Vorbereitungen

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Samu:
Es verging ein ganzes halbes Jahr und so war morgen schon Leevi's zweiter Geburtstag. Einerseits freute ich mich darüber, es war einfach toll, denn unser Kleiner machte immer mehr Fortschritte. Es war kaum zu glauben wie schnell die Zeit vergangen war. Aber auf der anderen Seite musste ich auch an letztes Jahr denken. Finja konnte bei seinem ersten Geburtstag nicht dabei sein, da sie im Koma lag und das machte mir gerade richtig zu schaffen. Es war die schlimmste Zeit in meinem Leben, fast hätte ich mich komplett aufgegeben. Wären nur noch ein paar Tage mehr vergangen, in denen sie nicht aufgewacht wäre...Ich weiß nicht ob ich dann noch hier wäre. Aber momentan war meine Laune sowieso immer zwiegespalten. Mittlerweile waren die Gerüchte und Anschuldigungen von meiner Ex fast komplett vergessen, worüber ich mehr als froh war. Das Interview hatte doch positive Auswirkungen gehabt, da ich wir anscheinend echt authentisch gewirkt hatten. Doch eine ganz andere Sache betrübte mich eben noch.

Seit über einem halben Jahr versuchten Finja und ich jetzt schwanger zu werden und hatten auch schon ziemlich viele Tests gemacht, aber es wollt einfach nicht funktionieren. Natürlich deprimierte es uns beide total, aber wir gaben nicht auf. Umso schneller es damals bei Leevi ging, desto mehr Zeit brauchte es nun mal dieses Mal. Trotzdem war es einfach ein scheiß Gefühl, aber man konnte ja nichts dagegen tun. Vielleicht sollte es einfach noch nicht so sein.
„Alles gut bei dir?" So riss mich Finja auf einmal aus meinen Gedanken, während sie ihre Arme von hinten um mich schlang. Ich saß auf dem Sofa und war wohl so abgedriftet, dass ich alles um mich herum ausgeblendet hatte. „Ja klar." log ich und lächelte sie halbherzig an. „Lüg nicht Samu. Ich seh's dir doch an, dass du was hast." kam es nun von meiner Frau, die sich neben mich setzte. „Ach keine Ahnung... Morgen ist Leevi's Geburtstag und da musste ich einfach automatisch an letztes Jahr denken..." antwortete ich ehrlich und guckte sie betrübt an.

„Mach das nicht. Wir wollten mit dieser schlimmen Zeit abschließen. Ich bin wieder hier bei euch und alles ist gut. Nicht traurig sein ok?" Sie strich mir leicht über meine Wange und guckte mich besorgt an. Aber ich sah, dass es auch ihr noch immer sehr nahe ging. „Ich versuch's." antwortete ich und spürte daraufhin auch schon ihre Lippen auf meinen. „Mama!" „Ich glaube, du wirst da wieder gebraucht." sagte ich als Leevi sie aus der Küche rief. Sanna war gerade hier und backte mit Finja und ihm einen Kuchen, da meine Frau und ich absolut keine Ahnung vom Backen hatten. „Ja, willst du nicht auch mithelfen? Dann kommst du auf andere Gedanken." „Hm ja, okay." Hand in Hand liefen wir also in die Küche, wo Sanna Leevi gerade den Teig vom Handmixer ablecken ließ. „Ach so ist das, schön einschleimen Schwesterchen?" „Wie kommst du denn darauf?" entgegnete sie mir nur lachend.

Wir redeten auf Finnisch und auch Finja konnte uns gut folgen, wenn wir langsam redeten. Und wenn sie mal etwas noch nicht so ganz verstand, übersetze ich es ihr eben auf deutsch. Mein Deutsch war mittlerweile nahezu perfekt geworden, was echt cool war.
„Meins." kam es dann grinsend von Leevi, der die Schüssel mit seinen kleinen Ärmchen umschloss. „Ja, nur deins Süßer." sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich glaube, du solltest dir mal die Hände waschen. Du bist ganz dreckig Leevi." meinte Finja und setzte ihn auf die Arbeitsfläche neben dem Waschbecken. Nur mit ganz wenig Hilfe wusch er sich die Hände, was ich voller Stolz beobachtete.

Wir standen noch eine Weile in der Küche und machten den Kuchen fertig, der dann meiner Meinung nach auch echt gelungen war. Aber auch nur dank meiner Schwester. Außer meiner Mutter kannte ich niemanden der besser Nacken konnte und das war natürlich verdammt praktisch. „Danke für die Hilfe Schwesterherz." sagte ich zu ihr und zog sie in eine Umarmung. „Immer gerne. Für Leevi tue ich doch alles." antwortete sie mir schmunzelnd und guckte zu dem Kleinen, der gerade bei Finja auf dem Schoß saß und uns freudig anguckte. „Ich muss jetzt aber echt mal los, macht euch noch einen schönen Abend." fügte sie noch hinzu und gab Leevi noch einen Kuss auf die Stirn. „Dann bis morgen." Finja verabschiedete sich auch noch mit einer Umarmung von ihr, bevor Sanna dann nachhause fuhr.

Den restlichen späten Nachmittag und Abend ließen wir ganz entspannt ausklingen. Wir guckten ein bisschen Fernsehen und kuschelten zu dritt auf dem Sofa, bis es für Leevi Bettzeit war. Ich brachte ihn ins Bett und laß ihm noch ein bisschen aus seinem Lieblingsbuch vor, bis ihm seine müden Augen zufielen. Leise packte ich es dann weg und beobachtete unseren Sohn noch eine ganze Weile. Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit als ich ihn so friedlich schlafen sah. Ich liebte ihn einfach über alles. Bevor er auf der Welt war, war mir nie bewusst, dass man ein kleines Wesen so sehr lieben kann. Und dann hatte ich auch noch meine absolute Traumfrau an der Seite. Manchmal war es wirklich kaum zu glauben, was für ein Glück ich hatte. Es hatte bei mir zwar alles ein bisschen länger gedauert, aber das war es wert gewesen.
Mit einem Lächeln im Gesicht verließ ich sein Zimmer irgendwann und stellte fest, dass Finja mittlerweile schon im Schlafzimmer war und es sich dort gemütlich gemacht hatte.

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