Kapitel 126

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Es war ein ziemlich seltsames Gefühl – ein Gefühl, was in meinen Körper noch nie geherrscht hatte. Stille machte sich in mir selbst breit und es gab keinen einzigen Gedanken.
Lange war ich in einer Art Schockstarre und spürte nichts außer Leere.

Irgendwann drang jedoch eine mir sehr unbekannte, männliche Stimme in mein Ohr. Jemand drückte fest meine Hand und ich versuchte sie zu befreien.
Immer wieder blinzelte ich mit den Augen, doch das stechende Licht, ließ sie wieder zu fallen. Erst nach einigen Versuchen gelang es mir und ich hielt sie offen.
Zwei Männer standen an meinem Bett, ich war irgendwo – konnte es aber nicht zu ordnen. „Guten Tag Frau Fischer, können Sie mich hören? Ich bin hier Arzt".
Ich schaute ihn nur verwirrt an und antwortete nicht. Der andere Mann beugte sich vorsichtig über mich und kam meiner Wange immer näher, dabei strich er mit seiner Hand über mein Haar, doch noch ehe er mich berühren konnte schrie ich auf: „Hilfe! Lassen Sie mich los! HILFE!".

Beruhigend redete der Arzt auf mich ein: „Ganz ruhig Frau Fischer. Es ist alles gut...", der andere Mann fiel ihm ins Wort: „Was ist denn mit ihr? Lene? Schatz?".
Warum nannte er mich Schatz? Wer ist Frau Fischer? Ich war komplett verwirrt und geschockt. Die Männer überrumpelten mich mit irgendwelchen Fragen und Aussagen und ich starrte die gesamte Zeit nur vor mich hin. Der Arzt tastete meinen Körper ab und fühlte meinen Puls, bis er mich fragte: „Welches Jahr haben wir?".
Ich schaute ihn seltsam an und wollte schon erwidern, was diese dumme Frage sollte, doch als ich antworten wollte, dachte ich lange nach und bemerkte, dass ich es nicht wusste. Mein Kopf war leer. Aufgeregt fragte ich: „Was ist los? Wieso... wieso weiß ich das nicht? Was...was ist los?".
Wieder versuchte er mich zu beruhigen und begann zu erklären: „Ich glaube Ihre Frau hat eine Amnesie, durch den Sturz verursacht. Frau Fischer... wissen Sie was passiert ist, bevor sie hier her gekommen sind?". Ich schüttelte traurig den Kopf und konnte nichts mehr zuordnen. Ungewollt stiegen mir Tränen in die Augen. Mit zitternder Stimme fragte ich: „Bin ich Frau Fischer?". Der Arzt nickte: „Ja, Helene Fischer und das ist Ihr Ehemann Florian Silbereisen.". Ich schaute in seine braunen Augen, fühlte aber nichts – keine Liebe, oder Spannung.
Der Arzt sprach noch eine Weile mit uns, dann ging er aus dem Zimmer. Wieder nahm Florian meine Hand und redete auf mich ein: „Mäuschen, es wird alles wieder gut! Wir schaffen das gemeinsam. Ich liebe dich. Und unsere Kinder brauchen dich! Es wird wied..." – „Wir haben Kinder?" unterbrach ich ihn eintönig. Er nickte zögerlich und noch größere Enttäuschung brach in mir aus: „Geh bitte aus dem Zimmer! GEH! Ich muss.... muss allein sein!".
Traurig verließ er das Zimmer und Tränen machten sich in meinem Gesicht breit. Ich hatte Kinder, einen Mann, war wahrscheinlich glücklich und konnte mich von all dem an Nichts mehr erinnern? Und das sollte ich jetzt so verstehen und akzeptieren? Diese Ungewissheit war schrecklich, ich wusste gar nichts über mich, gerade einmal meinen Namen, aber eine Verbindung zu Menschen, die ich eigentlich liebe, hatte ich nicht mehr. Meine nicht vorhandene Welt brach zusammen und ich weinte solange vor mich hin, bis ich wieder einschlief.

Die Nacht verging nur sehr unruhig, denn tausende Fragen und Gedanken hielten mich wach.
Irgendwann kam die Visite und gleichzeitig mein Florian.
Die Ärzte meinten, dass es besser wäre, wenn ich in eine gewohnte Umgebung gehe, denn abgesehen von der Amnesie hatte ich nichts mehr, außer ein paar blaue Flecken und eine leichte Prellung.

Als die Ärzte weg waren packte Florian meine Sachen in die Tasche und sagte: „Ich nehme dich jetzt mit und dann wird dir schon bald wieder alles einfallen!". Er wollte mir einen Kuss geben, doch ich drückte ihn von mir: „Es... es tut mir Leid. Das ist noch zu früh! Ich kenne dich ja gar nicht.".
Natürlich bemerkte ich sein bedrücktes Gesicht, aber so wie es aussah, verstand er mich: „Helene, ich glaube es wäre vielleicht doch besser, wenn du erstmal zu deinen Eltern gehst. Die Kinder würden dich vielleicht überrumpeln und Schritt für Schritt wäre leichter für dich.". Ich stimmte zu, mir war es sowieso egal, denn ich konnte eh nichts zuordnen.
Also ging ich mit ihm zum Auto und ließ mich fahren. Erst herrschte Stille, doch dann begann Florian mir ein bisschen zu erzählen: „Unsere zwei Süßen heißen Sophia und Felix, Sophia ist 2 Jahre älter – sie ist 7! Deine Eltern wohnen nicht weit von uns und heute ist glaube ich deine Schwester Erika auch noch da. Und achja, bitte nenne mich nicht Florian, das sagst du nur, wenn du böse auf mich bist. Meistens sagst du Flo oder Schatz und wir nennen dich Lene.".
Während er so erzählte, starrte ich aus dem Fenster und beobachtete, wie die Bäume an uns vorbei streiften.
Plötzlich hielt er an und wir stiegen aus. Ich stand schüchtern am Auto, während Flo schon an der Tür klingelte.

Doch auf einmal kamen 3 junge Leute auf mich zu: „Helene Fischer? Wow, da sind wir einmal in Wöllstein und treffen Sie wirklich! Das ist ja super. Können wir ein Foto machen? Bitte!". Ich schaute mich verwirrt um und legte einen „Hilfe-Blick" auf, mit dem ich zu Flo schaute. Was wollten die von mir?...

Ich möchte mich ganz herzlich für 8000 reads bedanken. Wirklich, das ist wunderbar, vielen, vielen Dank!
Es würde mich freuen, wenn ihr mir ein Feedback geben könntet und ob euch die Geschichte immer noch gefällt, oder ob sie inzwischen langweilig geworden ist!
Desweiteren wäre es toll, wenn ihr mir vielleicht einige Ideen schreiben könntet, wie Helene ihr Gedächtnis wieder bekommt! Ich hoffe es kommen viele Vorschläge, denn das Richtige fällt mir nicht ein!
Danke und noch viel Spaß beim Lesen ;)


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