Interview

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Samu:
Die nächsten zwei Tage vergingen leider viel zu schnell , denn heute mussten wir auch schon nach Berlin zu diesem Interview. Ich fühlte mich absolut nicht bereit dafür. Ich war auch nicht mehr rausgegangen, weil mir da eh nur Beleidigungen um die Ohren flogen. Eigentlich wusste ich jetzt schon, dass das ganze eh nichts bringen würde, aber man durfte nichts unversucht lassen. Schließlich konnte ich mir so einen Ruf absolut nicht erlauben als Vater, Ehemann und Frontsänger einer Band.
„Na komm, wir müssen los Samu. Mikko wartet draußen auf uns." sagte Finja dann zu mir und hielt mir eine Hand hin, damit ich vom Sofa aufstand. Wenigstens musste ich da nicht alleine durch. Ich war meiner Frau so dankbar, dass sie mich so unterstützte. „Ja, ich komme ja schon. Danke nochmal." „Wofür?"
„Naja, dass du mitkommst..." „Das ist doch klar. Wir schaffen das und dann ist alles wieder gut ok?" Ich nickte, stand auf und gab ihr einen kurzen Kuss, bevor wir dann zu dritt bei Mikko ins Auto einstiegen und zum Flughafen fuhren. Schnell waren wir dort angekommen und dann ging irgendwie auch alles ganz schnell, sodass wir kurze Zeit später auch schon im Flugzeug saßen. Ich saß zwischen Mikko und Finja, die Leevi auf ihrem Schoß sitzen hatte und aus dem Fenster guckte.

Ich merkte, dass auch sie angespannt war, aber sie versuchte die ganze Zeit für mich stark zu sein. Genau das wollte ich aber nicht. Ich sollte der Starke sein und nicht immer so ein Weichei...Für sie war es schließlich auch nicht leicht. Gerade wollte ich etwas zu ihr sagen, da kam mir Mikko zuvor. „Habt ihr euch denn schon ein bisschen was überlegt?" „Naja...Man muss ja gucken was die Fragen sind." antwortete ich gleich und bekam eine Zustimmung von Finja. „Ja schon, aber wisst ihr denn was auf jeden Fall gesagt werden muss und so'n Kram?" „Ja klar."
Ein bisschen später waren wir auch schon gelandet und dann ging es sofort zum Studio, wo das Interview stattfinden sollte. Ich wurde deutlich nervöser, ich hatte ja auch keine Ahnung wie mich die Leute da behandeln würden, wenn sie davon ausgingen, dass ich Frauen etwas antat. Also ich würde da ganz sicher nicht freundlich zu mir sein.

Als wir vor dem Gebäude standen, wäre ich am liebsten einfach wieder umgedreht, aber das ging natürlich nicht. Mit Finja und Leevi an der Hand wagte ich es also doch. Mikko lief voraus und klärte schonmal ein paar Sachen ab. Ich bemerkte schon jetzt die abwertenden Blicke auf mir. Ein paar Frauen gingen auch sofort auf Abstand, sodass ich mich einfach nur schrecklich fühlte. Finja merkte das natürlich auch und drückte meine Hand noch fester. Leevi war der einzige, der meine Laune noch ein bisschen anhob, er war so fröhlich und unbeschwert. Schließlich wusste er ja auch nicht, was gerade abging und das war auch gut so. Ich war froh, dass er wenigstens noch so jung war und das nicht alles so richtig mitbekam. Während Finja und ich dann in die Masken mussten, beschäftigte sich Mikko mit unserem Kleinen. Oh man, ich wurde immer nervöser. „Alles wird gut. Wir klären das auf und dann ist alles wie vorher ok?" sagte Finja plötzlich von der Seite, was mich dann aus den Gedanken riss. „Warum sollten die mir glauben Finja? I can say what I want, es wird nichts bringen."

Warum sollte mir denn auch jemand glauben? Alle waren gegen mich. „Denk mal ein bisschen positiver Schatz." „Hm...Wir bräuchten Beweise..." So ließen wir es dann auch erstmal stehen und ließen uns weiter fertig machen. Die Zeit verging und so warteten wir jetzt schon darauf, bis wir anmoderiert wurden. Ich wollte es einfach schnell hinter mir haben. Und dann war es soweit, mein Herz rutschte mir quasi in die Hose. Finja zog mich nochmal zu sich runter um mir einen Kuss zu geben und dann liefen wir Hand in Hand los. Wir schüttelten dem Moderator freundlich die Hand und setzten uns dann zu ihm auf's Sofa. Der Applaus der Zuschauer fiel spärlich aus, aber das war ja zu erwarten. Dann wurden wir auch schon begrüßt. Der Moderator wirkte er auch eher zurückhaltend und weniger freundlich, zumindest zu mir. Gegenüber Finja wirkte es eher so als hätte er Mitleid. „Der Grund für eure Einladung sind ja die momentanen Anschuldigungen gegen dich Samu. Wie könnt ihr euch dazu äußern?"

Zwar hatte ich mir ein bisschen was überlegt, aber mein Gehirn war gerade wie leergefegt. Irgendwie fand ich dann aber doch noch Worte. „Erstmal kann ich dazu sagen, dass jegliche Anschuldigung meiner Ex-Freundin nicht wahr sind. Mir ist schon klar, dass man eher dem „Opfer" glaubt und ich wollte auch nie öffentlich schlecht über sie reden, aber jetzt geht es nicht mehr anders. Sie war schon immer gegen die Beziehung meiner Frau und mir und hat Finja immer wieder runter gemacht, hat schon versucht uns auseinander zu bringen und jetzt versucht sie auch noch mein komplettes Leben zu zerstören mit diesen Lügen. Sie akzeptiert es einfach nicht, dass ich nichts mehr von ihr will, aber das sie so krank ist, damit hätten wir nicht gerechnet. Ich habe sie nie belästigt und auch in der besagten Nacht habe ich sie nicht angefasst, geschweige denn vergewaltigt.

Wir haben lediglich miteinander geredet, weil sie auf mich zukam und mal wieder versucht hat sich an mich ranzumachen. Daraufhin habe ich mich aber natürlich nicht eingelassen, schließlich habe ich eine Frau und einen Sohn. Und jetzt setzt sie es darauf an meinen Ruf zu zerstören." Tatsächlich sprach ich ziemlich ruhig, aber meine Hände zitterten wie verrückt und auch mein Herz schlug mehr als schnell. Finja griff nach meiner Hand und strich sanft mit ihren Daumen rüber. Ich guckte sie dankend an und zwang mich zu einem kleinen Lächeln. Ohne sie würde ich das hier ganz sicher nicht durchstehen, aber wie immer gab sie mir die nötige Kraft und den nötigen Halt.

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