„Du bist viel zu dünn Samu." „I know...Ich habe nicht viel gegessen." Zärtlich strich sie über meinen Arm und guckte mich besorgt an. „Versprich mir, dass du jetzt wieder der Alte wirst..." „Versprochen." Kurz herrschte Stille zwischen uns, während wir uns einfach nur anschauten. „Sind deine Haare gewollt so lang?" fragte Finja dann schmunzelnd und fuhr langsam durch meinen Wuschelkopf. Ich war nicht mehr beim Friseur gewesen und so hatten meine Haare die Länge erreicht, die ich 2015 schonmal hatte. „Nee, bin halt einfach nicht mehr rausgegangen. Looks terrible I know." antwortete ich mit einem schiefen Lächeln. „Nein, nur ungewohnt." Viel redeten wir nicht mehr, dafür war Finja's Zustand einfach noch zu schlecht. Trotzdem blieb ich bei ihr und hielt ihre Hand. Irgendwann war sie wieder eingeschlafen und ich bekam total Panik. Ich holte sofort den Arzt, um sicher zu gehen, dass es ihr noch immer gut ging.
Zum Glück bestätigte er mir das und ich konnte beruhigt sein. „Morgen werden wir mit ihrer Frau ein paar Tests machen, schreiben, lesen, bewegen." „Bewegen? Sie spürt ihre Beine nicht mehr." „Das hat sie uns auch schon geschildert, aber wir werden das morgen nochmal ordentlich überprüfen." Oh man, hoffentlich würde alles gut gehen. Ich war ja schonmal froh, dass sie überhaupt noch die Alte war und keine Gehirnschäden hatte. Der Doktor schickte mich außerdem nachhause, da Finja heute wahrscheinlich sowieso nicht mehr wach werden würde. Doch anstatt wieder mit zu Sami zu gehen, beschloss ich zu Sanna zu fahren. Ich würde wieder mit Leevi nachhause fahren und außerdem musste ich mich noch auf jeden Fall bei ihr entschuldigen. Ich hoffe sie und auch Miikka würden mir verziehen. Sami lieferte mich schnell ab und ich wurde langsam ein bisschen nervös. Zögerlich drückte ich auf die Klingel. Direkt öffnete mir Sanna die Tür und lächelte mich glücklicherweise leicht an. „Samu. Schön, dass du hier bist. Wie geht's dir? „Mir geht's super. Finja liegt nicht mehr im Koma, ist das nicht der Wahnsinn? Sie ist wach Sanna! Ich konnte mir ihr reden." platzte es euphorisch aus mir heraus.
„Was? Das ist toll Samu. Komm mal her." antworte sie genauso glücklich und schloss ihre Arme um mich. „Wie kommt das so plötzlich?" „Naja...also ich habe ihr gesagt, dass ich es nicht mehr lange ohne sie schaffe...und sie meinte zu mir, dass sie mich immer hören konnte und das hat irgendwas so starkes in ihr ausgelöst, dass sie die Kraft hatte wieder aus dem Koma zu erwachen." sagte ich und konnte ihr kaum in die Augen gucken. Ich wusste wie sehr es ihr weh tat, dass ich so abgerutscht war und dass sie totale Angst um mich hatte und jetzt erzählte ich ihr, dass ich solche dunklen Gedanken hatte. „Du wolltest dir also wirklich etwas antun?" fragte sie mich mit Tränen in den Augen. „Ich habe nur drüber nachgedacht, nichts versucht...Man Sanna, mir ging's so schlecht, ich hatte nicht mal mehr die Kraft aufzustehen, musste mir fast täglich den Schmerz wegsaufen, konnte nicht mehr für meinen Sohn da sein und habe mich von allen distanziert, ich konnte und wollte einfach nicht mehr. Mein Leben hat für mich keinen Sinn mehr gemacht ohne Finja."
„Und dann haben wir dich auch noch rausgeschmissen...Ich fühle mich so schuldig." Sie begann heftig zu weinen und ich war total überfordert. Das sollte sie eigentlich gar nicht wissen, aber ich wollte auch ehrlich zu meiner Schwester sein. „Wenn sich jemand schuldig fühlen muss, dann ich. Mach dir jetzt bitte keine Vorwürfe. Ihr alle wolltet mir helfen, aber ich hab's einfach nicht zugelassen. Ich bin dir für alles so dankbar, vor allem, dass ihr euch um Leevi gekümmert habt..."
„Das ist doch selbstverständlich. Aber jetzt wird alles wieder gut oder? Du trinkst nicht mehr?" Ich schüttelte den Kopf und nahm sie nochmal in den Arm. „Dann bin ich beruhigt, komm doch rein." Zusammen gingen wir also rein, doch als ich dann meinen Schwager sah, hatte ich doch wieder ein paar Bedenken. Er war echt sauer gewesen, was ich auch nachvollziehen konnte. Trotzdem ging ich direkt auf ihn zu und entschuldigte mich. „Hey...Es tut mir ehrlich so leid...Mein Verhalten war trotz allem einfach nicht angebracht...Mich hier volllaufen zu lassen, obwohl hier Kinder wohnen...Ich hoffe einfach, dass auch du es mir verziehen kannst."„Ach Samu...Ich hab doch euer Gespräch gerade gehört. Von mir war es einfach nur verantwortungslos dich hochkant rauszuschmeißen. Sanna wollte dich eigentlich wieder zurückholen...Ich wusste nicht, dass es SO schlimm um dich stand. Lass uns all den Stress der letzten Monate bitte einfach vergessen. Was jetzt zählt ist, dass Finja wieder wach ist und du wieder der Alte wirst." Oh man war ich froh. „Danke man..." Nachdem wir noch eine Weile geredet hatte und ich ihnen auch von Finja's Zustand erzählt hatte, holte ich Leevi. Er konnte mittlerweile schon alleine gehen und klammerte sich sofort an mein Bein. „Papa da." sagte er und lächelte mich niedlich an. „Ja, ich bin wieder da mein Spatz. Wir fahren jetzt endlich wieder nachhause."
Schnell packte ich unsere Sachen zusammen und verstaute sie mit Miikka im Auto. Danach holte ich Leevi. Ich bückte mich ein Stück zu ihm runter um ihn an die Hand nehmen zu können und lief so mit ihm zum Auto. Miikka fuhr uns nachhause, worauf ich mich jetzt schon total freute. Auch wenn Finja noch länger im Krankenhaus bleiben müsste, jetzt würde ich es alleine mit dem Kleinen schaffen. Wenn Finja es wollte, dann würde ich Leevi auch mit zu ihr nehmen. Er vermisste sie schließlich unendlich doll und auch sie sehnte sich bestimmt nach unserem Sohn. „Wir sehen uns, bis dann." „Ja, bis dann."
Nachdem wir zusammen die Sachen hereingebracht hatten, verabschiedeten wir uns. Es war komisch wieder hier zu sein, aber fühlte sich auch verdammt gut an.
Wir aßen erstmal Abendbrot und dann sang ich den Kleinen auch schon in den Schlaf. Es war echt ein aufwühlender und emotionaler Tag. Ich musste erstmal alles verarbeiten. Gestern noch schien alles so hoffnungslos und jetzt hatte ich meine Frau endlich wieder, das war einfach nur unglaublich.

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Forever yours
FanfictionNach der Geburt von Leevi und der Hochzeit von Finja und Samu scheint alles perfekt, doch ihre Zukunft hält noch viele Überraschungen bereit. Fortsetzung von „Liebe auf den ersten Blick?"