Mach das nie wieder

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Als ich wieder zurückging, traf ich auf Finja, die gerade aus dem Badezimmer kam. Ihr Ärmel war noch hochgekrempelt und mein Blick fiel auf ihren Unterarm. Das merkte sie und zog ihren Ärmel hektisch runter. „Was war das?" fragte ich sie ernst und ging näher auf sie zu. „Nichts." „Finja." „Es ist doch gar nichts."
„Jetzt zeig mir deinen Arm. Ich mein's Ernst."
Sie biss sich auf ihre Lippe und guckte mich unsicher an, bevor sie ihren Ärmel wieder hochzog. Ich nahm ihren Arm und war einfach nur schockiert. „Hast du...hast du dich geritzt?"
fragte ich sie und sah direkt die Tränen in ihren Augen. „Ja..." Fuck... „Warum tust du sowas?" „Ich wusste einfach keinen anderen Ausweg mehr..." Ich zog sie ohne nachzudenken fest in meine Arme und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Es tat mir so weh zu hören, dass sie sich selber sowas angetan hatte. Ich hätte niemals gedacht, dass es ihr SO schlecht ging. Plötzlich sah ich alles mit einem ganz anderen Blick. „Ich kann nicht ohne dich leben...Glaub mir doch bitte, dass ich das alles so bereue Samu...
Du und die Kinder, ihr seid mein Leben und ich hab alles kaputt gemacht... Und bald wirst du dich sicher von mir scheiden lassen und ich werde die Kinder gar nicht mehr sehen und..."
„Psscht..." Ich ließ sie gar nicht ausreden, sondern legte meinen Finger auf ihre Lippen.
„Mach sowas nie, nie wieder." sagte ich und streichelte über ihren Unterarm, wobei sie leicht ihr Gesicht verzog. „Engel..." Sie guckte mir in die Augen und schien nicht zu wissen, was sie jetzt sagen sollte. „Nein Samu...Das sagst du nur weil du Mitleid hast." War es deswegen? Nein. Ich fühlte mich gerade so hilflos sie so zu sehen... Natürlich wusste ich, dass sie mich betrogen hatte, aber was ich hier gerade sah traf mich direkt ins Herz. Sie hatte sich selbst verletzt... Das war ja wohl eindeutig mehr als ein Beweis dafür, dass es ihr absolut scheiße ging mit der Trennung. Aber das war eindeutig zu extrem... Das konnte sie doch nicht tun. Ich hatte einen fetten Kloß im Hals und bekam eine richtige Gänsehaut bei dem Anblick. Doch ich konnte gar nichts mehr sagen, da war sie auch schon wieder im Wohnzimmer. Ich musste unbedingt mit ihr sprechen. Sie konnte sich doch nicht so etwas antun. Ich ging erstmal hinterher und setzte mich auch wieder. Mein Blick lag auf Finja, doch sie mied es konsequent mich anzuschauen. Ich machte mir total Sorgen um sie, aber wusste nicht was ich tun sollte. Hatte sie das schon öfter gemacht? Wusste davon jemand? Und wenn ja, warum hatte es mir niemand erzählt? Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Irgendwann stupste mich meine Schwester von der Seite an, was mich dann wieder zurück uns Hier und Jetzt beförderte.
„Was ist los?" „Nichts." „Samu." „Sanna bitte."
„Dann rede doch mit Finja, wenn du sie so liebst. Jeder hat eine zweite Chance verdient."
„Das ist es gerade gar nicht." Gerade als sie was sagen wollte, hüpfte mir Leevi auf den Schoß. „Na Großer." Er sagte nichts, sondern kuschelte sich einfach nur an mich. „Alles gut?"   Er nickte daraufhin nur. „Kann das schon auspacken?" fragte er mich dann und zeigte auf den Karton mit Lego, den er geschenkt bekommen hatte. „Ja, soll ich Dir helfen?" „Will mit Opa." „Du möchtest." verbesserte ich ihn. „Möchte mit Opa." „Dann musst du ihn mal fragen." Er hüpfte also wieder von meinem Schoß runter und ging zu meinem Vater, der dann auch mit ihm spielte.
Ich guckte also wieder zu Finja, die sich gerade mit Santtu unterhielt und dabei Mia auf ihren Armen schaukelte. Sollte ich zu ihr hingehen?
„Samu, was ist los?" fragte mich Sanna erneut und guckte mich besorgt an. „Finja...Sie...sie hat sich selbst verletzt." sagte ich leise und merkte dabei, dass meine Augen feucht wurden. Dieser Gedanke daran, wie sie das getan hatte war einfach zu schlimm für mich. „Wie bitte?" fragte mich meine Schwester geschockt. „Ich hab's gerade gesehen als sie von der Toilette kam." „Dann bist du ja wohl zu ihr gegangen?"
„Ja, aber sie hat's abgeblockt, weil sie meinte ich hätte jetzt nur Mitleid." „Dann geh jetzt nochmal zu ihr, aber sofort. Ist jetzt scheiß egal was sie getan hat, aber das muss man ernst nehmen Samu." „Ich weiß. Ich mache mir doch auch total Sorgen." „Beweg deinen Arsch jetzt." sagte sie streng zu mir, woraufhin ich auch aufstand und auf sie zu ging. „Sorry, wenn ich störe, aber wir beide müssen nochmal miteinander reden." sagte ich, woraufhin mich mein Bruder neugierig anguckte und Finja eher beschämt zu mir aufguckte. „Ich nehme die süße Maus solange." sagte Santtu und nahm ihr Mia ab. Finja stand unsicher auf und folgte mir dann raus in den Flur. Ich griff nach ihrem Arm und wollte ihr Oberteil hochkrempeln, doch sie hielt meine Hand fest. „Lass das." „Dann zeig es mir freiwillig." Sie schüttelte den Kopf und biss sich dabei auf ihre Unterlippe. „Du hast es doch schon gesehen."
„Zeig es mir." Letztlich schob sie ihren Ärmel dann auch hoch. Es sah einfach nur schlimm aus was sie da getan hatte. „Versprichst du mir, dass du das nie wieder machst?" Sie zuckte nur mit den Schultern und guckte auf den Boden.
„Finja...Ist das von nur einem Mal?" „Ja..."
„Dann lass es das erste und das letzte Mal gewesen sein, verdammt. Das kannst du doch nicht einfach machen. Muss ich mir ernsthafte Sorgen machen?" „Ich komm schon klar." „Das sehe ich." „Ist schon okay Samu. Das ist mein Problem, nicht deins." „Jetzt rede keinen Scheiß." „Ist doch so." „Ich bin immer noch dein Mann." „Noch..." „Was soll ich jetzt sagen?" „Nichts..." „Okay, dann sage ich nichts." antwortete ich ihr und nahm sie einfach in den Arm. Erst wehrte sie sich noch, ließ es dann aber zu. „Ich will nicht, dass es dir so schlecht geht Finja. Aber ich kann das was du getan hast trotzdem nicht einfach vergessen. Ich kann's versuchen dir zu verzeihen...wieder Vertrauen aufzubauen und so weiter...Aber ich kann dir nichts versprechen..." „Hättest du das auch gesagt, wenn du meinen Arm nichts gesehen hättest? Nein. Samu, ich möchte nicht, dass du das aus Mitleid tust..."

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