Heiligabend

361 23 8
                                    

Samu:
Die nächsten Tage bis Heiligabend vergingen schleppend. Sonst war die Weihnachtszeit für mich immer einer der schönsten Zeiten im Jahr, aber dieses Jahr war's einfach nur schrecklich. Auf den Straßen sah man überall glückliche Familien oder verliebte Pärchen. Gestern war ich mit den Kindern auf dem Weihnachtsmarkt gewesen und das war einfach nur schrecklich gewesen. Aber ich hatte es Leevi zur Liebe gemacht, weil er unbedingt wollte. Von Finja hatte ich nichts mehr gehört, weswegen ich beschloss ihr jetzt noch eine Nachricht zu schreiben. Vielleicht wollte sie ja heute auch gar nicht mit zu meiner Familie. Aber ich denke nicht, dass sie Mia's erstes Weihnachten verpassen wollte. Ich hatte ehrlich gesagt keine Lust mit ihr Weihnachten zu verbringen, aber alles für unsere Kinder... Jetzt musste ich ihr erstmal schreiben...
„Sollen wir dich später abholen? Würde gegen 13.00 Uhr kommen."
Danach legte ich mein Handy weg und holte Leevi, damit wir frühstücken konnten. Während er dann aß, fütterte ich Mia, die heute morgen auch schon richtig Hunger hatte. „Wann fahren wir zu Oma?" „Heute Mittag, die Fahrt dauert ja auch noch ein bisschen." Ich hatte ihm gerade die Antwort gegeben, da vibrierte mein Handy.
„Das wäre lieb. Bis später..."
„Freust du dich schon auf Mama?" fragte ich Leevi, der sofort anfing zu grinsen. „Jaa!" Wenigstens einer...
„Dadaa!" meldete sich auch Mia zu Wort und schmierte mir den Brei an mein Shirt. „Was machst du denn Mia?" „Iih." kam es von Leevi, der aber gleichzeitig anfing zu lachen. „Papa dreckig." „Ja, nicht so schlimm. Das kommt gleich in die Waschmaschine. Wir müssen uns ja eh noch schick machen." „Hemd?" „Ja, ich schon und dann machen wir uns noch die Haare ordentlich." „Und Mia?" „Mia hat ein schickes Kleidchen." „Und die Haare?" „Mia's Haare sind noch zu kurz um sie zu stylen." Er nickte und aß dann den letzten Bissen von seinem Brot. Mia hatte ihren Brei dann kurz darauf auch brav aufgegessen, woraufhin ich dann auch mal mein Brot essen konnte.
Danach räumte ich mit ihr auf dem Arm schnell auf, damit wir uns fertig machen könnten. Wir hatten heute später gefrühstückt, weil es kein Mittagessen geben würde und so war es jetzt auch schon nach 11. Früher hatte ich nie früher gefrühstückt, aber seitdem ich Vater war hatte sich das natürlich schlagartig geändert.
„Willst du den Weihnachtspulli anziehen?" fragte ich Leevi, als wir dann vor seinem Schrank standen. „Ja. Ist schick?" „Ja klar." Dazu noch eine Hose und dann gingen wir damit ins Schlafzimmer, wo ich Mia erstmal auf's Bett legte, wo sie spielen konnte, solange ich mich fertig machte. Ich zog ein weißes T-Shirt mit einem weinroten Jackett an und dazu eine einfach schwarze Jeans. Danach half ich Leevi beim Anziehen, bevor ich dann auch noch unsere Haare machte. Anschließend bekam Mia noch ihr Kleid an, was unfassbar niedlich aussah.
Die Geschenke für die Kinder hatte ich gestern schon im Mökki meiner Mutter abgeliefert, damit sie es heute nicht mitbekamen. 12.40 Uhr fuhren wir dann los um Finja abzuholen. Schon jetzt machte sich das mulmige Gefühl in mir breit, aber was tat man nicht alles für seine Kinder... Dort angekommen, stand sie auch schon vor der Tür und stieg dann auch gleich ein. Sami und Anna kamen auch noch raus um uns frohe Weihnachten zu wünschen. Ich war ganz froh, dass sich Finja nach hinten zu den Kindern gesetzt hatte. Die Fahrt dauerte fast 2 Stunden, weil wir noch in einen Stau kamen... In der Zeit beschäftigte Finja Leevi und Mia zum Glück auch wirklich gut.
Ich redete kein Wort mit ihr. Das konnte ja noch was werden... „Wir reden gleich bei Oma Finnisch, das weißt du ja oder Leevi? Da versteht niemand Deutsch." „Ja." Beim Mökki angekommen, sprang Leevi förmlich aus dem Auto und stürmte an die Tür. Finja nahm Mia und so gingen wir dann auch zur Tür und klingelten. Ich sah Finja an, dass sie sich unwohl fühlte und sie auch nicht gerade Freudensprünge machte bei dem Gedanken jetzt auf meine Familie zu treffen. Meine Mutter öffnete uns die Tür und begrüßte erstmal Leevi, der ihr sofort um's Bein fiel. „Frohe Weihnachten ihr 4. Schön, dass ihr hier seid." Sie umarmte uns, auch wenn es ihr bei Finja sichtlich schwer fiel so herzlich zu sein. Gerade weil sie natürlich wusste, dass ich wegen ihr durch die Hölle ging und auch der Alkohol wider eine Rolle spielte... „Kommt schnell rein. Es ist so kalt draußen." Das taten wir dann auch und zogen erstmal unsere Jacken und Schuhe aus. Ich guckte Finja an und mein Puls schoss sofort in die Höhe. Sie sah umwerfend aus... Als hätten wir uns abgesprochen trug sie ein weinrotes Strickleid. Wir kamen als letzte ins Wohnzimmer und wurden neugierig von allen angeguckt. Am Tisch saßen mein Bruder, meine Schwester mit Kindern und ihrem neue Freund, mein Vater mit seiner Freundin und Mama's Freund.
Wir begrüßten alle und wünschten erstmal frohe Weihnachten. Ich entfernte mich gleich von Finja und setzte mich neben Sanna. So ging es dann auch. Bei uns gab es noch vor dem Abendessen die Bescherung, worüber sich die Kinder natürlich total freuten. Aber auch wir Erwachsenen hatten uns etwas geschenkt. Nur Finja und ich schenkten uns nichts. Ich versuchte sie die meiste Zeit einfach auszublenden und die Zeit mit der Familie einfach zu genießen. Als dann alle Geschenke ausgepackt hatten, kam Leevi dann auf mich zu. „Mein größter Wunsch fehlt aber." sagte er und ich begann zu überlegen. Auch bei Finja schien es zu rattern. „Welcher denn?" „Du und Mama vertragen." antwortete er und guckte von mir zu Finja. Alle Blicke lagen auf uns und ich wäre am liebsten einfach geflüchtet. Es war doch alles gerade so schön gewesen... Finja setzte sich Leevi auf den Schoß und streichelte ihm durch die Haare. Sie flüsterte ihm was ins Ohr, woraufhin er eher weniger begeistert guckte und Finja ihn dann noch dichter an sich zog. Was sie ihm wohl gesagt hatte? Weil mir die Situation unangenehm war, räumte ich das ganze Geschenkpapier zusammen und verließ den Raum um es wegzuschmeißen. Sanna kam mir jedoch hinterher. „Alles gut bei dir Samu?"
„Alles gut." log ich und zwang mich zu einem Lächeln. „Lüg nicht. Ich kenne dich Bruderherz." „Ja, was soll ich denn sagen? Toll finde ich es nicht, dass sie hier ist und Leevi immer wieder mit solchen Sachen ankommt." „Ihr ist das aber auch total unangenehm. Ich weiß, dass sie Scheiße gebaut hat, aber sie liebt dich Samu." „Lass gut sein Sanna..."

Forever yours Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt