Kapitel 105

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----Zeitsprung: 16.Dezember----

Es war die letzte Probe für meine Weihnachtsshow und am nächsten Tag war dann die Aufführung. Das Problem war, dass Flo am selben Tag der Aufführung auch seine Weihnachtsshow hatte und wir uns nicht gegenseitig besuchen konnten. Florians Eltern waren bei uns zu Hause und passten auf die Kleinen auf. Sie sahen es gleich als Kurzurlaub.
Ich machte mich im Hotel in Berlin für die Proben fertig. Mit großen Augen stand ich vor Kleiderschrank, packte ein Top an, zog noch einen Pully drüber und nahm eine bequeme Sporthose heraus.
Danach ging ich ins Bad, schminkte mich dezent, machte mir die Haare zum Zopf und zog ein Cappy drüber, mit der Hoffnung nicht erkannt zu werden auf dem Weg zur Halle.
Dort angekommen begrüßte ich alle Sänger, Tänzer und das gesamte Team. Dieses Jahr waren wieder wirklich tolle Künstler dabei! Es machte mir jedes Jahr aufs Neue Spaß mit so vielen verschiedenen Sängern zu singen. Es waren alle Musikrichtungen dabei – von Schlager bis Rock, von Volksmusik bis Metal und ehrlich gesagt machte mich das mächtig stolz, denn Keiner von Ihnen brachte Vorurteile mit und es tat unheimlich gut von Jedem so freundlich angenommen zu werden.
Die Proben verliefen super. Wir hatten jede Menge Spaß, am Abend ging es ins Hotel zurück, ich unterhielt mich noch ein wenig mit meinen Tänzern und diesmal war sogar Cale als „Gasttänzer" mit dabei. Das freute mich wirklich riesig.
Als wir uns verabschiedeten und ins Bett gingen, zog ich mich schnell um, kuschelte mich in die Decke ein und rief sofort Flo an. Es klingelte eine Weile, bis ich ein müdes „Hallo?" zu hören bekam.
„Hallo Schatz. Hast du schon geschlafen?"
„Mäuschen, es ist halb 1... ja! Wie geht's?"
„Sehr gut, alles verläuft super und bei dir?"
„Ebenfalls... ich vermisse dich meine Kleine."
„Ich dich auch... und die Kids..." Langsam wurde meine Stimme trauriger. Ich war jetzt seit zwei Wochen in Berlin und hatte die Süßen nur einmal zwischendurch gesehen und Flo auch nur einmal!

Ich versuchte so normal wie möglich zu wirken, doch natürlich bemerkte es Flo.
„Ach komm Liebling, diese zwei Tage wirst du auch noch aushalten, dann haben wir uns wieder."
Ich kämpfte gegen meine Tränen, schaffte es aber nicht und begann zu schluchzen.
„Nein" rief Florian durchs Telefon „Nicht weinen meine Kleine, bitte nicht weinen, denke an deine Show! Du weißt, ich ertrage es nicht dich weinen zu hören!"
Diese Aussage und im Allgemeinen, wie er sich so um mich sorgte, fand ich einfach hinreißend. Es war so süß, langsam beruhigte ich mich wieder.
Als ich nur noch in abgehackten Sätzen antwortete und manche Fragen falsch verstand, bemerkte Flo, dass ich am Einschlafen war, aber er legte nicht auf, bis ich in meiner Traumwelt verschwand.

Am nächsten Tag musste ich früh aus dem Bett, zum Leiden meines Aussehens, aber ein Glück gab er Serena.
Der Abend rückte schnell ran und die Show begann. Es war der absolute Hammer, meine Gäste, die Band, die Tänzer und vor allem das Publikum war nicht zu stoppen!

Das letzte Lied wurde gespielt – „Ein kleines Glück" – es war ein etwas älteres Lied, von meinem Album „Farbenspiel". In diesem Moment als ich es sang, stiegen tausende Erinnerungen in mir hoch – wie ich es auf meiner ersten Stadiontournee gesungen hatte, wie sehr ich mich dabei an Flo erinnerte und an meine Kinder, einfach alles.
Ich lies mich auf das Gefühl und die Erinnerungen ein und verdrückte dabei auch einige wenige Tränen.

Vor meiner Abmoderation schaute ich ins Publikum und sah, wie sich das Publikum auf eine kleine Reise mitgenommen lassen hat – viele weinten, Andere kuschelten sich in die Armen des Partners und manche träumten vor sich hin und himmelten mich an. Genau dieses Gefühl wollte ich für Weihnachten behalten – dieses friedliche Gefühl.

Ich sprach durch das Mikro:

„Ihr Lieben, vielen Dank für diese wunderbare Show. So wie ich euch alle jetzt sehe, soll es bleiben! Zu Weihnachten, zu Ostern, im ganzen Jahr – dieser Frieden, der jetzt gerade hier herrscht, dieses warme, herzliche Gefühl von Liebe! Danke an euch alle und danke auch an meine Familie. Ich wünsche von Herzen FROHE WEIHNACHTEN!"

Im Hintergrund wurde die Background-Musik leiser und ich ging von der Bühne – mit einem ganz neuen, erfrischenden Gefühl...

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