Kapitel 159

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Als die Küche wieder glänzte vor Sauberkeit gingen wir alle ins Wohnzimmer und legte einen Weihnachts-Disneyfilm ein. Gemeinsam kuschelten wir uns alle aufs Sofa und da ich den Film schon fast auswendig mitsprechen konnte, blieben meine Augen eher am Fenster hängen.
Leichte Schneeflocken fielen auf den Boden und mittlerweile war die ganze Erde schon bedeckt. Es waren tausende – millionen Flöckchen die – wie es schien – fröhlich umher tanzten und der Welt zeigten, dass Freude wichtig ist. Plötzlich blieb eine einzelne Flocke am Fenster kleben und erst jetzt konnte ich mit zusammen gekniffenen Augen wirklich Konturen, wie im Bilderbuch, erkennen. Sie verweilte nur sehr kurz, bis sie dahin geschmolzen war und prompt lenkte ich meine Gedanken auf meine Schwester. Es muss eine undenkbar schwere Zeit für sein – und erst recht für Markus, denn er muss gleichzeitig noch für Erika da sein. Wir mussten den beiden einfach ein wunderschönes Fest liefern – nicht als Trost, oder als Entschädigung – nein. Einfach aus Herzen, weil wir ihnen zeigen müssen, dass wir immer für sie da sind und vor allem, dass wir sie über alles lieben.
„Mama?" Felix begann mich zu kitzeln „Nicht schlafen." – „Jaja, aber hör auf!" versuchte ich halbwegs verständlich rüber zu bringen, doch durch das Lachen war es eher erfolglos. Natürlich erfreuten sich auch Flo und Sophia daran, wie ich auf dem Sofa gekitzelt wurde und schlossen sich gleich an.
„Danke, dass sich jetzt hier alle gegen mich verschwören.... Sogar mein eigener Ehemann!" doch selbst das brachte die Bande nicht zur Beruhigung. Es ging noch eine Weile so weiter, bis ich voller Schrecken aufsprang und mich schon etwas kräftiger wehrte.
„Helene?" rief mir Florian besorgt nach, doch ehe er etwas hinzufügen konnte war ich schon aus dem Wohnzimmer verschwunden.

Mein Weg führte direkt zur Küche und meine Vermutung wurde bestätigt. Der Rauch bahnte sich schon seinen Weg aus dem Ofen heraus. Sofort griff ich nach einem Wischtuch und öffnete die Luke. „Verdammt!" fluchte ich und zerrte das Blech ein Stück heraus, was ziemlich unklug war, denn das Küchentuch verrutschte und meine Hand klammerte sich genau auf den Rand des Bleches. „Au!" ließ ich von mir los, als ich plötzlich bemerkte, dass ein leichter Dämmerzustand einsetzte.
Wie durch Watte nahm ich Flori's Stimme war und als nächstes fühlte ich seine kräftigen Unterarme an meinem Rücken.
Irgendwie schleppte er mich zum Waschbecken und das eiskalte Wasser, was nun über meine Hand lief, übertönte kurz die leichten Schmerzen. Ich hielt mich an der Theke fest, denn Flo musste sich noch schnell um die – wohl richtig schön verbrannten – Plätzchen kümmern.

Im Augenwinkel beobachtete ich, wie mein Schatz durch sämtliche Handbewegungen versuchte den Rauch durch das Fenster zu leiten. Dadurch musste ich kurz schmunzeln.
„Schatz? Ich bin da!" Wieder spürte ich Flo's Hände nah an meinem Körper. Mein Sichtfeld war ein bisschen verschwommen, was durch den Schock kein Wunder war. „Alles gut Flo." versuchte ich mich herauszureden. Langsam löste ich mich und wollte ins Wohnzimmer laufen, als mein Kreislauf mir doch einen Strich durch die Rechnung machte. Gerade so ertastete ich den Küchentisch und danach Florian's Schulter.
Halb abwesend fragte ich: „Kann ich mich vielleicht hinlegen?" Schon wurde ich hochgehoben und keine Minute später lag ich auf dem Sofa – die Beine nach oben gelagert und wie ein Arzt kümmerte sich mein Schatz um meine Hand.

Es ging schnell, da war ich wieder normal und wollte mich aufsetzen, doch Dr. Silbereisen sprach ein lautes Verbot aus: „Helene. Die Hand sieht echt nicht gut aus. Vielleicht sollten wir lieber zum Arzt." – „Du spinnst wohl? Einen Tag vor Weihnachten. Es ist doch nicht viel passiert." Ein bisschen Wut auf mich selbst steckte auch in mir, aber es war doch gar nicht so schlimm.
Florian schaute mir besorgt in die Augen: „Helene, du bist fast weggekippt." – „Ja, weil ich einen Schock hatte! Bitte Dr. Silbereisen!" lachte ich vor mich hin. Er konnte mir nun mal keinen Wunsch von den Augen abschlagen. „Na gut Frau Fischer! Aber heute ist für Sie Schonzeit angesagt." – „Gehört dazu auch ein Kuss vom Ehepartner?" – „Vielleicht." Liebevoll lehnte sich mein Liebling über meinen Kopf und sein Atem kam spürbar näher. Irgendwann trafen sich endlich unsere Lippen, bis wir abruppt unterbrochen wurden.
„Mama? Was ist denn passiert?" Felix stand im Zimmer. Flo zuckte hoch: „Em... nichts Schlimmes. Die Plätzchen sind angebrannt und Mutti hat sich nur ein bisschen an der Hand verletzt."

Ich überlegte kurz und fügte sofort hinzu: „Wenn ich hier so drangsaliert werde, habt ihr das jetzt davon. Ihr müsst die ganze nächste Woche das Geschirr spülen, weil das so kaum möglich ist." Jetzt hatte ich meine Rache und musste sofort grinsen.
Flo gab mir noch einen liebevollen Kuss und ging dann zurück in die Küche, um den Rest Rauch zu „beseitigen".
Sophia kam auch wieder herunter und gemeinsam schauten wir noch kurz eine Serie, als es dann endlich Abend war und wir ins Bett gingen.

Flo und ich lagen zufrieden nebeneinander und dachten über den nächsten Tag nach: „Ob sich Sophia und Felix über das Weihnachtsfest freuen werden?" seufzte ich zu mir selbst. Zu meiner Überraschung antwortete Flori: „Ja natürlich. Es wird wunderschön werden. Die ganze Familie!"
Schnell drehte er sich zu mir und streichelte über meinen Arm: „Helene?" – „Ja?" – „Ich liebe dich!"

Mit diesen Worten schloss ich meine Augen und schlief glücklich ein...


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