Schicksal

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Sami nahm mich mit zu sich nachhause und „päppelte" mich wieder auf. Ein paar Tage war ich jetzt schon bei ihm. Von meiner Schwester hatte ich nichts mehr gehört. Ich wollte aber unbedingt nochmal zu ihr um mich zu entschuldigen und um Leevi endlich wiederzusehen. Zwar sah ich immer noch nicht wirklich positiver in die Zukunft, aber Sami hielt mich davon ab zum Alkohol zu greifen und das war schonmal viel wert. Heute wollten wir sogar ins Krankenhaus fahren. Ich musste zu Finja, zu lange hatte ich sie da alleine gelassen. Mein Versprechen gebrochen...
Mir war etwas mulmig zu Mute, als wir das Krankenhaus betraten. Ich hatte einfach ein schlechtes Gewissen so lange nicht aufgetaucht zu sein, doch Sami redete mir gut zu.

Vor Finja's Tür blieb er dann stehen und ließ mich alleine reingehen. Mein Herz blieb stehen als ich meine Frau da wieder liegen sah. Fuck, ich hatte vergessen wie schlimm dieser Anblick war. Ganz langsam ging ich an ihr Bett und setzte mich auf den nebenstehenden Stuhl. Erstmal sagte ich gar nichts, sondern guckte sie einfach nur an. Vorsichtig griff meine Hand nach ihrer. „Finja...Es tut mir so leid, so, so leid...Ich weiß, dass ich immer kommen wollte, aber meine Kraft war einfach aufgebraucht. Ich habe so viel Fehler gemacht. Aber es tut einfach so weh, dass du nicht aufwachst. 4 Monate und mich verlässt die Hoffnung langsam...Ich trinke Alkohol, viel Alkohol...und das so gut wie jeden Tag. Ich will das eigentlich nicht...Aber dann ist der Schmerz endlich weg. Ich kümmere mich nicht mehr um Leevi, weil ich es nicht ertrage ihn so leiden zu sehen und weil ich mich betrunken kaum um ihn kümmern kann. Sanna und Miikka haben mich sogar rausgeschmissen. Der Kleine ist noch dort..."

Ich machte eine kurze Pause um nicht loszuheulen und sprach dann langsam weiter. Wie immer redete ich auf englisch mit ihre da ich einfach nicht den Kopf dazu hatte deutsch zu reden. „Ich habe keinen mehr an mich rangelassen, mich in Zimmer eingeschlossen...Sanna meinte sie hat Angst, dass ich depressiv werde...Ich weiß nicht ob das stimmt Finja. Ohne dich macht einfach nichts mehr Sinn. Ich liebe dich so, so sehr. Ich brauche dich...komm bitte zurück, ich halte es nicht mehr lange aus." Und dann plötzlich passierte etwas. Die Geräte um sie piepten laut und ich bekam Panik. Ich rannte raus und schrie nach einem Arzt. Mein Herz machte einen Aussetzer, ich war vollkommen fertig mit den Nerven. Was bedeutete das? War es gut oder war es schlecht? Ich war komplett überfordert und rannte dem Arzt nur panisch hinterher. Ich durfte jedoch nicht mit rein, weshalb Sami versuchte mich zu beruhigen. „Ganz ruhig Samu, hey, vielleicht wacht sie auf." „Ich habe ihr gesagt, dass ich es nicht mehr lange aushalte und Sanna meinte dass ich depressiv werde und dass ich nur noch Scheiße gebaut habe." „Sie hat das gehört, sie will zu dir zurück Samu."

Ob das wirklich sein konnte? Ich hoffte es so sehr. Ich hatte das Gefühl die Zeit würde gar nicht vergehen...Konnten die mir nicht wenigstens mal kurz Bescheid geben? Ich musste wissen, was jetzt war. Das war ja nicht auszuhalten. „Guck mal, der Doktor kommt raus." meinte Sami nach etwas längerer Zeit. Sofort sprang ich auf und befragte ihn hektisch. „Ganz ruhig Herr Haber, ihre Frau ist endlich aufgewacht." Hatte ich das gerade richtig gehört? Sie war wach? Sie war wirklich wach? Das konnte nur ein Traum sein. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben und gerad wachte sie auf. Kurz bevor ich zu fallen drohte. Das musste Schicksal sein. „Ich muss sofort zu ihr, ich kann das gar nicht glauben!" rief ich euphorisch, wurde aber schnell gebremst. „Noch nicht. Geben sie ihr bitte Zeit, das ist ganz wichtig." „Aber..." Sami legte beruhigend seine Hand auf meine Schulter und fiel mir ins Wort. „Warte noch ein bisschen, der Arzt weiß schon was am besten ist." Das wusste ich ja auch, aber ich Finja war 4 Monate lang weg und jetzt war sie endlich wieder wach, natürlich wollte ich sofort zu ihr.

Fast eine Stunde musste ich noch warten, da sich in der Zeit um sie gekümmert worden war. Und dann endlich war der Moment gekommen. Meine Beine zitterten, mein Herz sprang mir fast aus der Brust und mein Kreislauf spielte ganz verrückt als ich das Zimmer betrat. Ich hatte das Gefühl ich würde jeden Moment zusammenrechen, als ich endlich wieder in ihre wunderschönen Augen schauen konnte. „Finja." sagte ich tränenerstickt. „Samu..." kam es schwach und kaum hörbar aus ihrem Mund. Es gab nur noch uns beide, alles andere war ausgeblendet in diesem magischen Moment. Ganz perplex setzte ich mich wieder an ihr Bett und legte meine Hand an ihre Wange. „Du bist wach...Ich..." Ich wurde von meinen Tränen unterbrochen. Es war zu überwältigend für mich. Ich hatte sie nicht verloren. „Alles gut Samu, nicht weinen." Ihre Stimme war noch ganz rau, aber trotzdem so liebevoll. „Du lagst 4 Monate im Koma..." sagte ich und musste wieder weinen. So gut, wie sie es konnte, zog sie meinen Kopf an ihre Brust und strich sanft durch meine Haare. „Und jetzt bin ich wieder bei dir." „Ich liebe dich Finja. „Ich liebe dich auch Samu."

Ich war gerade der glücklichste Mensch auf der ganzen Welt. Jetzt würde alles wieder gut werden. „Ich konnte alles hören was du zu mir gesagt hast, nur konnte ich nicht reagieren. Und auch wie du für mich gesungen hast oder immer mir immer wieder dein Eheversprechen vorgelesen hast ." „I'm so sorry..., dass ich so lange nicht da war...aber dann du hast das heute auch gehört?" fragte ich leise und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Ja...Das hat irgendwas in mir ausgelöst. Ich hätte dich fast verloren oder?" Jetzt kullerten auch ihr die Tränen über's Gesicht. „A few weeks more und dann...ja wahrscheinlich..." Ich hätte es nicht mehr lange ausgehalten, da war ich mir sicher. Ich hatte mich einfach selbst verloren. Mich gab es nicht mehr ohne sie. „Es tut gerade so weh, dass zu hören...Wenn ich aufgewacht wäre, aber du nicht mehr da gewesen wärst. Das..." Jetzt brach sie in Tränen aus. Ich wollte nicht, dass sie so traurig war, nicht jetzt wo sie gerade erst wieder wach war. „Don't cry , lass uns das vergessen. We're both here now und alles wird wieder gut." „Ja...aber meine Beine..."

„Was ist mit deinen Beinen?" „Ich spüre sie nicht. Der Arzt meinte das kann wieder werden, aber sicher ist es nicht. Was ist wenn ich nie wieder gehen kann?" „Dann wie schaffen das trotzdem Engel. Ich werde dich unterstützen wo ich kann. I'm there for you und lasse dich nie wieder aus dem Auge. Dir wird nie wieder etwas passieren." Sie klammerte sich fester an mich und so ließen wir beide unseren ganzen Gefühlen freien Lauf. Die ganze Anspannung fiel von mir ab. Mein Blick wanderte auf ihre Lippen und fragend wieder hoch in ihre Augen. Sie lächelte schwach und kam mir näher. Ganz vorsichtig und sanft trafen unsere Lippen aufeinander. Es wurde kein länger Kuss, da Finja noch sehr schwach war, aber das reichte schon aus, damit ich wieder im 7. Himmel war. Ich merkte wie sie mich danach genau musterte und fühlte mich ein bisschen verunsichert. Ich weiß, dass ich schrecklich aussah.

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