Forever yours

Theraphie

Ein wenig später saßen wir also auf der Couch unserer Therapeutin. Und ich hatte doch ein bisschen Angst.
Als erstes sprachen wir darüber wie wir uns damit fühlen. „Wollen Sie vielleicht anfangen Herr Haber?" „Okay...Also...Natürlich geht es mir damit nicht gut. Ich hab ja gesehen was der Traum bei ihr ausgelöst hat und der Gedanke daran, dass es wegen Mikko war...
Das macht mich einfach irre..." sagte er und guckte auf den Boden. „Was löst das in Ihnen aus?" „Angst. Also wir haben auch schon drüber gesprochen zuhause und eine schöne Versöhnung gehabt...Deswegen geht es jetzt auch schon wieder besser. Ich weiß ja, dass sie mich liebt...Aber trotzdem macht man sich jetzt natürlich Gedanken wie sowas sein kann und warum sie sowas träumt..." sagte er, was natürlich auch mich beschäftigte.
„Darüber sprechen wir auch noch. Aber erst einmal, wie geht es Ihnen damit Frau Haber?"
„Ich weiß nicht...Ich kann ja nichts dafür...Und das hatte auch überhaupt keine Bedeutung für mich. Ich hätte absolut keine Interesse daran mit ihm...naja nochmal intim zu werden."
„Okay. Können Sie sich denn erklären wie der Traum zu Stande gekommen ist?" fragte sie mich dann. „Naja...Mikko hatte mir an dem Abend geschrieben...Dass er an mich denkt und an...unsere Nacht und dann sind natürlich auch sofort bei mir wieder diese Bilder im Kopf aufgetaucht...Vielleicht hab ich deswegen so etwas geträumt..." Ich hatte Samu noch gar nicht von den Nachrichten erzählt und fühlte mich etwas schlecht als ich das sagte.
„Der Wichser hat dir so eine Scheiße geschrieben? Ich schwöre ich..." „Herr Haber, beruhigen Sie sich bitte." Ja...Entschuldigung."
sagte er, guckte aber ziemlich verärgert.
„Also gut, vielleicht erzählen Sie mir von Ihrem Traum?" Na super...Musst das jetzt sein? Es war mir unangenehm über diesen Traum sprechen zu müssen. Ich musste alles genau beschreiben und das auch noch vor Samu. Ich guckte immer wieder zu ihm und sah den Schmerz in seinen Augen.
„Und was bedeutet das jetzt?" fragte er dann auf einmal und war mit sich selbst am Kämpfen. „Also als aller erstes, ein Traum mit sexueller Handlung muss sich nicht immer automatisch auf seine sexuellen Wünsche beziehen. Natürlich kann es sich aber auf eine gewisse Unzufriedenheit mit der aktuellen Beziehung oder dem Sexleben beziehen. Deswegen wäre es schön, wenn Sie mir ehrlich sagen, ob dem so ist." Ich guckte zu Samu und schüttelte direkt den Kopf. „Nein...Ich war nie glücklicher in einer Beziehung und...Ich bin sehr zufrieden mit unserem Sexleben..."
„Okay, gibt es eventuell Probleme im Bezug auf Befriedigung?" „Nein...aber das weißt du doch auch, oder Samu? Ich würde die nie etwas vorspielen." „Ja, ich weiß..." antwortete er mir und nahm meine Hand.
„Das ist schonmal schön zu hören. In Ihrem Traum sind Sie ja fremdgegangen...Solche Träume entstehen manchmal auch durch eigene Ängste und Probleme. Man sagt man hintergeht sich selbst, wenn man von Sex jemand andrem träumt, das heißt, dass Sie im wahren Leben gerne mal dazu neigen Dinge zu verdrängen oder sich Dinge schöner reden als sie eigentlich sind und somit dann auch vielleicht nicht ganz ehrlich zu dem Partner sind. Würde das eventuell zutreffen?"
Ich hatte echt einen Kloß im Hals als sie das sagte. Konnte das sein? Wahrscheinlich ja...
„Das...könnte sein..." „Wäre es dann nicht schön jetzt zu erzählen was in Ihnen vorgeht?"
Ich guckte zu Samu und drückte seine Hand noch fester. „Ich habe dich nie angelogen Baby.
Aber ich denke wir versuchen momentan beide vieles zu verdrängen und uns einzureden, dass schon alles gut sein wird und wir das alles hinbekommen. Aber uns beide plagen doch eigentlich die Zweifel oder? Wir beide haben Angst, dass das Kind doch von Mikko ist und unsere Ehe daran zerbrechen wird, auch wenn wir das nicht wollen. Ich weiß, dass du alles geben würdest, damit du mit der Situation  klarkommen würdest, aber was wenn das nicht klappt? Wenn du es nicht lieben kannst oder es dich einfach kaputt macht weil es dich immer wieder an meinen Seitensprung erinnert? Und auch ich habe Angst, dass ich immer wenn ich mein Kind anschaue, diesen Fehler vor Augen habe...Und die Wahrscheinlichkeit, dass es von Mikko ist, ist eben nicht gerade gering...Ich habe einfach Angst dich zu verlieren, auch wenn wir für unsere Ehe kämpfen wollen..."
Wir beide hatten Tränen in den Augen als ich das gesagt hatte. Jetzt war es einfach mal ausgesprochen. Das was wir beide die ganze Zeit schon im Kopf hatten. Bei Samu brachen auf einmal alle Dämme, er fing an hemmungslos zu weinen, was mir einfach das Herz brach. „Baby..." Ich kletterte sofort auf seinen Schoß und legte meine Arme beruhigend um ihn. „Diese ganze verfickte Scheiße hier..." schluchzte er und krallte sich richtig an mich. „Lassen Sie es raus."
Auch ich fing an zu schluchzen, aber das war okay. Wir durften das. Wie zwei Ertrinkende klammerten wir uns aneinander und ließen unseren Gefühlen freien Lauf. Nur langsam beruhigten wir uns wieder. Ich kam wieder von ihm runter, bevor uns unsere Therapeutin Taschentücher reichte. „Das war sehr gut...
Wie fühlen Sie sich?" „Befreit..." sagte ich und guckte zu Samu. „Es...musste mal ausgesprochen werden..."
Den Rest der Zeit sprachen wir noch darüber und es tat wirklich gut. Natürlich konnte es uns nicht die Angst nehmen, aber wir konnten besser mit diesen Gedanken klarkommen.
Nach der Stunde fuhren wir dann schweigend nachhause. Es war eine Pause vom ganzen Reden nötig.
Als wir dann wieder zurück waren, wollte Samu jedoch direkt wieder los...und zwar zu Mikko. „Schatz...Wieso tust du das jetzt? Muss das wirklich sein?" „Wir haben uns ausgesprochen und das war genau das Richtige für uns Engel...Aber ich muss diesem Kerl jetzt meine Meinung sagen, das geht nicht, dass er dir auflauert und dir ständig Nachrichten schreibt. Und auf die nette Art und Weise kapiert er's anscheinend nicht." „Tu es nicht Samu...Können wir uns nicht lieber auf uns konzentrieren?" „Das kann ich nicht, wenn er ständig dazwischenfunkt..." „Dann tu was du nicht lassen kannst..." seufzte ich und wollte gerade gehen, da hielt er mich fest. „Zwischen uns ist alles gut, ehrlich. Die Stunde heute hat mir echt geholfen und ich bin dir nicht mehr böse wegen diesem Traum..." „Mir hat's auch sehr geholfen...Aber bitte bleib jetzt hier Samu...bei mir..." „Okay..." murmelte er und küsste mich sanft.