Kaum hatte ich einen Fuß aus der Tür gesetzt, steuerte ich auch schon einen Supermarkt an um mir Alkohol zu kaufen. Anders war dieser Schmerz einfach nicht mehr zu ertragen. Ich wusste, dass das mehr als falsch war und ich eigentlich bei meinem Sohn sein sollte, aber ich verlor gerade vollkommen den Halt. Ich fühlte mich wie der letzte Idiot mit dem Alkohol durch die Straßen zu laufen. Irgendwann konnte ich nur noch taumeln und kam auf die glorreiche Idee in diesem Zustand ins Krankenhaus zu laufen. Im Nachhinein schämte ich mich unfassbar doll, aber in dem Moment wollte ich einfach nur zu Finja.
„Ich will zu meiner Frau!" lallte ich laut vor mich hin als ich mich an der Rezeption festhielt. „Ich glaube Sie sind sehr betrunken, Sis sollten nachhause gehen und morgen wieder kommen Herr...?" „Haber...Samu Haber! Bitte lassen Sie mich zu meiner Frau..." Es war nur noch ein unverständliches Nuscheln, aber die Frau wusste was ich wollte. „Abgesehen davon, dass die Besucherzeit vorbei ist, sollten Sie wirklich nicht in Ihrem Zustand zu Ihrer Frau, Herr Haber." Wie ein Irrer lief ich los, um selber zu ihrem Zimmer zu finden. „Finja!!" rief ich, während mir die Frau hinterherkam und versuchte mich zu beruhigen. Auch ein Arzt hatte mich mittlerweile gehört und kam auf uns zu. „Was ist denn hier los?" fragte er wütend, da ich für diese Uhrzeit eindeutig zu laut war. „Der Mann will zu seiner Frau, aber ist total betrunken. Er lässt nicht mit sich reden."
„Herr Haber richtig?" Sie nickte nur, während ich mich auf den Boden setze, weil mich meine Beine einfach nicht mehr hielten.„Seine Frau liegt erst seit ein paar Tagen im Koma. Vielleicht sollten wir ihm psychologische Hilfe geben."
„Was? Ich bin doch nicht krank!" rief ich wieder. „Nein, natürlich nicht, aber da könnten Sie professionelle Hilfe bekommen, damit Sie das besser verarbeiten können. Lassen Sie sich abholen und schlafen und dann reden wir das nächste Mal darüber, aber jetzt müssen Sie wirklich gehen. Ihre Frau würde es auch nicht wollen, dass Sie sich so betrinken oder?" Nein, das würde sie tatsächlich nicht wollen...
Meine rebellierende Phase war ab da an vorbei, nun kam wieder die Trauerphase. Ich heulte wie verrückt und alles drehte sich nur noch.
„Kann Sie jemand abholen? Haben Sie ihr Handy dabei?" Ich nickte nur und drückte dem Arzt mein Handy in die Hand. „Wen soll ich anrufen?" „Sanna."Es dauerte noch nicht mal lange, da war sie auch schon da und kam ganz besorgt auf mich zu. „Samu, was machst du denn für Sachen? Komm mal her." Sie hockte sich gleich zu mir auf den Boden und umarmte mich liebevoll, wobei ich sowieso nur noch wenig mitbekam. Ich schaffte es nicht mehr aus eigener Kraft hoch, weshalb mich der Arzt und Sanna hochhievten und bis zum Auto brachten. Mir war so unglaublich schwindelig und übel. Die Autofahrt machte das nicht gerade besser, weshalb ich als wir ankamen mich erstmal direkt vor der Haustür übergeben musste. „Geh rein, das machen wir morgen weg." sagte Sanna noch und schob mich in mein Zimmer.
„Sei bitte leise, Leevi schläft." Ich nickte, ließ mich aber trotzdem unsanft und nicht gerade leise ins Bett fallen. Sanna zog mir noch meine Klamotten aus und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor sie mir noch eine gute Nacht wünschte und leise ging.Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war es schon hell und mein Kopf war kurz vorm Platzen. Ich guckte auf mein Handy um nach der Uhrzeit zu gucken, musste dabei aber viel mehr auf den Sperrbildschirm, auf dem Finja und ich uns küssten, achten. Wie sehr ich es schon jetzt vermisste ihre Lippen zu spüren...und ihr Lachen, oh Gott, ich vermisste sie so sehr. Ich brauchte wirklich dringend Ablenkung. Ich zog mir schnell eine Jogginghose und einen Hoodie über, bevor ich dann ins Wohnzimmer zu den anderen ging. „Rausch ausgeschlafen?" fragte Sanna gleich und bat mich neben sich auf das Sofa. „Ja. Tut mir leid wegen gestern. Ich hab's übertrieben, das war einfach nur peinlich."
„Ist schon okay. Aber glaubst du, dass du wirklich klar kommst? Der Arzt meinte, dass dir psychologische Hilfe gut tun würde. Das ist etwas ganz normales, dafür müsstest du dich nicht schämen."„Nein das brauche ich nicht..." Auch Miikka meldete sich jetzt zu Wort. „Weißt du Samu, dann lass dir wenigstens von uns helfen und zieh dich nicht so zurück und betrink dich dann. Das kann wirklich böse enden. Alkohol löst die Probleme auch nicht, das weißt du hoffentlich." Oh man, ich fühlte mich gerade wie ein Teenager, dessen Eltern ihm erstmal eine Standpauke hielten und mit so schlauen Weisheiten ankamen. „Ist okay, das weiß ich alles, war auch nur eine einmalige Sache, das kommt nicht wieder vor."
„Gut. Wollen wir heute alle zusammen einen Ausflug machen?" fragte mich Sanna erwartungsvoll und lächelte. „Eigentlich wollte ich zu Finja..." „Du kannst ab jetzt nicht nur noch jeden Tag ins Krankenhaus. Du musst auch noch auf dich achten und auf Leevi." Langsam war ich echt genervt. Ich konnte ja wohl selber entscheiden, wann ich meine Frau besuchen wollte. Es war doch wohl vollkommen verständlich, dass ich bei ihr sein wollte.„Ich werde definitiv zu ihr fahren, ich muss für sie da sein." „Du Sturkopf...Wollen wir denn danach wenigstens ein Eis essen gehen?"
„Meinetwegen. Ich wollte jetzt aber erstmal zu Riku mit dem Kleinen." „Mach das, bringst du Leevi dann aber, bevor du ins Krankenhaus fährst?" Ich nickte nur noch kurz, holte dann den Kinderwagen und setzte ihn herein, bevor wir dann losgingen. Von meiner Schwester aus war es nicht weit zu Riku, weshalb ich laufen auf jeden Fall bevorzugte. Autofahren war sowieso so eine Sache nach diesem Unfall... Schließlich war Finja auf dem Weg zu Riku so schwer verunglückt. Oh man, ich musste aufhören so viel nachzudenken. Hoffentlich war Riku überhaupt zuhause, ich hatte ihm noch gar nicht Bescheid gesagt. Leevi hatte abgesehen von seinem gebrochenem Arm beste Laune. Er wusste ja auch nicht, dass seine Mutter nicht nur für ein paar Tage nicht da war. Aber ich würde das schon hinbekommen, er sollte nicht so sehr darunter leiden wie ich.
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Forever yours
FanfictionNach der Geburt von Leevi und der Hochzeit von Finja und Samu scheint alles perfekt, doch ihre Zukunft hält noch viele Überraschungen bereit. Fortsetzung von „Liebe auf den ersten Blick?"