Die Wochen vergingen schleppend. Ich verlor mich immer mehr selbst und stürzte in ein tiefes Loch. Ich versuchte mich immer wieder aufzurappeln, aber irgendwann verließ mich einfach die Hoffnung und keiner konnte mir mehr richtig helfen oder an mich herankommen. Ich ließ mich komplett gehen und lag den ganzen Tag nur im Bett. Ich aß kaum mehr und vernachlässigte Leevi. Ich wollte das nicht, aber ich hatte keine Kraft mehr. Mir fiel alles so unglaublich schwer...Meine Familie und Freunde machten sich extreme Sorgen um mich und versuchten mit mir zu reden, aber ich blockte immer ab. Alkohol war mein neuer bester Freund geworden. Ich betäubte meinen Schmerz regelmäßig um noch irgendwie klarzukommen. Außerdem rauchte ich unnormal viel, insgesamt lebte ich also alles andere als gesund.
Ich wollte mir auch gar nicht mehr helfen lassen. Es sah alles so verdammt aussichtslos aus. Über 4 Monate lag Finja jetzt im Koma. Sie hatte sogar Leevi's ersten Geburtstag verpasst. Das war jetzt auch schon 2 Monate her und schmerzte immer noch. Der Kleine vermisste seine Mutter auch mehr als alles andere, aber ich konnte ihm nicht helfen. Eigentlich hatte ich schon aufgegeben... Ich hatte Finja verloren und zwar für immer. Wie sollte ich weiterleben ohne sie? Das ging doch nicht... Ich hatte ihr versprochen sie jeden Tag zu besuchen, aber selbst das konnte ich nicht mehr halten. Ich konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen...
Völlig aus meinen Gedanken gerissen, hörte ich ein Klopfen an meiner Tür, so wie jeden Tag...Ich wollte niemanden sehen, wann verstanden die das endlich alle?„Samu, ich komme jetzt rein." Na toll... „Lass mich in Ruhe Sanna." sagte ich und zog die Bettdecke über mich. „Nein Samu. Es reicht langsam. Du musst endlich wieder zu Vernunft kommen! Wir wollen dir alle nichts Böses, aber lass dir doch bitte helfen. Ich erkenne dich nicht wieder. Gib dich nicht selber auf. Wir können dir auch professionelle Hilfe holen, auch wenn du das jetzt nicht hören willst. Du wirst hier langsam zum Alkoholiker und wirkst depressiv. Wenn das so weitergeht...Ich will gar nicht dran denken... Ich habe Angst um dich Samu." Sie hatte ja Recht...Es musste echt ein Wunder passieren, damit ich wieder aus diesem schwarzen Loch rauskam. Ich fühlte mich so verdammt schlecht... Ich sah Tränen in den Augen meiner Schwester, was mir einfach nur das Herz brach. Wenn es überhaupt noch mehr brechen konnte. „Mir ist nicht mehr zu helfen Sanna!! Jetzt brach ich in Tränen aus und schluchzte laut in mein Kissen.
Langsam kam sie auf mich zu und lag sich zu mir um ihre Arme behutsam um mich zu legen. Nun lagen wir uns beide weinend in den Armen und konnten uns auch so schnell nicht mehr beruhigen. „Leevi braucht dich Samu. Steh wieder auf. Wo ist der Samu hin, der nie aufgegeben hat und der immer weiter gekämpft hat, egal was war?" Das wusste ich ja selber nicht, aber ich war einfach mit meinen Kräften am Ende. Zu tief sitze der Schmerz der letzten Monate. „Denk mal drüber nach okay? Ich lasse dich jetzt alleine, aber wir würden uns freuen, wenn du heute Abend mal wieder zum Abendessen erscheinst. Die Mädchen sind bei unserer Mutter, wir könnten also nochmal in Ruhe reden." Mit den Worten ließ sie mich dann wirklich wieder alleine, worüber ich sehr froh war. Doch anstatt darüber nachzudenken, griff ich wieder zur Flasche. Mein Gott, es war doch eh alles verloren, dann konnte ich mich auch wieder betrinken. Ich wusste wie ich meine Schwester damit verletzte, aber ich konnte nicht anders.
Trotzdem versuchte ich mich abends zu Sanna und Miikka zu gesellen, was mehr als dumm war. Stockbesoffen taumelte ich mit der Flasche in der Hand in die Küche, woraufhin ich sofort die Aufmerksamkeit der beiden auf mich zog. „Nimm jetzt endlich den scheiß Alkohol aus der Hand!!" schrie Sanna und riss mir die Flasche aus der Hand. „Ey!!" schrie ich zurück und versuchte sie wiederzubekommen. Doch dann griff Miika ein und hielt mich zurück. „Geh Samu! Geh einfach! Wir haben lange genug versucht dir zu helfen aber es reicht jetzt auch mal! Du hast den Bogen überspannt, ich will nicht mehr mit so jemandem wie dir zusammenleben. Hier wohnen auch Kinder! Raus!"
Sanna versuchte noch ihn umzustimmen, aber das funktionierte nicht mehr, so sauer wie er war. Ich konnte ihn ja verstehen...Ich belastete sie alle viel zu sehr. Es war das beste abzuhauen.Ich packte mir ein paar Sachen in einen Rucksack und verschwand. Ich hätte natürlich zu einem Freund gehen können, aber wie schon gesagt, ich war nicht so auf Kontakt zu anderen Leuten, aus. Also lief eine ganze Weile durch die Gegend, wenn man es überhaupt noch laufen nennen konnte. Über Nacht legte ich mich dann auf eine Parkbank und schlief schnell ein. Ich war zu betrunken um mich nachhause zu finden. Was war nur aus mir geworden? Es war einfach nur noch armselig.
Eine lange Nacht wurde es nicht. Irgendwann wurde ich von jemanden angestoßen und fiel fast von der Bank. „Samu? Was machst du hier?" Es war Sami, der mich nun besorgt anschaute und sich neben mich setzte. „Nichts...ich will alleine sein." „Ich lasse dich aber nicht alleine, du kommst jetzt mit zu mir. Sag mal hat Sanna dich rausgeschmissen?" Ich nickte zögerlich und fühlte mich nüchtern plötzlich mehr als schuldbewusst und scheiße gegenüber meiner Schwester und ihrem Mann. „Und Leevi ist noch da?" „Ja." „Man Samu, du musst langsam wieder der Alte werden. Das geht doch so nicht weiter."„Nein, so geht es auch nicht weiter Sami! Wie denn auch ohne Finja?!" „Hör zu, ich weiß nicht annähernd wie du dich fühlen musst, aber ich weiß, dass das was du in letzter Zeit machst nicht gerade förderlich ist. Finja würde das nicht wollen ok? Sie würde wollen, dass du sie wieder besuchst und neue Hoffnung schöpfst, an sie glaubst und für EUREN Sohn da bist." Er guckte mich ernst an und tatsächlich bewirkte das etwas in mir. „Wach endlich auf Samu." „Ja, du hast Recht. Ich packe das aber nicht alleine..." „Das musst du ja auch nicht. Das wollen wir dir doch die ganze Zeit klarmachen. Wir alle wollen für dich da sein ok? Du musst es nur zulassen."

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Forever yours
FanficNach der Geburt von Leevi und der Hochzeit von Finja und Samu scheint alles perfekt, doch ihre Zukunft hält noch viele Überraschungen bereit. Fortsetzung von „Liebe auf den ersten Blick?"