Kapitel 148

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Die nächsten Wochen vergingen - es war schwer, vor allem für Markus und Erika. Amelie kämpfte um ihr Leben und wurde von Tag zu Tag stärker. Sie wollte leben und war auf einen guten Weg.
Wir unternahmen oft etwas mit den Kinder, als Entschädigung für den abgebrochenen Urlaub, doch auch diese Zeit verging und schon waren die Ferien um - die Proben standen bevor und unsere Familie wurde ein wenig auf die Probe gestellt.

Die Proben waren teilweise in Hamburg und teilweise in Frankfurt. Für die nächsten zwei Wochen musste ich also in Hamburg bleiben und konnte meine Süßen nicht sehen - genau wie Flo, der konnte mich diesmal auch nicht besuchen.

Der Abschied fiel mir zwar schwer, aber ich wusste, dass die Tournee selbst sowieso noch längere Trennung bedeutete. Deswegen riss ich mich zusammen.
Wir telefonierten jeden Tag, egal wie anstrengend das Tanztraining war. Natürlich freute ich mich auch endlich wieder das tun zu können, was mein Leben erfüllte. Mein ganzes Team versammelte sich wieder nur für mich und sogar mein Cale war wieder dabei.
Letztendlich vergingen die Tage in Hamburg doch sehr schnell und als nächstes standen viele Bandproben in Frankfurt an - ich konnte also mit meinem Team proben und meine Familie sehen.

Gerade als ich meine Koffer vor der Haustür abstelle, um den Schlüssel herauszuholen, stürmte Felix mir entgegen: „MUTTI. Endlich bist du wieder da. Wie waren die Proben, wie geht es den anderen? Hast du uns etwas mitgebracht? Weißt du was? Ich habe in meiner ersten Mathearbeit eine eins geschrieben und Sophia...." - „Hey du kleines Quatschfass. Bitte hol zwischendurch auch mal Luft!" Streng wirkend wuschelte ich ihm durchs Haar und er lachte nur.
Drinnen kam auch gleich Sophia und erzählte mir die ganzen Neuigkeiten. „So, jetzt lasst mich bitte erstmal ankommen. Wo ist Papa?"
Mit einem genervten Unterton antwortete Sophia: „Im Schlafzimmer... ist klar, ihn willst du gleich wieder als erstes richtig begrüßen." - „Du Freche. Kommst wohl in die Pubertät?" Ich gab ihr einen leichten Stoß in die Seite, bis sie sich ein kichern nicht verkneifen konnten.

Als ich auf dem Weg nach oben war, rief Felix noch hinterher: „Dürfen wir Fern sehen?" - „Ja, ausnahmsweise."
Endlich kam ich am Schlafzimmer an und öffnete die Tür: „Guten Abend mein..." Flo stand wie ein Geist vor mir. Er hielt gerade das Betttuch vor sich und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Auf der Seite lagen und schon falsch geknöpfte Kissen: „...mein Geist!?" - „Lene? Du bist schon da?" Sofort ließ er das Betttuch fallen und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. „Ich habe dich so unendlich vermisst!" hauchte er mir ins Ohr. „Ich dich doch auch mein kleiner Geist." - „Ich? Klein? Was bist du dann? Nicht vorhanden?" Eingeschnappt boxte ich leicht gegen seinen Arm und knöpfte dann die Kissenbezüge richtig: "Wie wollt ihr das während der Tour ohne mich schaffen? Hier sieht's dann aus wie in einem Affenhaus." fügte ich noch provokant dazu.

Ehe ich mich versah schubste mich Flo von hinten aufs Bett und fing an mich durch zu kitzeln. Panisch schnappte ich nach Luft und lachte: "Bitte.... bitte aufhören. Wenn du nicht möchtest, dass ich gleich ersticke!" Irgendwann ließ er locker und wir versanken in einem verführerischen Kuss. Ich wollte mehr, aber mein Schatz hielt sich zurück: "Wollen wir Sophia nicht endlich mal die Überraschung verkünden?" - "Ja stimmt."
Flo half mir beim Aufstehen und Hand in Hand gingen wir nach unten.

Die Kinder saßen gespannt vorm Fernsehen, ich stelle mich natürlich gekonnt davor: "Sophia mein Liebling, komm mal her." Verwirrt kam sie zu mir und fragte - typisch pupertär: "Mama, du nervst, was ist?" - "Du bist 11! Da hast du noch nicht in der Pupertät zu sein" warf Flo ein.
Wir mussten lachen, aber dann wurde es ernster: "Also meine Kleine. Ich habe mal eine ganz spezielle Frage an dich. Wir würdest du es finden, wenn du bei ein paar Auftritten bei meine Tournee mitmachen dürftest?" Ihr Augen wurden immer größer und ein glückliches Lächeln lag auf ihren Lippen. Sofort fiel sie mir um den Hals: "JAA!". Ich kicherte laut: "Wir haben das schon mit deiner Schule abgeklärt, du darfst bei ungefähr fünfzehn Auftritten dabei sein - am Wochenende, in den Ferien und auch mal zwischendurch! Unter einer Bedingung: deine Noten dürfen nicht schlechter werden." Sophia nickte ganz hastig: "Nein, ich lerne ab jetzt nur noch versprochen!"
Flo legte seine Arme von hinten um mich: "Siehst du? Sie freut sich." - "Natürlich freue ich mich. Und was werde ich spielen?"
Ich überlegte kurz und antwortete dann: "Uwe hat gesagt, du sollst dir ein Lied raussuchen, bei dem du mich gerne begleiten würdest." Sofort ging Sophia hoch in ihr Zimmer, nahm ihre Geige und probierte ein paar Lieder aus.

Felix saß etwas traurig auf dem Sofa - ich setzte mich gleich neben ihm hin, Flo machte derweile Essen.
"Na mein Ritter?" - "Nenn mich nicht immer Ritter, ich bin neun!" Verspielt wuschelte ich durch sein Haar: "Bist du eifersüchtig auf deine Schwester." Eingeschnappt zuckte er mit den schultern. "Komm mal her Kleiner, Großer." Er legte sich entspannt in meine Arme und schloss seine Augen. "Ich weiß, dass es schwer ist. Ich werde lange weg sein und Sophia darf mich ständig sehen und sogar mit auftreten, aber keine Angst, für dich denken wir uns auch noch eine Überraschung aus, versprochen! Wir lieben dich trotzdem gensuao, wie du bist." Ein leichter Kuss auf die Stirn unterstützte meine Aussagen und zauberte ein Lächeln auf die Lippen von Felix.
Wir aßen noch, machten uns einen schönen Resttag und schliefen dann ein.

Am nächsten Tag waren die Bandproben. Sophia kam früh zu mir gerannt: "Ich habe eine super Idee! Wegen dem Lied. Wir könnten Amelie fragen, welches Lied wir für sie spielen sollen, da geht's ihr bestimmt gleich besser, oder?" Diese Idee war traumhaft. Sofort rief ich Markus an, er gab mir die Kleine und sie wünschte sich "Let it go" von Frozen. Das hatte ich schonmal auf einer Tournee gespielt, aber für sie tat ich es gerne nochmal. Amelie war sehr gerührt von dieser Geste und Sophia freute sich jetzt nochmal.

Also machten wir uns nach dem Frühstück schnell auf zu den Proben.
Wir hatten jede Menge Spaß und alle liebten meine Tochter - ich war so unendlich stolz...




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