Eifersucht

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Samu:
Was freute ich mich der finnischen Kälte mal für eine Woche zu entkommen und einfach nur ein bisschen mit meinen beiden Schätzen am Strand zu liegen. Da wir gestern nicht mehr viel vom Tag hatten, war die Freude auf den heutigen Tag noch größer. Deshalb machten wir uns auch schon gleich nach dem Frühstück auf den Weg. Noch war nicht so viel los, sodass wir unsere Ruhe hatten und das auch sehr genossen. „Ist das nicht herrlich?" fragte mich Finja und seufzte. „Ohja..." Leevi krabbelte inzwischen auf meinen Bauch und verlangte Aufmerksamkeit, die er natürlich sofort bekam. „Moi kääpiö." Ich redete fast immer Finnisch mit ihm und Finja Deutsch, da wir ihn von Anfang an zweisprachig aufwachsen lassen wollten. Klar war, dass er Finnisch sprechen können musste, wenn er in Helsinki aufwuchs, aber da ich und Finja immer Deutsch miteinander sprachen und ihre ganze Familie aus Deutschland kam, sollte er die Sprache natürlich auch beherrschen.

„So langsam verstehe ich es sogar ein bisschen, wenn du mit ihm sprichst." sagte Finja stolz und grinste mich bis über beide Ohren an. „Das ist toll. Ich habe dir doch gesagt, dass du das noch hinbekommst. Du darfst nicht immer so schnell aufgeben." Finja hatte immer einen Hand dazu sich schlechter zu machen als sie eigentlich war. Wenn ich daran zurückdachte wie verzweifelt sie noch vor einem halben Jahr vor den finnischen Vokabeln saß und wie gut sie Finnisch jetzt schon verstehen konnte...Das war echt unglaublich. Verstehen war zwar noch etwas anderes als Sprechen, aber sie hatte ja auch alle Zeit der Welt. „Ich gebe ja gar nicht mehr so schnell auf. Ich hab ja das beste Vorbild dafür, dass man sich immer weiter durchkämpfen muss." Daraufhin gab sie mir einen Kuss und schmiegte sich genau wie Leevi an meine Brust.

„Gehen wir nachher noch ins Meer?" fragte ich sie, da ich wirklich gerne mit unserem Sohn baden gehen wollte. „Ja, aber erstmal genießen wir noch die Sonne oder?" Ich nickte nur und widmete mich dann wieder unserem Kleinen. Er wurde immer neugieriger und somit fand er heute schon wieder etwas Neues, was er ganz toll fand. Da Finja mittlerweile auf dem Rücken lag, versuchte er höchstmotiviert ihr Bikinioberteil zu öffnen. „Schaatz, was macht Leevi da?" fragte sie mich lachend. „He also thinks that das Oberteil ist total überflüssig." antwortete ich mit wackelnden Augenbraunen. „Und er tut sich genauso schwer damit wie sein Papa." „Ey! Ich kann nicht ordentlich denken in solchen Situationen. The blood then is not in my head but somewhere else..." Irgendwie musste ich mich ja rechtfertigen. Für einen Mann war es eben echt kompliziert diese Dinger aufzubekommen, gerade wenn man es eilig hatte.

Eine Weile später beschloss ich zusammen mit Leevi zu versuchen eine Sandburg zu bauen. Er war total begeistert davon, wobei ich das meiste machte. Finja holte uns währenddessen etwas zu trinken und zu essen von dem Strandkiosk. Da sie dafür aber wirklich lange brauchte, wurde ich irgendwann stutzig und hielt Ausschau nach ihr. Als ich sie dann mit einem anderen Typen ausgelassen reden sah, überkam mich sofort wieder die Eifersucht. In letzter Zeit hatte ich das eigentlich total unter Kontrolle, aber jetzt hatte ich mich nicht so wirklich unter Kontrolle. Es wirkte auf mich so, als würde sich die beiden schon kennen, aber was wäre das denn für ein Zufall? Ich versuchte das im Auge zu behalten, aber mit einem Kind das ständig Aufmerksamkeit verlangte, war das ziemlich schwer.

Irgendwann wurde es mir echt zu blöd, sodass ich Leevi auf den Arm nahm und zu Finja und diesem komischen Kerl ging. Als ich hinter ihr stand, räusperte ich mich kurz, woraufhin sie sich sofort umdrehte. „Oh hey Schatz. Tom, das ist Samu, mein Mann und unser Sohn Leevi." Und wer war jetzt bitteschön Tom? Skeptisch guckte ich in seine Richtung und war alles andere als begeistert. Finja merkte das natürlich gleich und lächelte mich beruhigend an. „Tom und ich kennen uns aus der Uni. Er arbeitetet jetzt hier, weswegen wir uns auch seit Ewigkeiten nicht gesehen haben." Na super, mussten die sich begegnen? Der sollte sich bloß von ihr fern halten. „Hi, freut mich." sagte er zu mir und hielt mir lächelnd die Hand hin, die ich nur ungern schüttelte. Ich guckte ihn wohl etwas zu böse an, denn Finja stieß mir mit ihrem Ellenbogen in die Seite und schaute mich mahnend an.

„Und du bist ja ein ganz Süßer." sagte dieser Tom an Leevi gerichtet und strubbelte ihm durch die Haare. Es gefiel mir nicht, aber ich musste die Ruhe bewahren. „Genauso schöne blauen Augen wie deine Mama." Mir platzte fast der Kragen, als ich das hörte. Was fiel dem überhaupt ein? Damit ich nicht komplett die Fassung verlor, schlug ich vor uns etwas vom Kiosk zu holen, da Finja ja eindeutig aufgehaltene worden war. Sie merkte, dass ich sauer war und ließ mich deswegen auch einfach gehen. Leevi ließ ich bei ihr und stapfte gereizt durch den Sand. Der Kerl sollte sich mal ganz schnell verpissen. Ich wollte in Ruhe Urlaub mit meiner Frau und unserem Sohn machen, da war eindeutig kein Platz für ihn.

Nachdem ich uns etwas geholt hatte, standen die beiden da immer noch lachend, was mich ganz kirre machte. Sauer guckte ich zu Finja und machte ihr mit meinem Blick klar, dass sie jetzt einfach mit zu unserem Platz kommen sollte. Sie verstand es sofort und verabschiedete sich schnell von Tom. „Dein Ernst Samu?" sagte sie wütend und und setze sich mit Leevi neben mich. „Wohl eher gesagt DEIN Ernst? Was soll denn das? It's our vacation and you flirt with another guy?" Richtig fassungslos guckte sie mich an und schüttelte nur mit dem Kopf. „Flirten also, alles klar. Ich habe ihm dich doch sogar als meinen Mann vorgestellt, was willst du denn jetzt von mir? Wie oft hatten wir das Thema jetzt schon? Du musst nicht immer gleich ausflippen, wenn ich mit anderen Männern rede. Das habe ich mir noch nie verbieten lassen und werde es auch in Zukunft nicht tun. Du spinnst ja wohl."

Ohne mich nochmal anzugucken, nahm sie sich ihr Essen und starrte auf's Meer. Ja, wahrscheinlich hatte ich mal wieder überreagiert, aber ich konnte da auch nichts für. Sie wusste doch wie ich war und hatte es so auch immer akzeptiert. „Sorry."murmelte ich leise und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. „Jaja, ändern tust du trotzdem nie etwas." Genervt stocherte sie weiter in ihrem Essen herum und rückte ein Stück von mir weg. „Es tut mir echt leid, du weißt, wie sehr ich versuche es zu ändern, but I can't ...I don't want to argue Finja... Ich mach's wieder gut." So wirklich überzeugt sah sie noch nicht aus, aber ich würde ihr es schon noch zeigen, dass es mir ernsthaft leid tat.

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