Kapitel 119

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... auf einmal wurde ich traurig, denn mir wurde bewusst, dass alles was Herr Judan erzählte eher auf Flo zu traf und nicht auf mich.
Langsam spürte ich, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Hektisch sprang ich von meinen Stuhl, sagte: "Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment." und unterbrach somit das herzliche Lachen von den Männern. Ich rannte los auf die Terrasse und klammerte meine Hände fest an das Geländer.
Plötzlich spürte ich zwei warme Hände, die meine Taille von hinten umfassten. Sanft flüsterte mir jemand ins Ohr: "Schatz, geht es dir nicht gut?".
Ich drehte mich mit einem tränenverschmierten Gesicht um, schaute Flo erst in die Augen und ließ mich dann für eine unendlich lange Umarmung in seine Arme fallen. Verwirrt strich er mir still einfach nur über den Kopf und fragte nicht nach. Das war genau der Grund, warum ich mich in diesem Moment so schlecht fühlte. Flo war immer für mich da, ständig überraschte er mich und so viel musste mein Liebster aushalten, trotzdem gab es keinen Moment in dem er mir nicht seine unendliche Liebe und Leidenschaft zeigte. Ich hingegen war oft abweisend und auch zickig.
Erst kurze Zeit später streichelte er mir über den Rücken und fragte besorgt: "Was ist denn mein Mäuschen?".
Ich löste mich langsam aus der Umarmung und blickte ihn nochmal in seine braunen Augen. Noch einen letzten Schluchzer, dann hatte ich mich halbwegs wieder gefasst.
Mit einem starren Blick zum Boden stotterte ich: " Seine Frau macht so viel für ihn, sie hat alles aufgegeben, nur um bei ihn zu sein und ich? Ich... Ich verlange das immer von dir. Du... Du bist ständig für mich da, gibst mir Kraft und machst mir Hoffnung. Ich mache nichts für... für dich! Du hast mich nicht verdient, du...". Geschockt unterbrach mein Liebling die kleine Rede und erwiderte, während er mir zärtlich mit den Daumen die Tränen von der Wange strich: "Schatz... Schatz du hast unrecht! Was spinnst du dir hier eigentlich zusammen? Gerade deswegen mache ich ja so viel für dich, weil du mir so viel Gutes tust. Du hast mir unsere wundervollen Kinder geschenkt, du bist da wenn ich dich brauche und das Wichtigste: wenn ich dein Lachen sehe und deine Nähe spüre, bin ich der glücklichste Mensch der Welt." Vorsichtig nahm Flo meine Hände in seine und redete weiter: "Mäuschen, du und unsere Kinder... Ihr seid alles, was ich habe und ich möchte nicht, dass du dir Vorwürfe über etwas machst, was gar nicht stimmt! Ich liebe dich und all deine Fehler und Macken, weil du genau so richtig bist. Da brauche ich auch nicht jedesmal eine Überraschung, denn ich weiß genau, wie sehr du mich liebst. Verstanden?"
Zurückhaltend nickte ich und jetzt flossen mir einige Tränen der Rührung über die Wangen: "Danke... Ich weiß auch nicht, wahrscheinlich vermisse ich einfach die Kinder und bin etwas sentimental, aber als Herr Judan davon erzählt hat, was seine Frau alles...". Ich wurde durch einen liebevollen Kuss unterbrochen. Danach strich mir Flo noch die letzten Tränen aus dem Gesicht und wir gingen wieder herein.
Etwas verwirrt, schaute uns die Beiden schon an, doch wir setzten uns einfach und unterhielten uns lustig weiter. Hin und wieder trafen sich Flo's und meine Blicke, wobei immer ein verliebtes Lächeln in meinem Gesicht entstand.
Der Abend wurde dann trotzdem noch sehr lustig. Gegen 23:00Uhr verließen wir das Restaurant, denn Flo schnappte meinen Arm und verabschiedete sich überstürzt und schob mich förmlich zum Zimmer.
Neben unserer Tür drückte er mich gegen die Wand und presste seine Lippen auf meine. Ich gab mich der Sache vollkommen hin und musste lachen, als mein Schatz nicht einmal die Schlüsselkarte in das Schloss bekam, weil seine Augen nur auf mich gerichtet waren....

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