Kapitel 176

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Diese Worte schmerzten mir mehr, als alles andere auf der Welt. Mir stiegen Tränen in die Augen und wäre ich nicht sofort aus dem Zimmer gerannt, wäre ich wahrscheinlich noch direkt in Sophias Zimmer zusammengebrochen.
Ich stürmte ins Schlafzimmer, schmiss mich aufs Bett und ließ meinen Tränen einfach freien Lauf. Alles musste raus. Ich dachte immer, dass ich eine gute Mutter war. Ich hab doch immer alles für meine Kinder getan. Vielleicht war es doch falsch, wieder auf die Bühne zu gehen?
Es fühlte sich an wie Stunden, die vergingen. Ich weinte die ganze Zeit. Am liebsten hätte ich Sophia gehasst, aber sie war meine Tochter und ich liebte sie über alles. Wer weiß, was die Kleine dazu getrieben hat mich so anzuschreien.

„Schatz?" Flo kam leise auf mich zu und streichelte liebevoll über meinen Rücken. Ich wollte ihm nicht meine Tränen zeigen, doch es ging nicht anders. „Süße, was ist denn passiert? Sophia war auch so komisch!" – „Lass mich in Ruhe, bitte..." schluchzte ich traurig und hoffte darauf, dass mein Mann schnell das Zimmer verlässt, was jedoch nicht der Fall war.
„Nein, ich muss erst verstehen warum ihr so seid!" Wütend setzte ich mich auf: „Was ist? Was ist willst du also wissen?" Ungewollt wurde meine Stimme lauter, doch ich hielt mich zurück. „Tut mir Leid..." flüsterte ich auf schaute beschämt auf die Bettdecke, während ich kleine Kreise auf der Bettdecke zeichnete. „Kein Problem...und jetzt..." Flo drückte mit seinem Zeigefinger mein Kinn nach oben „Rück raus mit der Sprache...was ist passiert?" – „Ich...Sophia...wir...haben uns gestritten. Sie hat mich ziemlich heftig angeschrien und das ist alles meine Schuld! Ich war die ganze Zeit eine schlechte Mutter und habe es nicht bemerkt Flo! Ich habs einfach nicht bemerkt." schluchzte ich, wurde aber sofort von meinem Mann unterbrochen: „Du spinnst! Du bist eine super Mama und es ist doch schon oft vorgekommen, dass Sophia mit uns streitet."
Kurz herrschte Stille, nur mein Kopf schüttelte die ganze Zeit hin und her. „Nein, es war anders. Sie hat gesagt...wenn...wenn sie an Amelies Stelle gewesen wäre...hätte ich nicht so geweint...Flo, das hat verdammt weh getan!"

Florian nahm mich in den Arm und begann mir behutsam über den Rücken zu streicheln. Eine Wärme, die er abgab, wirkte sehr beruhigend auf mich und für einen kurzen Moment war ich ganz still. „Ich rede mal mit ihr..." hauchte er mir ins Ohr, bevor sich unsere Lippen zu einem sehnsüchtigen Kuss versiegelten.
„Danke..." wimmerte ich und wischte mir schnell einige Tränen von der Wange. „Aber..." – „MAMA!" Felix Stimme war aus dem Wohnzimmer zu hören. Sie kratzte ganz schön. Schnell versuchte ich mein Aussehen wieder herzustellen, um nicht ganz so verheult auszusehen. Felix sollte nichts von alle dem mitbekommen.

Als ich zu meinem kleinen Ritter ging, kümmerte sich Florian derweile um Sophia.
Besorgt setzte ich mich mit aufs Sofa. Meine Hand wanderte sofort zu Felix Stirn, denn seine Wangen waren erschreckend rot. Tatsächlich – das Fieber war gestiegen, mittlerweile war es so hoch, dass ich begann mir ernsthafte Sorgen zu machen.
„Mama, mein Bauch tut so weh!" jammerte der Kleine. Ich streichelte ihm liebevoll über den Arm und zog seine Decke höher. „Ich hole dir mal eine Wärmeflasche und einen neuen Tee." Mein Sohn nickte und ich machte mich gleich auf den Weg in die Küche.

Im Flur blieb ich jedoch urplötzlich stehen, denn von oben waren laute Stimmen zu hören. Ich stellte mich schnell auf die Mitte der Treppe und erschrak über die Worte, die ich mir anhören musste.
„Dumm! Sie ist einfach dumm! Und du kannst gehen Papa! Ich hasse Mama und ich will nichts mehr mit ihr zu tun haben! Die hat doch keine Ahnung von Liebe! Ich habe mich noch nie wohl gefühlt." – „Sag sowas nicht, deine Mutter liebt dich mehr als ihr eigenes Leben!" – „Ich wette nicht. Am besten ist sie stürzt sich gleich aus dem Fenster, oder so!!!!" Ich zuckte hoch und hatte Probleme nicht in Tränen auszubrechen. Was hatte ich denn getan? War irgendetwas vorgefallen.
Mein Herz schien in tausend Teile zu springen. Traurig setzte ich mich auf die Treppenstufe und vergrub mein Gesicht in den Händen.

„Das reicht Sophia! Du hast Zimmerarrest! So schnell wirst du hier nicht mehr rauskommen und Silvester ist für ich auch gestrichen. Sowas sagt man nicht über die Mutter, egal was sie gemacht hat und vor allem nicht über deine Mutter, die immer für dich da ist!" hörte ich Flo schreien. „Ihr seid doch eh alle gegen mich!" brüllte Sophia ihm noch nach, kurz bevor die Tür richtig laut ins Schloss knallte.
Flo schien mich noch nicht zu bemerken, denn er lehnte sich an die Tür und seufzte laut.

„Ich habe alles falsch gemacht..." wimmerte ich, so gut verständlich wie es unter den Tränen nur ging. „Helene? Du bist ja hier..." Flo kam die halbe Treppe herunter und platzierte sich dann neben mir. Seine Hand streichelte wieder über meinen Rücken.
Ich wollte aufspringen – endlich weg, aber mir wurde urplötzlich ganz schwindelig und heiß, so dass ich mich gleich wieder setzen musste.
„Alles okay Schatz?" drang die besorgte Stimme von meinem Mann ein mein Ohr. Mir wurde in dem Moment so schlecht, dass ich nicht anders konnte und ihn noch eine Sorge mehr aufhalste. „Mir ist schwindelig und grad...total schlecht..." Ein hilfesuchendes Kopfschütteln unterstützte meine Antwort, kurz bevor mich Flo in seine Arme nahm...


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