Kapitel 166

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Ein leckerer Geruch stieg in meine Nase. Langsam öffnete ich meine Augen und schaute direkt in Florians Gesicht. Er hielt mir stolz eine Tasse entgegen und drückte meinen Oberkörper hoch. „So mein Weihnachtsengel. Deine Mutti meinte, ich soll dich unbedingt mit einer heißen Schokolade wecken. Weißt du, was es damit auf sich hat?"
Ich nickte noch leicht verschlafen und nippte an der Tasse. „Früher gab es für mich und Erika am 25.12. immer heiße Schokolade im Bett. Ach meine Mutti ist süß." Schnell trank ich noch einen Schluck und beobachtete meinen grinsenden Schatz. „Was?" fragte ich verwirrt. „Du bist auch süß." Antwortete er, während Flori mir sanft die Schlagsahne von meinem Mund strich. Danach presste er seine Lippen auf meine und wir fanden uns in einen leidenschaftlichen und trotzdem zärtlichen Kuss wieder.
Als Flo jedoch immer wilder wurde und ich vor lauter Schwung schon fast die ganze heiße Schokolade auf dem Bett verteilte, stoppte ich ihn ein wenig: „Ne ne ne! Kannst du dich nicht mehr an gestern erinnern? Was da passiert ist?"
Das Blut stieg in seine Wangen und ich spürte, dass er die Situation, genau wie ich, noch einmal nachempfand. Gleichzeitig brachen wir jedoch in lautem Gelächter aus.

Plötzlich standen Sophia und Felix in der Tür: „Warum lacht ihr denn so laut? Wir wollen auch lachen." Ich schüttelte belustigt den Kopf und brachte unter meinem Lachanfall hervor: „Nein, das... ist eine erwachsenen Sache."
Als wir uns langsam wieder beruhigt hatten, machten wir uns schnell fertig und gingen dann runter zum Frühstück, um was sich meine Eltern schon gekümmert hatten. Der Tisch war reichlich gedeckt und nach und nach trudelte die gesamte Familie ein. Jeder fand seinen Platz und während des Essens wurde besprochen, was wir am ersten Weihnachtsfeiertag machen wollen. Doch bevor ich anfangen konnte zu reden, ermahnte mich mein Vater mit einem leichten Fußtritt.

Obwohl ich schon seit langem kaum noch gläubig war – im Dasein meiner Eltern und auch Florians Eltern, durfte das Gebet nie fehlen.
Sophia und Felix fanden das immer sehr amüsant, weil sie das eigentlich nicht gewöhnt waren, trotzdem gehörte es an Weihnachten irgendwie dazu. Nachdem ich alles ausgesprochen hatte, konnten wir uns endlich auf das üppige Frühstück stürzen.
Ich hatte riesigen Hunger und wurde von allen mit einem zufriedenen Gesicht angestarrt. Helga schaute mich eher fassungslos an, nachdem ich mir begann mein drittes Brötchen zu schmieren: „Helene? Alles in Ordnung?" Ich wusste erst gar nicht, was sie von mir wollte. Erst als sich ihr Blick auf das Brötchen richtete musste ich anfangen zu lachen: „Oh... ja klar... ich habe mega Hunger!" Alle anderen stimmten in mein Lachen ein und ich genoss mein weiteres Brötchen. Flo's Papa konnte sich nicht zurückhaltend und fügte noch hinzu: „Nach dem anstrengenden Abend gestern ist dieser Hunger ja kein Wunder!"
Sofort lief mein Gesicht rot an und am liebsten wäre ich wieder im Erdboden versunken. Ein Glück hakte niemand aus der Runde nach und wir ließen das Thema auf sich beruhen.

Nachdem ich genüsslich mein Brötchen aufgegessen hatte und Erika schon dabei war den Tisch, gemeinsam mit den Kindern, abzuräumen, steckte ich mir noch ein Stück Stolle in den Mund. Danach half ich mit die Küche aufzuräumen und dann verabschiedeten wir uns von Florians Eltern und von Markus und Erika. Meine Eltern wollten noch bis zum Abend da bleiben, um mit uns und den Kindern etwas zu unternehmen. Sie hatten noch eine Überraschung.

Als das Haus langsam wieder leerer war, bereiteten meine Mutti und ich schon das Mittagessen vor, während die Männer mit den Kids etwas spielten. Noch immer tönten wunderschöne Weihnachtslieder aus dem Wohnzimmer, was meine Stimmung immer mehr anheizte. Ich war in diesem Moment einfach nur unglaublich glücklich.
Nachdem das Essen fertig war und nun auch schon die Mittagszeitanbrach, setzten wir uns wieder an den reichlich gedeckten Tisch und begannen zu essen.
„Oma, Opa? Was machen wir denn nun heute?" drängelte Felix. Mein Vati lachte: „Ihr seid genauso ungeduldig, wie eure Mutti es früher war." – „Ich war nicht ungeduldig!" schritt ich ein, was alle anderen zum Lachen brachte. Flori saß direkt neben mir und küsste mich schnell: „Nein überhaupt nie bist du ungeduldig. Falsch verurteilt verdrehte ich meine Augen und widmete mich dann wieder meinem Teller.

Ich nahm mir noch einen Extra Klos und stopfte alles in mich hinein, bis ich papp satt war. Danach schauten wir noch kurz TV – für die Kinder kam ein schöner Märchenfilm und danach sollten wir uns anziehen. Meine Eltern wollten als Überraschung mit uns Schlittschuhlaufen gehen – in einer neuen Halle, die pünktlich zum Winteranfang eröffnet wurde. Die Kinder freuten sich riesig und ich liebte dieses Strahlen in ihren Augen.

Gerade als alle dabei waren sich umzuziehen, stieg plötzlich ein unwohles Gefühl in mir auf. Ich stand vor Spiegel im Schlafzimmer und sah, dass meine Haut immer blasser wurde. „Schatz? Alles in Ordnung?" fragte Flo leicht besorgt, als er mich ansah. Er wollte gerade seinen Pullover überstreifen, als ich ihn aus dem Weg drückte, um noch rechtzeitig die Toilette zu erreichen.
Sofort hörte ich Schritte hinter mir und als ich schon über dem Klo hing, hielt mir Florian aufmerksam meine Haare zurück.
Erschöpft ließ ich mich ein Stück nach hinten fallen und setzte mich auf die Fliesen. „Ich habe wohl doch zu viel gegessen." Liebevoll und vor allem beruhigend streichelte er über meine Haare und fühlte meine Stirn: „Jaja... naja du hast kein Fieber, also denke ich auch, dass deine Augen einfach größer waren, als dein Magen!"
Ich musste lachen und fühlte mich auch gleich viel besser. Flo half mir auf, ich putzte mir schnell die Zähne und ging dann wieder ins Schlafzimmer. Eigentlich wollte ich mich fertig machen, aber Flori schaute mich durchgängig sehr skeptisch an und schüttelte dabei leicht den Kopf. „Was?" fragte ich verwirrt. „So viel wie du heute gegessen hast, wird das gerade eben wohl nicht das einzige Mal bleiben. Ich glaube wir bleiben lieber hier und deine Eltern fahren mit den Kindern allein, oder nicht?" Kurz schaute ich bedrückt zu Boden, aber er hatte ja Recht. Außerdem bedeutete das für uns, endlich seit Jahren wieder einen Weihnachtstag einfach nur für uns alleine zu haben.
„Okay..." murmelte ich leise vor mich hin und ging schon mal zu meinem Vater, um ihn Bescheid zu geben.

Ich erklärte alles und eine halbe Stunde später lagen Florian und ich, ganz alleine im Haus, auf dem Sofa und schauten irgendwelche Weihnachtsfilme. Durchgängig fuhr er mir durch meine Haare und immer wieder küssten wir uns wild. Langsam wurde daraus immer mehr. Florian lächelte mich an: „Jaja, du hast extra so viel gegessen, damit wir Zeit für uns haben." – „Ja kar!" antwortete ich ironisch und langsam gaben wir uns der Leidenschaft hin. Es war so wunderschön, als plötzlich...



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