Glücklicherweise war das Krankenhaus von hier nicht weit und ich rannte so schnell ich konnte durch den Regen. Nebenbei rief ich Riku an. Ich konnte da nich alleine sein, das würde ich nicht verkraften. Eine gefühlte Ewigkeit war ich dann endlich da und erkundigte mich sofort wo die beiden waren. Finja lag noch im OP-Saal und Leevi war auf der Kinderstation untergebracht. Den Ärzten nach ging es ihm den Umständen entsprechend gut, trotzdem wollte ich jetzt sofort zu ihm. Er wusste doch gar nicht was los war und dann hatte er noch nicht mal seine Eltern bei sich. Die Tränen liefen mir nur so von den Wangen. Immer noch total panisch lief ich hin und her, da mich keiner in diesem Zustand zu ihm lassen wollten. Es würde sich schon gut um ihn gekümmert werden hörte ich immer wieder. Also rannte ich los um irgendwie zu Finja zu kommen. Ich musste wissen was mit ihr war und was überhaupt passiert war. Vor der Tür des OP schrie ich nur noch um mich wie ein Irrer. „Finja!" rief ich immer wieder und versuchte zu ihr zu kommen, doch ich wurde von irgendwelchen Krankenschwestern zurückgehalten. „Beruhigen Sie sich bitte Herr?" „Haber, ich bin ihr Mann. Ich muss doch zu ihr!" Sagte ich verzweifelt und musste wieder heulen.
Vollkommen aufgelöst diskutierte ich mit den beiden Frauen, bis ich auf einmal Riku sah, der auf mich zu rannte und mich sofort in den Arm nahm. Ich konnte einfach immer auf ihn zählen. Mein Schluchzen wurde wieder lauter, während Riku mir einredetet, dass alles wieder gut werden würde. „Komm, setzt dich erstmal und dann warten wir bis wir mehr erfahren okay?" sagte er mit ruhiger Stimme, doch ich schaffte selbst das nicht mehr. Kraftlos ließ ich mich an der Wand heruntergleiten und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Natürlich setzte sich Riku daraufhin ebenfalls zu mir auf den Boden und legte einen Arm um mich. Ich war froh, dass er hier war, alleine hätte ich das gerade einfach nicht gepackt. „Wieso Riku? Wieso musste den beiden sowas passieren? Womit haben sie das verdient? Was ist wenn Finja es nicht schafft und was ist mit Leevi?" Ich zitterte am ganzen Körper und wollte einfach nur aufwachen aus diesem schrecklichen Albtraum. „Ich weiß es nicht Samu, aber Finja wird das überleben, sie ist eine starke Frau, das weißt du. Und Leevi wird es sicher auch gut gehen. Versuch dich ein bisschen zu beruhigen, auch wenn das schwer ist gerade." Alles um mich herum blendete ich komplett aus, alles war verschwommen, ich wusste einfach nicht mehr wohin mit dieser schrecklichen Angst.
Erst gefühlte Stunden später kam dann mal ein Arzt vorbeigelaufen. Sofort sprang ich auf und taumelte auf ihn zu. „Sind sie Herr Haber?" fragte er mich ernst, was mir einen erneuten Schauder bescherte. Stumm nickte ich und musste mich an Riku stützen, der mittlerweile auch neben mir stand. „Frau Haber und ihr Sohn sind frontal in einen Geisterfahrer hingefahren. Es gab wohl keine Möglichkeit mehr rechtzeitig auszuweichen. Ihrem Sohn geht es wie schon gesagt den Umständen entsprechend gut. Eine leichte Gehirnerschütterung und ein gebrochenes Handgelenkt. Bei ihrer Frau sieht das leider ein bisschen anders aus. Sie lebt, aber ihr Zustand ist sehr schlecht. Wir haben alles versucht aber sie liegt jetzt im Koma, man weiß nicht wie lange sie in diesem Zustand bleiben wird. Es kann ein paar Wochen, aber auch Monate andauern. Sie müssen jetzt stark sein Herr Haber, für ihren Sohn und für Ihre Frau." Im Koma? Hatte ich richtig gehört? Ich wollte das einfach nicht wahrhaben. Zwar war ich erleichtert, dass es Leevi relativ gut ging und Finja noch Chancen hatte, aber wie sollte ich das denn alles ohne sie schaffen?
Wir hatten extra eine Bandpause eingelegt, damit wir Zeit zu Dritt hatten und jetzt passierte dieser Unfall? Nein, das konnte einfach nicht sein.
„Wo sind die beiden jetzt? Können wir zu ihnen?" fragte Riku den Arzt, da ich unfähig war etwas zu sagen. Daraufhin schickte er uns erstmal auf die Kinderstation zu Leevi. Obwohl ich so wackelig auf den Beinen war, rannte ich los, um meinen Kleinen zu sehen und ihn zu beruhigen. Wir wurden gleich von einer Ärztin empfangen. Hinter ihr stand dann eine Krankenschwester, die Leevi auf dem Arm hatte. Er hatte einen Verband um den Kopf und um sein Handgelenk. Er schrie wie verrückt, kein Wunder, wenn er hier so alleine war. Ich nahm ihn sofort auf meinen Arm und drückte ihn fest an mich. Zwar beruhigte er sich ein bisschen, aber weinte noch immer. Schließlich hatte er Schmerzen und wusste wahrscheinlich gar nicht damit umzugehen.„Bin ich froh..." sagte ich erleichtert. Es hätte eindeutig schlimmer kommen können für ihn, doch daran wollte ich gar nicht denken. Es war schon schlimm genug, dass Finja jetzt auf der Intensivstation lag und nicht sicher war, wie es mit ihr weiterging. Als ich daran dachte, rollten mir wieder Tränen über die Wangen. Ich konnte und wollte es einfach nicht wahrhaben. „Sie haben wahrscheinlich schon gehört, welche Verletzungen ihr Kleiner hat oder?" Ich nickte kurz und setzte mich erstmal hin, bevor ich gleich ganz den Halt verloren hätten. „Wir werden ihn ein paar Tage hier behalten zur Beobachtung. Wie können ihn gerne ein gemeinsames Zimmer geben, damit sie hier bei ihm bleiben können." Wieder ein Nicken von mir. Erst ein bisschen später wurden wir dann dort hin gebracht. Ich ließ mich sofort auf das Bett fallen und atmete laut aus. Das war alles viel zu viel für mich. Wann durfte ich denn endlich zu Finja? Das konnte doch echt nicht sein. Riku hatte mittlerweile Leevi auf dem Arm und legte ihn in sein Bettchen. Er brauchte den Schlaf jetzt und musste sich ausruhen.
„Was soll ich denn jetzt machen Riku?" fragte ich verzweifelt und immer noch heulend. „Es war doch alles so perfekt. Noch heute morgen waren wir glücklich und jetzt? Jetzt liegt alles in Trümmern." Mein bester Kumpel ließ sich neben mir fallen und zog mich in seine Arme, während ich den ganzen Schmerz einfach rausließ. „Ihr werdet auch wieder glücklich sein Samu, jetzt gib nicht auf. Es wird sicher ein schwerer Weg, aber ihr schafft das. Es wird alles wieder gut werden, auch wenn du das gerade nicht glauben kannst." Das sagte er so leicht, aber wie sollte ich das denn alles alleine schaffen? Außerdem wer gab mir die Garantie, dass es Finja wirklich schaffen würde? Ich durfte gar nicht darüber nachdenken...

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Forever yours
FanfictionNach der Geburt von Leevi und der Hochzeit von Finja und Samu scheint alles perfekt, doch ihre Zukunft hält noch viele Überraschungen bereit. Fortsetzung von „Liebe auf den ersten Blick?"