Kapitel 152

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Von hinten rief Markus mir zu: „Jetzt warte doch. Ich rufe Florian an, damit er dich abholt." Ich drehte mich um, schaute ihn an und lief einfach davon. Ich musste allein sein, frische Luft spüren und meine Gedanken ordnen.
Plötzlich griff er mich an der Schulter: „Bitte Helene. Florian kommt dich abholen!" – „Es tut mir alles so leid Markus. Du leidest so sehr und ich benehme mich hier wie ein kleines Kind. Bitte verzeih mir das, ja?" Er nickte traurig und setzte sich mit mir vor das Haus an den Eingang.
„Weißt du?" fing er leise an zu erzählen „Ich habe es geahnt. Ich konnte es die ganze Zeit spüren, aber Erika war so voller Hoffnung... ich... ich weiß nicht, wie ich das alles auf die Reihe kriegen soll!" Tränen bildeten sich in seinen Augen und auch ich suchte nach Worten: „Markus, wir werden auf jedenfall immer, wirklich immer und zu jeder Zeit für euch da sein! Das musst du mir glauben." Kurz verblieben wir noch so, dann stand ich auf: „Ich muss kurz allein sein. Geh rein, hoch zu Erika. Ich komm wieder, wenn Flo da ist."
Schnell erhob ich mich und schlenderte kurz durch die Straßen.
Ich bin eine der beliebtesten Sängerin Deutschlands und konnte nichts gegen so eine verdammte Krankheit tun? Irgendwelche Türen mussten mir doch offen stehen, es gibt für alles eine Lösung.
Schneller und schneller lief ich den Fußweg entlang. Wenige Menschen starrten mich verwirrt an, einige runzelten nur ihre Stirn. Immerhin lief ich gerade in einer Siedlung lang, in der es sich schon herumgesprochen, dass Helene Fischer's Schwester dort wohnt.

Ich rannte immer schneller und überlegte verzweifelt, was ich tun könnte – für Amelie, Erika, Markus – für die Familie, gegen das Leid und auch gegen das Leid von allen anderen Kindern und Menschen auf dieser Erde.
Meine Gedanken spielten total verrückt und ich wusste auch nicht, woher das alles auf einmal kam.

Plötzlich spürte ich einen Huckel unter mir und ein grelles Licht blendete mich. Schützend hielt ich meine Hand vor die Augen und versuchte etwas zu erkennen. War das etwa ein Auto? Eine schwarze Gestalt erschien vor mir und packte meine Hand. Kurz bevor ich losschrie, bemerkte ich, dass es Amelie war.

Sie lächelte mich an und zog mich hinter ihr her: "Ist alles gut Helene? Hast du sich verletzt?" ich schüttelte den Kopf: "Nein warum?" - "Du bist gerade hingefallen und warst kurz weg." Sie nahm mich mit sich.
Ich zögerte und versuchte an der Stelle stehen zu bleiben. Ungläubig rieb ich meine Augen und versuchte das alles einzuordnen.
„Amelie?" fragte ich geschockt. Sie kicherte: „Mensch Helene! Komm jetzt, Felix wartet schon aufm Spielplatz."

Wie in Trance lief ich mit ihr an der Hand zum Spielplatz und versuchte den Fehler zu finden. As wir ankamen war tatsächlich Felix da. Er spielte vergnügt und auf der Bank saß Erika. Sie lachte mir entgegen und ich sollte mich neben sie setzen.
Die Kinder spielten gemeinsam und ich schaute meine Schwester verwirrt an: „Erika?" – „Ja Schwesterchen?" – „Das alles hier ist nicht war, oder?" Ihr Augen wurden größer und besorgt fragte sie: „Wie meinst du das?" – „Naja Amelie... sie... es...". Vorsichtig legte Erika ihre Hand auf meine und beruhigte mich: „Die Chemo ist jetzt erstmal rum, sie darf hier spielen. Das wird schon wieder."
Ich war richtig verwirrt und wollte nur weg, doch Erika hielt mich auf: „Helene, Florian hat mir erzählt, dass du geträumt hast, dass alles ganz anders ausgeht, aber wir werden das schon hinbekommen! Ihr alle kümmert euch so gut um uns, es kann nicht schlimm ausgehen."

Das war mir zu viel. Ich stand auf und rannte davon.
Hatte ich das alles nur geträumt? Das Konzert? Der Tod? Das Leiden?

„Helene? HELENE!" rief sie noch hinter mir, doch ich wollte nicht reagieren...


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