Kapitel 153

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„Helene?" Mein Name wurde immer leiser und klarer – vorher war es eher verschwommen. Ich machte meine Augen auf und es flimmerte ein bisschen. Vor mir – oder eher über mir – sah ich drei verwirrte und besorgte Blicke. „Florian?" fragte ich geschwächt, aber mit einem Lächeln.
„Oh Gott. Musst du uns so einen Schrecken einjagen?" Ohne zu wissen, was genau er meinte, setzte ich mich vorsichtig auf und schaute mich um. Wir waren in der Siedlung mitten auf dem Fußweg. Neben Florian stand Markus und daneben ein Nachbar von ihm.
„Sie sind wahrscheinlich gestürzt. Hier fehlt ein Pflasterstein. Und ich wollte gerade aus dem Haus gehen, als ich Sie hier liegen sah. Dann bin ich rüber gerannt und hab Markus geholt und irgendwann kam noch ihr Mann dazu."
Traurig verzog ich mein Gesicht und fragte etwas überfordert: „Und Amelie?" Flo streichelte meinen Rücken: „Schatz, sie ist doch..." – Also war es doch nur ein Traum! Ich wünschte es wäre anders gewesen. Das der Schmerz, das Leid, alles andere ein Traum gewesen wäre. Vorsichtig wurde ich von meinem Schatz und Markus hochgezogen. Als ich auftreten wollte zuckte ich durch Fußschmerzen zusammen: „Autsch."

Liebevoll legte Flo meinen Arm und meine Schultern und stützte mich: „Komm, wir fahren erstmal nach Hause und schauen dann weiter. Danke Markus und auch danke an Sie." Freundlich wendete er sich zum Nachbarn: „Ohne Sie hätten wir Helene vielleicht nicht so schnell gesehen." Er nickte und ging.
Markus begleitete uns noch zum Auto und drückte mich fest zum Abschied: „Danke, dass ihr für uns da seid." flüsterte er und schlug die Autotür zu. Er winkte uns noch zu, dann waren wir weg.

Zu Hause angekommen, rannte Flo mir schnell entgegen und hob mich hoch. „Was wird das jetzt?" fragte ich verwirrt. „Schätzchen, du kannst mit deinem Fuß nicht auftreten und so geht es schneller." Ein leichtes Lächeln huschte über meine Lippen und schon lag ich auf der Couch.
Die Kinder kamen angerannt und wollten mich umarmen, doch Flori stoppte sie: „Nein, ab zurück in euer Zimmer! Mutti hat sich gerade verletzt und ich muss mich erstmal um sie kümmern, ja?" – „Was hat sie denn?" fragte Sophia besorgt. Ich antwortete beruhigend: „Ich bin nur umgeknickt. Alles gut! Ich komme nachher hoch zu euch. Wir müssen nochmal reden." Die Beiden gingen genervt nach oben und Flo widmete sich tatsächlich meinem Fuß. Er zog mir wie ein Arzt die Socke aus und schaute sich alles an.
„Mäuschen, das muss gekühlt werden. Das ist ja ganz dick und blau. Ich bin gleich wieder da." Ich schüttelte nur lachend mit dem Kopf und wartete.
Wenige Minuten später kam Flo mit einer Packung Tiefkühlpizza wieder.
„Schatz? Ich habe keinen Hunger." kicherte ich. Er reib sich nachdenklich den Kopf: „Ja, aber wir haben kein Kühlpack mehr!"

Es sah ziemlich lustig aus, wie ich mit der Pizza am Bein da lag. Mein Liebling setzte sich kurz neben mich und streichelte mir über die Stirn: „Tut dir noch etwas weh?" Ich schüttelte mit dem Kopf. „Bin nur müde." Antwortete ich unter Gähnen. Flo drückte mir seine Lippen auf den Mund und grinste.

Ich schaute ihn an und musste schlagartig wieder an meinen Traum denken: „Flori?" – „Ja Maus?" – „Ich habe geträumt, dass alles gut ist. Das Amelie lebt und fast gesund ist. Wir waren wieder glücklich, Erika hat gelacht. Warum kann das nicht wahr sein? Wir müssen doch etwas machen!" Er suchte krampfhaft nach einer Antwort, aber wusste keine – das sah ich ihm an.
Leise flüsterte er: „Helene. Ich weiß es ist schwer, aber wir müssen da jetzt durch! Bleib so stark, wie du bist." Er hatte ja recht. Ich seufzte laut und meinte: „Wir müssen Erika und Markus helfen. Das machen wir, ja?" Er nickte sicher und gab mir dann noch einen Kuss.

„Was möchtest du essen?" lenkte er vom Thema ab und als ich meine Wünsche geäußert hatte, bereitete er alles vor und holte die Kinder.

Wir machten uns noch einen schönen Abend, schauten Fern und redeten auch ein wenig, denn immerhin stand die Beerdigung an und unsere Kleinen hatten noch ziemliche Probleme damit. Wir klärten alles und anstatt traurig zu sein, beschlossen wir einfach, glücklich über jede Minute mit Amelie zu sein. Das half wirklich sehr und jetzt waren wir wieder etwas fröhlicher.

Später gingen wir ins Bett und ich schlief sofort ein, der nächste Tag wurde sehr anstrengend, denn es war die Beerdigung, aber wir hatten etwas ganz tolles geplant....


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