Kapitel 144

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„Erika? Was ist denn?" fragte ich erschrocken „Ist etwas mit Mama und Papa?" Mein Herz begann zu schlagen und ich bekam richtige Angst, als keine Antwort folgte.
Erst nach einigen Atemzügen brachte sie hervor: „Nein, aber Amelie (Erika's Tochter)..." das Weinen wurde schlimmer. Immer wieder versuchte ich sie zu beruhigen: „Was ist mit ihr?" – „Sie... sie hat Leukämie..." Jetzt schluckte auch ich laut und wusste nicht mehr weiter.
Ich liebte Amelie über Alles. Sie war wie mein drittes Kind – sie war nunmal meine Nichte. Ich versuchte stark zu bleiben und nicht auch noch in Tränen auszubrechen: „Was?... Das tut mir unendlich leid! Sollen wir morgen zurück fliegen?" – „Nein... wir sind jetzt erstmal bei Mutti und Vati. Markus kommt morgen nach mit ein paar Sachen, wir würden das sonst nicht alleine schaffen. Lene, es sieht nicht gut aus."
Es war so schrecklich das zu hören. Immer wenn man so etwas hört, ist man zwar betroffen, aber wenn es dann wirklich in der Familie passiert ist es umso schlimmer. Vorsichtig sagte ich durchs Telefon: „Ok. Erika, ihr schafft das und wenn ihr Hilfe braucht, ruft an!" Sie verabschiedete sich schnell und legte dann auf.

Ich starrte einfach vor mich hin, auf die Wand – Amelie war auch mit den Kindern sehr gut befreundet. Vor einem Jahr ist Erika mit ihrer Familie auch wieder nach Frankfurt gezogen und Amelie geht mit Felix in eine Klasse – musste das jetzt alles so schlimm enden? Ich war mir sicher, dass das auf keinen Fall sein durfte.

Plötzlich packte mich jemand von hinten und riss mich aus meinen Schock-gedanken: „Schatzi, wer war das?" Ich drehte mich rum, um in Flo's Gesicht zu sehen. Auf meinen Lippen lag alles andere als ein Lächeln. Ich verzog mein Gesicht und berichtete ihm traurig, was passiert war. Auch Flo liebte Amelie. Sie hatte ihn auch sehr gerne und machte viel Unsinn mit ihm.
„Lene... das.... Ich finde keine Worte." Ich nickte ihm nur bestätigend und bemerkte dann, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten, doch ich wollte stark bleiben. Zurückhaltend fragte ich: „Denkst du sie schafft das?" Er zuckte mit den Schultern: „Das weiß niemand, aber sie ist stark."
Sofort nahm er mich in den Arm und streichelte mir über den Rücken. Eine Weile herrschte einfach nur Stille, bis Flo mich auf das Sofa zog und ich neben ihm saß: „Wie sollen wir das den Kindern erklären?" Ahnungslos schaute ich ihn an und kuschelte an seinen Hals. „Möchtest du zurück fliegen?" fragte er unsicher. Ich schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, die drei sind jetzt bei unseren Eltern. Ich glaube das muss sich alles erstmal einspielen und wir müssen das alle sacken lassen." Er stimmte mir zu und irgendwann bemerkte ich nur noch, wie ich ins Bett getragen wurde.

Der nächste Morgen war eher grau – auch auf Mallorca sind mal Wolken am Himmel. Das Wetter passte sich eindeutig unserer Laune an.
Ohne viel zu sagen aßen wir Frühstück, machten uns fertig und fuhren die Kids abholen.
Sie erzählten uns überglücklich wie es war – doch meine Gedanken konnten sich einfach nicht konzentrieren.
„Mensch Mama, du hörst ja gar nicht zu, was ist denn?" fragte Sophia genervt. Wir kamen gerade an der Finka an und gingen rein. Flo bat die Kinder sich aufs Sofa zu setzen. Beide waren sehr erschrocken, setzten sich hin und hörten mir zu.
„Kinder, ich muss euch etwas sagen. Erika hat vorhin angerufen, es geht um Amelie. Amelie ist sehr krank – sie... sie hat... Leukämie." Traurig atmete ich aus und lehnte mich an meinen Schatz.

Felix schaute uns mit großen Augen an und fragte traurig: „Heißt das sie muss... also, dass sie..." Sophia beendete den Satz etwas wütender: „Muss sie jetzt etwa sterben?"...


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