Lass mich

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Als ich hörte wie die Tür aufging, klopfte mein Herz wie wild gegen meine Brust. Was würde mir Finja jetzt sagen? „Finja?" Doch sie kam nicht ins Wohnzimmer. Stattdessen hörte ich wie eine andere Tür zuging. „Ich muss mal kurz zu Mama, bin gleich wieder bei dir Mäuschen."
sagte ich liebevoll zu Mia und legte sie wieder in den Laufstall. Ich fand Finja im Schlafzimmer, vergruben unter der Bettdecke und wusste eigentlich sofort was Sache war.
„Engel...Es tut mir leid was ich vorhin gesagt habe und wie ich mich verhalten habe, aber ich war einfach überfordert und dann sind diese Bilder wieder hochgekommen..." sagte ich und setzte mich zu ihr. „Schon okay, das verstehe ich." sagte sie und kuschelte sich an mich. „Was hat der Frauenarzt denn gesagt?" fragte ich sie dann unsicher. „Ich bin schwanger...6. Woche." Ich schloss meine Augen und nahm meine Frau in den Arm.
„Du musst mit Mikko reden. Vielleicht weiß er noch, ob ihr verhütet habt...Finja, wenn das Kind von mir ist, dann freue ich mich wirklich, auch wenn's nicht geplant war. Aber ich hoffe du verstehst, dass ich mich jetzt gerade nicht freuen kann, wenn wir keine Gewissheit haben..." „Das geht mir doch genauso." schluchzte sie. „Wenn...wenn das Kind von ihm ist, dann kann ich das mit uns, glaube ich, nicht mehr." „Samu..." Ich sagte dazu nichts mehr, sondern verließ den Raum und ging zu Leevi. Ich brauchte jetzt einfach Ablenkung.
„Papaaa! Spielst du mit Autos?" fragte mich der Kleine auch direkt, woraufhin ich mich zu ihm auf den Boden auf seinen Spielteppich setzte. „Welche bekomme ich?" „Immer BMW hast du Papa." „Stimmt ja." sagte ich und schmunzelte. „Wann ist wieder Kindergarten?"
„In 2 Tagen kannst du wieder hin Großer."
„Jaa und dann sehe ich alle wieder." „Genau, die freuen sich bestimmt auch schon." Er nickte eifrig als ich das sagte und danach fingen wir auch zu spielen. Eine Stunde später kam Finja dann mit Mia rein. „Wir machen nochmal einen Spaziergang. Bis später." sagte sie und ich sah sofort, dass sie geweint hatte.
Am liebsten hätte ich sie ja auch in den Arm geschlossen und ihr gesagt, dass alles gut wird, aber was wenn es das nicht werden würde? Was, wenn das Kind von Mikko war? Auch wenn ich ihr verziehen hatte, kam jetzt einfach wieder alles hoch. Ich versuchte diese Wut und Enttäuschung zu unterdrücken, aber ganz verbergen konnte ich es nicht. „Bis später." brummte ich nur und widmete mich wieder unserem Sohn. „Papa böse?" „Nein, alles gut." log ich. Warum musste er auch alles sofort merken? Er war doch erst 3...
Den restlichen Tag über verbrachten wir dann auch eher getrennt voneinander. Ich hielt mich an Leevi, während sich Finja mit Mia beschäftigte. Erst zum Abendessen waren wir dann wieder zusammen und waren den Kindern zur Liebe auch friedlich und ließen uns nichts anmerken. Danach durfte Leevi dann noch, wie immer, eine Kinderserie gucken, während ich Mia schonmal ins Bett brachte. Ungefähr eine Stunde später ging es auch für unseren Großen ins Bett, wenn auch nur mit einiger Überzeugungskraft. Ich laß ihm noch etwas vor bis er langsam die Augen schloss und dann auch eingeschlafen war.
Danach ging ich direkt in den Keller in mein Studio und lenkte mich mit meiner Musik ab.
Doch es dauerte nicht lange, da klopfte es an der Tür und Finja kam rein. „Baby..." „Lass mich bitte alleine..." murmelte ich und spielte weiter Gitarre. Das ignorierte sie aber und kam stattdessen näher auf mich zu und stoppte meine Handbewegung. „Lass es." keifte ich sie an. „Hör auf so scheiße zu mir zu sein. Ich weiß doch selber, dass die Situation beschissen ist und ich verstehe, dass du sauer auf mich bist. Ich bin es ja selber. Ich weiß nicht wie ich so dumm sein konnte. Ich habe dich verletzt und das kommt jetzt alles wieder hoch, das merke ich ja und das ist auch verständlich. Aber es ist doch noch nichts sicher..." sagte sie, woraufhin ich meine Gitarre zur Seite legte und sie auf meinen Schoß klopfte. Sie setzte sich also rittlings auf mich und ich legte meine Arme um sie. „Ich weiß, aber es ist einfach wieder alles hochgekommen und schon alleine diese Vorstellung...Ich mag's nicht mal aussprechen." „Ich möchte das doch auch nicht...aber ich bin selbst Schuld und du bist verständlich sauer auf mich und diese unglaubliche Dummheit..." „Vielleicht ein bisschen...Aber ich hab dir diesen Fehltritt verziehen und dass du wahrscheinlich nicht an Verhütung gedacht hast schulde ich dem Alkohol...Hast du...denn schon Mikko gefragt?"
Schon alleine bei diesem Namen drehte sich mein Magen um. „Ich wollte gerne persönlich mit ihm reden, wenn das für dich okay ist." Ich musste schlucken als sie das sagte. Persönlich? Eigentlich fand ich das überhaupt nicht toll, aber wenn's unbedingt sein musste... „Hm...Wenn's sein muss." antwortete ich ihr also. „Das geht auch schnell...aber sowas muss man persönlich klären...Verstehst du das?"
„Ja...Er soll nur seine dreckigen Finger von Dir lassen." sagte ich. „Da wird nie wieder was laufen Samu, das verspreche ich dir..." „Ich weiß...Aber trotzdem ist es komisch...Unsere letzte Begegnung war...naja nicht so schön."
Ich hatte mich in dem Moment als ich so auf Mikko eingeschlagen hatte, selbst gar nicht wiedererkannt. So aggressiv war ich ja eigentlich gar nicht und war es auch noch nie gewesen, aber da hatte sich einfach so viel Wut auf ihn angestaut, die ich einfach nicht mehr hatte zurückhalten können. Es hatte sich angefühlt als wäre ich in einem Tunnel gefangen gewesen, ich hatte nur noch ihn in meinem Sichtfeld und hatte alles andere um mich herum ausgeblendet. Ich hatte nicht mal richtig wahrgenommen, dass die Polizisten und Finja auf mich eingeredet hatten. Normalerweise hätte ich jetzt eine Anzeige und eine fette Geldstrafe am Hals, aber das hatte Mikko sein gelassen. Aber so etwas würde auch nicht noch einmal passieren. Ich war erwachsen und ich hatte mich im Griff. Das war eine absolute Ausnahmesituation gewesen. Genau das erzählte ich Finja auch und da war sie zum Glück auch sehr verständnisvoll.

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