Alleine

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Samu:
Am nächsten Tag brachte ich Leevi und Mia zum Spielen und auch zum Übernachten zu Riku, Laura und ihrer Tochter. Ich brauchte einen Tag ohne die beiden...Es hatte schon gereicht, dass ich gestern Abend vor Leevi geweint hatte. Er bekam viel zu viel davon mit und das wollte ich ja eigentlich überhaupt nicht.
Zum Mittag wurde ich von meiner Mutter eingeladen und so fuhr ich um 12  zu ihr und Lauri. Meine Mom empfing mich mit einer festen Umarmung, in der ich mich auch total an ihr festklammerte. Egal wie alt man war, bei Liebeskummer würde man sich doch immer bei seiner Mutter ausheulen können. „Komm erstmal rein mein Schatz. Ich hab dein Lieblingsessen gekocht." sagte sie und streichelte mir liebevoll über die Wange. „Du bist die Beste..." Ich zog mir meine Schuhe und meine Jacke aus und dann setzten wir uns ins Esszimmer, wo auch schon Lauri saß. „Ich kann auch helfen..." sagte ich als die beiden dann den Tisch deckten und das Essen auf den Tisch stellen wollten. „Bleibt sitzen Samu, darauf bestehe ich." Ich musste doch ein wenig schmunzeln als sie das sagte. Das war so typisch meine Mutter... „Na gut..."
Ich ließ sie also machen, fühlte mich dabei aber doch etwas schlecht.
„Sag mal wie ist das jetzt eigentlich mit Sanna und ihrem neuen Freund?
Kommt der an Heiligabend auch mit her?" fragte ich dann während wir aßen. Nachdem sie Miikka betrogen hatte mit diesem Kerl lief da erstmal nichts, aber seit 3 Monaten oder so waren sie jetzt wohl fest zusammen. Kaisa und Fanni fanden das natürlich alles andere als toll und sie wohnten auch bei ihren Papa. Dass sie sauer auf Sanna waren, war ja auch verständlich und auch, dass sie keinen anderen Mann an ihrer Seite akzeptierten. Ich war auch immer noch nicht begeistert davon...Der Typ konnte mir auch gar nicht mehr sympathisch werden. Schließlich hatte meine Schwester ihren Mann mit ihm betrogen und jetzt konnte ich dieses Gefühl tatsächlich auch nachempfinden... Ich war quasi in derselben Situation von Miikka...Nur, dass Finja meinte, dass es für sie keine Bedeutung gehabt hatte...Was ich ihr ja auch irgendwie glaubte...
„Ja, er kommt mit. Bitte sei nicht so hart zu ihm Samu. Er ist wirklich ein netter, junger Mann und Sanna ist so glücklich wie lange nicht mehr..." „Ja..." grummelt ich und aß noch einen Bissen.
„Ich weiß, dass du es nicht toll findest, was sie gemacht hat, aber es ist passiert und Kaisa und Fanni werden damit auch noch klarkommen." „Ist ja gut..."
„Aber wo wir schon bei Heiligabend, was ist denn jetzt mit Finja? Bringst du sie mit?" „Denke mal...Den Kindern zur Liebe...Leevi wird sonst todtraurig sein und Mia merkt das ja auch...Außerdem ist es ihr erstes Weihnachten." antwortete ich ihr und hatte direkt wieder einen Kloß im Hals. „Ich finde es toll, dass du dich so für die beiden zusammenreißt und bemühst, aber wenn es dir damit nicht gut geht, dann kommt zu dritt ohne sie." „Mhm...Geht schon, ich kann mich hinten anstellen..." „Ach Samu...Nie denkst du an dich..." „Du bist doch nicht anders..."
Daraufhin schmunzelte sie dann nur.
Ich blieb noch den restlichen Nachmittag und fuhr dann gegen Abend zurück nachhause. Ich hatte ja gedacht es würde mir gut tun mal alleine zu sein, aber das tat es nicht. Ich hatte mir ,kurz nachdem ich zuhause gewesen war Alkohol gekauft... Mir war ja bewusst, dass mir das nicht gut tat, aber ich wollte meine Sorgen einfach mal für ein paar Stunden vergessen und das ging nun mal am besten mit Alkohol. Dass ich damit keine guten Erfahrungen hatte blendete ich einfach aus. Wenn ich wenigstens mit anderen gefeiert hätte und da was getrunken hätte , aber sich alleine zuhause zu betrinken war nicht normal und das wusste ich. Es war einfach nur armselig...
Noch ein Schluck und noch ein Schluck, so ging es immer weiter. Dazu liefen klischeemäßig auch noch traurige Lovesongs und ich versank immer mehr im Selbstmitleid. Es fing mit ein paar Tränen an und endete in regelrechten Heulkrämpfen... Irgendwann, als es schon ziemlich spät war, rief meine Mutter dann auf einmal an. Sie hatte schon immer ein Gespür dafür, wenn ich Scheiße baute. „Hallooo..." sprach ich ins Handy und trank den letzten Schluck meiner Flasche. „Alles gut bei dir Samu?" „Nein." schluchzte ich unkontrolliert los. „Mama...Alles scheiße...Wo bissu?" „Gleich bei dir. Bau keinen Mist Samu." Und dann legte sie auch schon auf. Es dauerte auch nicht lange, da stand sie auch schon im Wohnzimmer. Sie hatte ja extra einen Haustürschlüssel. Ich lag mittlerweile mit dem Bauch auf dem Boden, warum auch immer. „Samu..." Meine Mutter hockte sich zu mir und streichelte mir sanft durch's Haar. „Steh mal bitte auf."
Ich schüttelte nur den Kopf und schloss meine Augen. Ich war so unglaublich erschöpft vom ganzen Weinen und der Alkohol gab seinen Rest dazu. Meine Mutter guckte auf den Tisch und sah die leere Flasche, woraufhin sie mich noch besorgter anguckte. Sie hatte mein kleines Alkoholproblem ja auch noch gut im Kopf als Finja im Koma gelegen hatte. „Du sollst nicht immer trinken, wenn du Probleme hast Samu. Das bringt doch nichts." „Doch." „Für einen kurzen Moment, aber das macht es doch nicht rückgängig was Finja getan hat."
Damit hatte sie ja auch Recht, aber da wenn es um sowas ging, war ich einfach zu unvernünftig, egal wie alt ich war.
„Ich bin nicht gut genug Mama..." schluchzte ich wieder los und legte meinen Kopf auf ihrem Schoß ab.
„Doch, das bist du mein Schatz. Rede dir nicht so ein Mist ein. Komm hoch und dann gehst du ins Bett. Soll ich lieber hier bleiben heute Nacht?" Ich nickte nur schwach. „Na dann komm." Sie half mir hoch, was aber gar nicht so einfach war. Ich war absolut nicht mehr sicher auf den Beinen. Die Treppe bekam sie mich schon gar nicht mehr hoch, weswegen ich letztendlich doch auf's Sofa musste. Sie holte mir meine Decke und Kissen runter und setzte sich dann noch zu mir. Bis ich eingeschlafen war, streichelte sie mir beruhigend über den Kopf. Ich war ihr einfach nur so so dankbar, dass sie für mich da war...

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