Kapitel 155

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Mein Handy klingelte laut. Als ich annahm war ein hektischer Uwe am Ende der Leitung: „Helene? Bist du dran?"Ich antwortete mit einem verwirrten „Ja!?" – „Also, es gibt Neuigkeiten. Wir haben einen neuen Spender für euer Hospiz. Rate wie viel er gespendet hat!" Er war total aufgebracht und klang ziemlich nervös. „Uwe, jetzt hör auf mit den Spielchen! Sag's mir einfach, bitte." presste ich neugierig hervor. „Setz dich hin..." warnte er mich mit ernstem Unterton „50Millionen Euro." – „Bitte...was?" stotterte ich und musste mich wirklich für einen Moment setzen.
Nach einem kurzen Moment der Stille hob ich das Handy wieder an mein Ohr: „Wer?" – „Ich habe keine Ahnung. Er wollte anonym bleiben. Aber ist das nicht erstaunlich, super, megamäßig??? Und vor allem gute Werbung für die Show heute Abend." – „Ja! Wir sehen uns später" antwortete ich knapp und legte sofort auf.

Flo kam gerade ins Zimmer und erschreckte mich, indem er seine warmen Hände an meine Schultern legte.
„Schatz? Du schaust so seltsam? Was gibt's?" Sollte ich es ihm wirklich gleich sagen? „Ich... oh mein Gott. Wir haben für das Hospiz von einem anonymen Spender 50Millionen Euro erhalten." schrie ich schon fast. Auch mein Schatz war geschockt, bis er sich aus seiner Starre löste und mich überglücklich umarmte.
Wir beruhigten uns mit der Zeit und mussten dann zur Halle. Die Show war in Berlin, deswegen waren unsere Kinder leider nicht dabei, denn die hatten ziemlich viel mit der Schule zu tun, weil sie das Jahr dem Ende neigte.

Immer noch überwältigt humpelte ich auf meinen Krücken zum Eingang und wir wurden prompt von allen anderen Stars begrüßt. Ein langes Gespräch begann, bis die letzte Vorbereitungen begannen.
Es waren nun nur noch wenige Stunden bis zur Show, ich hatte mich schon kurz nach der Maske in meine Garderobe zurückgezogen, als plötzlich Carmen in meine Umkleide kam: „Hallo Helene, ich muss dir noch kurz etwas erzählen."

Sie setzte sich neben mich aufs Sofa und begann zu erklären: „Also, in der Sendung kommt ein kleiner Junge. Er heißt Leo und ist schon seit einem Jahr nur im Krankenhaus, weil er Leukämie hat. Es wird einfach nicht besser, nur deine Musik hilft ihm. Ich habe das schon mit Uwe abgesprochen und dachte mir, dass er vielleicht der erste Patient in eurem Hospiz sein könnte. Seine Eltern haben keine Arbeit mehr, weil sie vollkommen für ihn da sein möchten, deswegen wird das Geld knapp und es sieht auch nicht gut aus. Wäre das nicht eine tolle Überraschung?" Kurz überlegte ich, obwohl das überhaupt nicht nötig war: „Natürlich! Ich spreche nachher noch mit Flo und komme auf die Bühne, wenn du mir ein Zeichen gibt."
Es war alles abgemacht und nun war es soweit.
Flo fand die Idee auch sehr gut – plötzlich begann die Moderation. Die ersten Gäste wurden vorgestellt, dann waren wir dran.

Wir erzählten etwas von unserem Projekt, es wurden auch Videos gezeigt und herzlich bedankte sich Flo öffentlich bei dem unbekannten Spender. Danach gingen wir erstmal wieder zurück hinter die Bühne.
Nur wenige Minuten später, wurde der kleine Leo angekündigt – er war gerade mal sieben Jahre alt und musste schon so viel durchmachen. Seine Geschichte wurde erzählt und es wurde auch erwähnt, dass er ein Fan von mir ist. Niemand ahnte etwas, nicht einmal seine Eltern.
„Wir wissen, dass du Helene Fischer sehr magst... Deswegen haben wir eine Überraschung für dich... darf ich vorstellen? Helene?" Das Publikum jubelte, ich humpelte vorsichtig die Treppen herunter und umarmte Leo sofort.

Er war total sprachlos und nachdem ich seine Eltern ebenfalls begrüßt hatte, setzte ich mich neben ihn. Er sagte fast kein Wort, erst als ich ihn ein paar Fragen stellte, begann er aufgeweckt los zu plappern. Doch vorher überbrachte ich seinen Eltern noch die gute Nachricht, dass er in unser Hospiz durfte. Die Mutter war so gerührt, dass sie anfing zu weinen – man konnte spüren welche Schmerzen sie durchmachen musste, wie sehr die Eltern mitlitten. Auf der einen Seite war es schrecklich, aber auf der anderen Seite auch schön, denn diese Familie zeigte uns, wie wichtig Zusammenhalt ist.
Auch Leo war gerührt und stellte sich nun neben mich. Ohne dass es abgesprochen war begann er zu reden: „Viele haben dich lieb Helene. Und ich dich auch, aber nicht nur weil du so toll singst und tanzt. Du bist ganz lieb, egal ob man dich kennt oder nicht. Jetzt schenkst du mir das noch, es ist einfach toll und ich bin, obwohl ich diese dumme Krankheit habe, sehr glücklich. In seine Augen stiegen Tränen.

Ich musterte ihn von oben bis unten und stellte eine Ähnlichkeit mit Amelie fest. Seine Haut war bleich, Augenringe zeichneten das obere der Wangen und sämtliche Gesichtsfarbe war verschwunden. Keine Haare auf dem Kopf und trotzdem stand er da wie ein Held – er stand das, wie fast kein anderer Mensch im Leben, der ein paar Probleme hatte. Die Kinder sind immer noch am stärksten und vor allem weise. Seine Worte erinnerten mich auch an die von Amelie. In ihnen steckte so viel Sinn.

Ich wollte es unterdrücken, doch es ging nicht. Warme, salzige Tränen strömten über meine Wangen, schlagartig ließ ich meine Krücken fallen und ich umarmte Leo so fest, wie ich es bei fast Niemandem je getan hatte...


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