Kapitel 112

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Mit Herzklopfen setzte ich mich auf und fragte zurückhaltend: „Was... was ist passiert?" „Sophias Werte sind schlechter geworden. Wir müssen die Nacht jetzt abwarten, was passiert... es könnte sein..." Er sprach nicht weiter und ich wusste auch warum... er konnte es nicht aussprechen.
Wütend ging ich auf ihn zu und fing an Florian anzuschreien: „Was könnte sein? He? Was? Wolltest du gerade sagen, Es könnte sein, dass unsere Tochter stirbt? Du hast sie also schon aufgegeben? Sehe ich das so richtig?" Ich wollte das alles gar nicht sagen und es war auch nicht so gemeint, ich brach nebenbei in Tränen aus und fühlte mich einfach nur schlecht. Eigentlich hätte ich stark sein müssen, für meine Familie, aber nein, ich musste lieber heulen. Ich war auf mich selbst so sauer, dass ich aus Reflex begann Flo anzuschreien. Danach huschte ich auf den Flur und zog mir eine Jacke an. Flo rief mir hinterher: „Wo willst du hin?" „Na wo hin wohl? Zu unserer Tochter."
Er kam zu mir gerannt und riss mir die Jacke aus den Händen: „Helene, die Ärztin hat gesagt, dass wir hier bleiben sollen, weil wir eh nichts tun könnten."

Ich stand fassungslos vor ihm und bewegte mich keinen Zentimeter. Doch dann flossen wieder neue Tränen über meine Wangen und Flo kam sofort an mich heran und nahm mich in den Arm. Kurz verblieben wir so, dann nahm er mich hoch und legte mich aufs Sofa: „Mäuschen, du musst dich beruhigen. Das bringt keinem von uns etwas, wenn du vor Sorge auseinanderbrichst!" Ich klammerte mich fest an ihm, bis ich mich wieder beruhigt hatte - schon wieder hatte auch er Tränen in den Augen.
„Wir müssen jetzt stark sein, für unsere Kleinen." Sagte ich gestärkt zu ihm und strich seine Tränen aus dem Gesicht. Er tat das selbige bei mir und ging dann kurz an die frische Luft.

Ich atmete kurz tief ein und folgte ihm dann.
Er stand einfach nur da und starrte in die Weite über den Rasen hinweg. Es war eine sternenklare und auch sehr kalte Nacht. Ich lehnte mich an ihm an und gemeinsam beobachteten wir den Himmel. Plötzlich sahen wir eine Sternschnuppe. Wir schauten uns an und sagten gleichzeitig >Alles wird gut<.

Es kam sogar ein Lachen über unsere Lippen und Flo küsste mich. Seine Erleichterung war deutlich zu spüren. Als er bemerkte, dass ich schon etwas zitterte, gingen wir wieder ins Haus.

„Alles ok Schatz?" hörte ich von der Seite fragen. „Ja Flo, alles ok.".
Er kam auf mich zu, zog mich hoch, setzte sich hin und nahm mich dann auf seinen Schoß: „Lenchen, wir sind eine tolle Familie. Wir stehen alles durch, solche Momente wollen uns das nur zeigen. Mach dir bitte nicht allzu große Sorgen!" Ich nickte und küsste seine Wange.

Flo stand auf und ging ins Bad, um sich umzuziehen. Ich legte mich auf das Sofa und wartete noch kurz.
„Liebling, du kannst ins Bad! Komm wir gehen schlafen!" rief Flo, doch ich hörte ihn gar nicht.

Noch bevor er mir mein Schlafzeug reichen konnte war ich eingeschlafen...

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