Kapitel 191

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 In mir prodelte alles. Mir wurde unglaublich schlecht. Ich klammerte mich an Florian, der mich langsam zu Sophias Bett führte. Er legte meine Hand auf ihre und erschrak selbst kurz, als er spürte, wie kalt sie war.
Ich wollte gerade etwas sagen, als ein piependes Geräusch erklang. Es wurde immer regelmäßiger. Augenblicklich schossen Tränen in meine Augen, bis ich mich nicht mehr halten konnte. Sophia lebte, sie war bei uns. Meine Tochter lebte. „Sophia!" wisperte ich und lies mich ein Stück in Florians Arme fallen, der fest zu drückte und mich sicher hielt.
Es fühlte sich an, als würde das ganze Zimmer beben, als würden sich die Wände drehen und der Fußboden den Platz mit der Decke tauschen. Plötzlich sah ich nichts mehr neben mir. Ich sah nur, wie Sophia, unsere Sophia, langsam die Augen öffnete. Ich sah ihre wunderschönen Augen, bis auf einmal ein schriller Schrei an mein Ohr drang und alles viel aufgeregter und schneller gehen mussten. Jeden einzelnen Schritt auf dem Boden spürte ich, es wackelte, bis plötzlich eine kalte Hand an meine Stirn fasste und ich endlich wieder klar sehen konnte. Die Augen von Sophia verschwanden wieder und ich blickte direkt in die von Florian. Dazu kamen mir zwei unbekannte Augen. Ich konnte sie erst später dem Kinderarzt zu ordnen.
Irgendjemand fasste nach meinem Handgelenk und es dauerte einige Minuten, bis ich richtig wahrnehmen konnte, wo ich war. Ich blickte mich um und fand mich immer noch im Zimmer unserer Tochter auf der ITS war. Jedoch lag ich auf dem Boden. Florian hatte meinen Kopf sanft auf seinen Schoß gelegt und sah mir unglaublich besorgt ins Gesicht. „Mensch Maus, was machst du denn? Es ist doch alles..." Noch bevor er den Satz beenden konnte, war ein ganz leises, zerbrechliches „Mama?" zu hören. Flo reagierte sofort. Er streichelte mir kurz über den Kopf, ehe er ein Kissen darunter schob und aufstand. „Der Mama geht's gut, sie ist nur so glücklich, dass unser Engel wieder wach ist!".
Es herrschte kurz Stille, bis Sophia plötzlich zu wimmern begann. Sie wurde unruhig und weinte. Ich wollte schnell aufstehen und achtete gar nicht darauf, dass der Arzt mich nach unten drückte. Mit letzter Kraft konnte ich mich tatsächlich gegen seine starken Hände wehren und stand auf.
Ich stellte mich direkt neben Florian und drückte meiner Kleinen einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie schaute mich traurig an und versuchte ihre Hände an den Rücken zu führen. „Aua!" schrie sie und weinte dabei immer mehr. „Es tut so weh! Ich habe solche Schmerzen!" Es war schrecklich das alles mit ansehen zu müssen, aber die Freude und Erleichterung, dass unsere Tochter lebte war einfach zu groß.
Der Arzt nahm ihren Arm und spritzte etwas. Ich blieb die ganze Zeit bei ihr und versuchte meiner Süßen gut zu zu reden. Liebevoll strich ich über ihre Stirn: „Mein Mäuschen, es ist alles gut. Papa und ich sind da! Immer...du darfst ruhig weinen. Wir sind immer da!" Plötzlich kippte ihr Kopf ein Stück zur Seite. „Das kann nicht wahr sein..." flüsterte ich und ging einige Schritte nach hinten, um mich von dem Bett zu entfernen. Florian stoppte mich, während der Arzt tief in meine Augen blickte. Er legte seine Hand beschwichtigend auf meine Schulter und lächelte: „Frau Fischer, mit ihrer Tochter ist alles ok. Ich habe ihr nur ein Beruhigungsmittel gegeben, damit sie schlafen kann! Es ist eine wirkliche Kämpferin! Wir werden uns sofort über das weitere Verfahren besprechen und Ihnen Bescheid geben. Sie müssen sich unbedingt ausruhen!" Ich nickte erleichtert und blickte ein letztes Mal zu Sophia, die ihre Augen geschlossen hielt und dabei sehr friedlich aussah, ehe mich Flo zurück auf mein Zimmer brachte...

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