Ablenkung

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Finja:
Bevor Samu gestern den Anruf von Mikko bekommen hatte, hatte ich im Internet auch schon einen neuen Bericht über ihn gesehen, aber ich wollte es ihm nicht sagen, weil ich ihn nicht runterziehen wollte und lenkte dann auch schnell davon ab als er nachfragte. Ich wusste ja auch nicht, dass es mehrere waren. Ich hatte ja nur diesen einen gesehen. Das richtige Ausmaß wurde mir aber erst nach dem Anruf bewusst. Aber eins war klar, ich würde zu meinem Mann stehen, da konnte die Alte noch erzählen was sie wollte. Ich merkte die ganze Nacht, dass Samu sehr unruhig schlief und sich immer wieder im Bett wälzte. Ich versuche ihn immer wieder zu beruhigen, aber wir beide bekamen trotzdem nur wenig Schlaf. Ich verstand ihn auch, dass er Angst vor dem Interview hatte. Manchmal waren diese Leute wirklich unmöglich und stellten richtig unverschämte Fragen. Mir war auch ein bisschen mulmig bei der Sache, aber es musste nun mal sein. Jetzt gerade war Samu zum Sport gefahren. Er wollte mit ein paar Freunden Tennis spielen und ich glaube das würde ihm auch ganz gut tun.

In der Zeit, in der er weg war, kam uns Laura mit ihrer Tochter Lennja besuchen. „Hey, schön euch zu sehen, kommt doch rein." Eigentlich wollten wir raus gehen, aber hier in Helsinki wurde es schon wieder kühl und man merkte, dass sich der Herbst ankündigte. Die beiden Kleinen begrüßten sich auch freudig, was mal wieder einfach nur zuckersüß war. Leevi holte sich gleich seine Bauklötze, wovon auch Lennja ganz begeistert war, sodass wir die beiden erstmal in Ruhe lassen konnten, aber das ganze natürlich im Auge behielten. „Riku hat mir von den negativen Schlagzeilen erzählt, wie geht's euch?" fragte Laura gleich und musterte mich besorgt. „Naja, ich musste gestern Abend erstmal Trost spenden, Samu ist sehr sensibel. Er will die Band und mich und Leevi nicht damit belasten oder runterziehen. Ich glaube seine komische Ex, weiß gar nicht, was sie damit anrichten kann. Wenn man einmal so einen Ruf hat, vergessen die Leute das doch nie. Wir haben einfach Angst, aber ich versuche stark für ihn zu sein. Mal sehen, wie das Interview läuft..."

„Oh man...Was für eine Psychobraut...Hoffentlich klärt sich das alles. Das habt ihr echt nicht verdient. Wann ist denn dieses Interview?" „Wissen wir noch nicht, Mikko ruft heute noch an, aber ich hoffe mal so schnell wie möglich." Umso länger es noch dauern würde, desto mehr neue negative Dinge würden über Samu geschrieben werden und desto mehr würden sich die Leute die Mäuler zerreißen und ihn in den Dreck ziehen. Das durfte einfach nicht passieren. „Ich drücke euch die Daumen, macht ihr das zusammen?" „Ja, ich hab's ihm angeboten, er muss da nicht alleine durch, ich stehe ja immer hinter ihm." Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis die Kleinen dann nach uns verlangten und wir noch eine Weile mit ihnen spielten. Irgendwann musste Laura dann aber auch wieder gehen, da sie noch einen Termin hatte. Wir verabschiedeten ins also und ich beschloss Samu mit Leevi abzuholen, da würde er sich bestimmt drüber freuen.

Mit Leevi im Kinderwagen machte ich mich dann also zu Fuß auf den Weg und war ungefähr nach einer halben Stunde da. Den Kinderwagen stellte ich am Empfang ab und lief dann Hand und Hand mit Leevi in die Halle. Ich sah Samu sofort und war froh, dass er gerade am lachen war. Er hatte sich wohl so ins Zeug gelegt, dass er sich volle Kanne abgepackt hatte und nun lachend mit seinem Schläger auf dem Boden lag. Sein Kumpel Kimmo half ihm ebenfalls lachend hoch und dann entdeckte uns Samu auch schon. Er kam sofort auf uns zu gerannt, nahm Leevi auf seinen Arm und drehte sich, während er ihn in die Luft hielt. Dabei strahlten sich die beiden nur so an. „Was macht ihr denn hier?" fragte er mich grinsend und gab mir, immer noch mit Leevi auf dem Arm, einen Kuss. „Wir dachten uns, wir überraschen den Papa heute mal, oder mein Spatz?" Leevi kicherte nur freudig vor sich hin und kuschelte sich noch ein bisschen mehr an Samu. „Das ist aber eine schöne Überraschung."

Jetzt kamen auch seine Kumpels dazu und begrüßten uns. „Da ist ja der kleiner Haber, du bist aber groß geworden." kam es gleich von Kimmo, der dem Kleinen dabei durch die Haare strubbelte. Naja, er war mittlerweile ja auch schon 1 1/2, was ich manchmal selber noch gar nicht so richtig realisieren konnte. „ Hast ihn ja auch lange nicht gesehen." „Das stimmt auch wieder." Wir unterhielten uns noch ein bisschen und dann machten wir uns aber auch mal auf den Weg. „Wie war's überhaupt mit Laura und Lennja?" fragte mich Samu. „Schön, die Kleinen sind so süß zusammen und Laura ist meine erste richtig gute Freundin aus Finnland." „Nice to hear. Ich mag sie auch gerne." Ich wollte jetzt zwar nicht die Stimmung verderben, aber eine Sache lag mir noch auf dem Herzen. „Du Samu?" „Hm?" „Hat sich Mikko eigentlich nochmal gemeldet?" fragte ich ihn vorsichtig. „Ja...Freitag ist das Interview in Berlin, wegen der Reichweite und so..." Das war ja schon in zwei Tagen.

Eigentlich wollte ich es ja so früh wie möglich, aber dafür extra wieder nach Deutschland fliegen? Das war doch blöd. „Echt jetzt? Dann nehmen wir Leevi aber dieses Mal mit. Ich will ihn nicht schon wieder hier lassen. Während des Interviews kann Mikko ja auch auf ihn aufpassen." Es ging einfach nicht, dass wir unseren Sohn immer hier bei Samu's Mutter ließen. Da bekam ich ein schlechtes Gewissen und für ihn war das auch nicht gerade schön, wenn die Eltern immer weg waren. „Ja, können wir so machen. Mikko hat schon den Flug und ein Zimmer gebucht." Ich nickte nur und lächelte ihn aufmunternd an. „Mama, Hase!" rief Leevi dann auf einmal und zeigte tatsächlich auf einen Hasen, der gerade über die Straße lief. „Ja, guck mal,der ist ganz schnell." „Jaa!" Ich musste schmunzeln und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Er wird immer besser." sagte Samu zu mir und küsste mich grinsend.

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