Kapitel 129

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Felix stand im Türrahmen und schaute mich traurig an. "Was ist Felix? Hast du schlecht geträumt?" fragte ich besorgt. Er schüttelte nur den Kopf und setzte sich auf meine Bettseite. Kurz sah ich ihn an, da sagte er: "Mama, mein Bauch tut weh." Besorgt streichelte ich ihm durchs Haar und hielt meine Bettdecke hoch, damit er darunter schlüpfen konnte.
Wir kuschelte eine Weile und ich streichelte sanft seinen Bauch, bis er mich antippte: "Jetzt ist mir schlecht!" "Schlecht wie brechen?" erwiderte ich schnell, der Kleine nickte nur und schon stand ich mit ihm auf. Nebenbei strich ich noch Flo am Arm, der mich dann müde ansah. Im Gehen sagte ich: "Mach mal einen Tee!" und schon waren Felix und ich im Bad verschwunden. Er musste sich übergeben, danach half ich ihm beim Zähneputzen und nahm ihn auf meinen Arm.
Wir trotteten zurück ins Schlafzimmer, wo Flo schon mit einer Tasse Kamillentee in der Hand bereit saß. Ich legte Felix in der Mitte des Bettes ab und stützte ihm am Rücken, damit er trinken konnte.

Flo streichelte seine Hand und wir merkten, dass er ein bisschen weinte.
Als es ihm wieder etwas besser ging und Flo schon wieder eingeschlafen war, rückte mein Kleiner immer mehr zu mir und flüsterte: „Danke, dass du da bist." Ich schaute ihn erstaunt in die Augen: „Aber Felix, warum sollte ich denn nicht da sein? Ich bin doch deine Mama." – „Hm..." er drehte sich ein Stück von mir weg und kniff seine Augen zusammen: „Das ist viel besser, wenn du nichts mehr weißt." – „Warum?" fragte ich verwirrt. Er antwortete traurig: „Naja, als du noch alles wusstest, warst du immer weg und nicht da, wenn es uns schlecht war oder wir traurig waren. Du musstest immer weg sein und wir waren ständig bei Oma und Opa. So ist es besser. Ich habe dich lieb." Mit diesen Worten schlief der Kleine ein. Ich versuchte es auch, doch die Worte von Felix schwirrten mir im Kopf herum – war ich eine schlechte Mutter? War ich wirklich nie da? – doch irgendwann fielen auch mir die Augen zu.

Als ich die Augen aufschlug, wurde ich schon beobachtet. „Guten Morgen mein Engel", „Guten Morgen Mama". „Guten Morgen".
Flo stand mit dem Kleinen auf, weckte Sophia und machte Frühstück. Ich blieb noch kurz im Bett liegen und schaute an die Decke. >Es war alles irgendwie seltsam. Wie sollte man auch verstehen, dass man sich selbst nicht mehr kennt? Tagelang versuchte ich mich an alles zu erinnern, aber nichts kam mir in den Sinn... Nichts, außer dieser einen Textzeile... Vielleicht...<
Auf einmal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Helene?" Flo kam auf mich zugestürmt und hielt meine Hand „Alles okay? Wieso reagierst du nicht?". Ich sah die Besorgnis in seinen Augen: „Ja, tut mir leid... ich war in Gedanken. Flo... ich muss heute unbedingt welche aus meiner Crew treffen, bitte!".

Er ging mit mir zum Frühstück und danach rief er Uwe an.

Als wir die Kinder weggebracht hatten, bereiteten wir gemeinsam etwas Kleines für den Besuch vor. Flo meinte, dass er Lust hätte zu backen, also begannen wir Muffins zu machen. Es machte wirklich viel Spaß und Flo und ich alberten rum, wie kleine Kinder. Er schmierte mir Teig ins Gesicht und bei ihm klebte überall Mehl.
„Flo? Machen wir sowas öfters?". Er lachte mich an: „Backen tun wir nie nein..." Ich schmunzelte und erwiderte: „Ich meine, uns wie kleine Kinder zu benehmen?" – „Achso... ja, das machen wir ständig und du eigentlich immer." Ich boxte ihn leicht in die Seite und zog ihn dann zu mir, um seine Lippen zu spüren. Er rutschte langsam mit seinen Händen zu meinem Po, doch plötzlich klingelte es an der Tür.

Ich befreite mich aus den Armen von Flo und sprang zur Tür. Mit einem Schlag machte ich sie auf und grinste über das ganze Gesicht, doch das Lachen verging mir. Vor mir stand eine unbekannte Frau. „Guten Tag, wer sind sie.". Sie schaute mich etwas bedrückt an und schaute Flo, der mittlerweile hinter mir stand, an. Er nickte ihr zu und sie sagte: „Lene, ich bin Meri, also Marie, deine Background-Sängerin. Schau nicht so schüchtern, komm wir umarmen uns erstmal, das machen wir immer.".
Sie nahm mich in den Arm, ich stand eher da wie ein Baum und bewegte mich kein Stück. Trotzdem bittete ich sie herein und als wir in die Küche gingen lachte sie laut: „Na ihr hattet ja mal wieder Spaß. Wusste gar nicht, dass ihr backen könnt! Am besten ist, ihr wascht euch erstmal bevor der Rest kommt." Wir schauten uns an und stiegen in das Lachen ein.
Als wir uns gewaschen hatten und alles aufgeräumt war, klingelte es wieder. Diesmal machte Flo auf und ich wartete.

Es kamen noch welche aus meiner Band – Oleg und Christoph, mein Manager – Uwe und meine Make-up Stylistin Serena.
Wir hatten viel Spaß, erst gab es Mittag und am Nachmittag aßen wir unsere Muffins. Die Kinder waren bei meinen Eltern, damit wir ein bisschen Ruhe hatten.
Oft erzählten mir die Anderen von unseren Bühnenshows und was wir immer so privat machten und wie viel Spaß wir hatten. Es war wirklich schön zu hören, dass wir ein richtiges Team waren. Es war eigentlich auch schon eine kleine Tournee im Herbst geplant, aber ich wusste ja nicht, wie es mit mir weiter geht.
Der Tag neigte sich dem Ende und es gab Raclette zum Abendessen. Die Männer wurden immer aufgewühlter und sprachen über Dies und Jenes. Die ganze Zeit wurden Witze von irgendwelchen Tourneen oder Auftritten erzählt. Am Anfang war das schon ziemlich lustig, aber ich wurde müde und auch ein wenig traurig.

Während Alle so ihren Spaß hatten, verschwand ich schnell auf die Terrasse und starrte ein bisschen in den Himmel.
Meri folgte mir und legte vorsichtig ihre Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich ein Stück, schaute in ihre Augen und fragte: „Kannst du ein Lied singen? Irgendeins, mit dem ich viel verbinde?". Sie nickte und begann leise zu singen: „Wär heut mein letzter Tag...".
Ich schaute den Sternen entgegen und atmete tief ein: „Ich lebte ihn mit dir, soweit der Himmel reicht...".
Überglücklich umarmte mich Meri: „Helene, du kannst den Text." Ich strahlte über das ganze Gesicht.
„Wo ist eigentlich Cale?" sprudelte es aus mir heraus. Maria schaute mich verwirrt an: „Er ist doch schon seit 2015 nicht mehr im Team... warte, du erinnerst dich an ihn?".

Ich nickte verwirrt und rannte sofort wieder herein, Flo kam mir gerade entgegen und ich lief gegen ihn...


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