Forever yours

Du hast Papa lieb

Es vergingen wieder ein paar Tage und ich war auf dem Weg zu Samu und den Kindern, weil ich mir noch ein paar Klamotten holen musste...Es war ein schwerer Weg für mich. Ich wollte Samu nicht begegnen...nicht nach Sami's Geburtstag. Er hatte mir klar gemacht, dass es jetzt wirklich aus war zwischen uns und das war einfach nur ein schreckliches Gefühl. Und dann hatte er auch noch mit diesem selbstverliebten Weib in unserem Ehebett geschlafen... Ich wusste, dass ich ihm eigentlich keine Vorwürfe machen durfte, aber es hatte trotzdem verdammt weh getan, ihn mit dieser Svenja zu sehen..Zwar meinte Anna immer wieder zu mir, dass ich kämpfen sollte, aber was sollte ich denn tun? Wenn er es nicht mehr konnte, dann war da auch nicht mehr viel zu machen...
Als ich klingelte, wurden meine Knie ganz wackelig. Samu öffnete mir die Tür und sah total mitgekommen und übermüdet aus. „Komm rein..." sagte er leise, schaute mich dabei aber kaum an.
Wir gingen ins Wohnzimmer, wo gerade eine finnische Kindersendung im Fernsehen lief und Leevi mit Mia auf dem Sofa kuschelte. „Mamaa!" rief Leevi gleich als er mich sah und rannte auf mich zu. „Hey mein Großer. Was guckt ihr denn Schönes?" „Mumins. Aber ich muss kurz was holen für dich!" sagte er und rannte weiter in sein Zimmer. Ich nahm dann Mia zu mir auf den Arm und begrüßte sie liebevoll. „Samu?" „Hm?"
„Wegen Weihnachten...Wie machen wir das jetzt? Das ist schon in ein paar Tagen..." „Also ich Feier mit der ganzen Familie im Mökki meiner Mutter. Ich würde Mia und Leevi gerne mitnehmen." Ich hatte es gewusst...Er wollte mich natürlich nicht dabei haben... „Okay...Dann...versuche ich noch einen Flug nach Deutschland zu bekommen..." „Du...also...wenn du willst, dann kannst du auch kommen...also den Kindern zur Liebe..."
„Jetzt echt?" „Ja...Wir sind Eltern...Und ich will, dass wir gute Eltern sind...Ich muss mich einfach zusammenreißen."
Es fühlte sich so falsch an nur noch die Eltern für unsere Kinder zu sein...Ich liebte ihn doch so sehr... „Das will ich auch... Es ist jetzt also wirklich aus zwischen uns hm?" „Wir würden beide nicht mehr glücklich werden Finja." „Ich hab's einfach versaut. Das Wichtigste in meinem Leben hab ich mir kaputt gemacht...Ich hab dich einfach verloren...Den wichtigsten Menschen in meinem Leben hab ich einfach so vergrault..." „Das hast du..." „Es tut mir leid...Ich hätte niemals gedacht, dass das mit uns so endet...dass es überhaupt endet..." „Ich auch nicht." sagte er und schnaubte. „Gibt es denn wirklich gar keine Chance mehr für uns? Kann ich dich mit nichts mehr umstimmen?"
„Ich weiß es nicht...Ich brauche Zeit, aber erstmal will ich nicht mit dir zusammen sein Finja...Wir sind verheiratet und ich hab nicht vor jetzt schon die Scheidung einzureichen, aber ich kann gerade nicht mit dir zusammen sein. Das geht nicht." „Das verstehe ich..." Und dann kam Leevi auch schon wieder und hielt mir ein gemaltes Bild hin, was Samu, Mia, ihn und mich zeigte. „Das ist total schön, danke mein Schatz." Er lächelte zufrieden und ich gab ihm einen Kuss. „Nur für dich. Wir holen später den Tannenbaum Mama." „Das ist ja schön...Und dann schmückt ihr ihn heute auch noch?" „Ja, mit dir, alle zusammen!" „Ne, Mama hat zu tun." Das gefiel Leevi aber überhaupt nicht. Er fing an laut zu schreien und schmiss sich einfach auf den Boden. „Leevi...Du musst jetzt gar nicht erst so anfangen." sagte Samu streng zu ihm. „Komm hoch jetzt." „Mama soll wiederkommen! Sollt kein Streit haben!" rief er und haute seine Hände und Füße auf den Boden, während er anfing zu weinen.
Es war natürlich schrecklich zu sehen wie ihn das mitnahm, aber ich konnte momentan nichts an der Situation ändern. „Komm mal her mein Schatz." sagte ich mit sanfter Stimme zu ihm und hockte mich zu ihm. „Lass mich! Ihr seid blöd!" „Leevi...Weißt du, Erwachsene sind manchmal ziemlich kompliziert...Das verstehst du noch nicht, aber Papa und ich versuchen doch beide gleich viel Zeit mit euch zu verbringen." „Aber nicht zusammen..."
„Dann gehen wir jetzt halt zusammen einen Baum kaufen..." seufzte Samu und kaute auf seiner Lippe rum. „Jaaa?" „Ja..."Ich bewunderte es wie sehr sich Samu für Leevi zusammenriss. Der Kleine stand sofort auf und grinste breit.„Komm, ich helfe dir beim Anziehen." Solange er das tat, zog ich Mia an und wurde doch etwas nervös... Momentan war es einfach nicht schön in Samu's Nähe zu sein. Es tat uns beiden weh und das spürten wir auch beide gegenseitig. Und sich dann noch für die Kinder zusammenzureißen war total schwer. Als wir alle dick angezogen waren, ging es mit dem Auto in den Wald, wo man sich selber einen Baum fällen konnte. Das war ganz typisch hier in Finnland. Dort angekommen rannte Leevi sofort fröhlich los, weshalb Samu erstmal direkt hinterherrennen musste. Ich hatte Mia in der Tragetasche vor meiner Brust, weshalb ich schlecht rennen konnte. Als Samu ihn an der Hand zurückholte, nahmen wir noch die Säge aus dem Kofferraum und machten uns dann auf die Suche. Leevi hatte seinen Spaß und Samu und ich...naja, wir hielten durch. „Den da!" rief unser Schatz dann auf einmal und zeigte natürlich auf den größten Baum. „Der ist ein bisschen groß Leevi. Der passt gar nicht ins Wohnzimmer." sagte Samu gleich und bekam einen enttäuschten Blick von Leevi zurück. „Wie ist der denn?" fragte ich ihn und zeigte auf einen etwas kleineren daneben. „Hmm...gut!" „Sollen wir den fällen?" kam es dann von Samu. „Ja, zusammen." Während sich Samu also mit Leevi um den Tannenbaum kümmerte, guckte ich mit Mia zu. Die Kleine war total fasziniert und guckte sich die ganze Zeit über neugierig das Geschehen an. „Aufpassen, Baum fällt!" rief Samu dann nach einer Weile und zog Leevi zur Seite. Auch ich ging mit Mia sofort ein Stück weiter weg. „Jaa! Geschafft! Guck Mama!" „Ja, das habt ihr super gemacht Spatz." „Am besten ich bringe schnell die Säge weg und dann tragen wir den Baum zusammen zum Auto. Alleine bekomme ich das nämlich nicht hin." sagte Samu zu mir, woraufhin ich zustimmend nickte. Als Samu dann zum Auto lief, setzte sich Leevi in den Schnee und guckt ihm hinterher. Zum Glück hatte ich ihm noch einen Schneehose angezogen. „Mama?" „Ja?" „Guckst Papa immer an." „Mache ich das?" „Jahaa. Hast Papa lieb." „Ja, das hab ich...Aber das ist ein bisschen schwierig momentan..."
„Warum? Müsst einfach küssen, wie immer." sagte er, was mich dann doch zum Schmunzeln brachte. Wenn es doch bloß so einfach wäre wie Kinder sich das immer vorstellten...