitzt: „Floooo?" Er wusste Bescheid und nahm noch die andere Hälfte meiner Pizza – egal wie groß mein Hunger war, ich schaffte nie eine ganze Pizza!
Der Abend war noch sehr lustig und die Zeit verging schnell.

Wir unternahmen in den nächsten Tagen noch sehr viel, leider wurde ich nach zwei Wochen von Erika angerufen. Amelie ging es schlechter und schon in zwei Tagen sollte die erste Chemo sein. Ich erklärte es den anderen und wir beschlossen gemeinsam, dass wir zurückfliegen, um Amelie einen letzten tollen Tag vor der Chemotherapie zu schenken.

Also packten wir die Sachen, buchten schnell einen Flug und schon früh am Morgen ging es nach Hause.
Natürlich waren die Kids ein bisschen enttäuscht, aber die würden alles für ihre Cousine tun, deswegen freuten sie sich auch ein bisschen, endlich bei ihr sein zu können.
Der Flug war anstrengend und wir alle waren ziemlich müde, als wir zu Hause ankamen. Obwohl es erst Mittag war, legten sich die Kinder freiwillig ins Bett und schliefen eine Runde. Ich meldete mich kurz bei meiner Familie und meinen Freunden, bis ich mich dann in die Arme von Flo kuschelte. Gemeinsam saßen wir auf dem Sofa und überlegten, was wir mit Amelie machen könnten...


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