Beste Ablenkung

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Nach meinem Krankenhausbesuch fuhren wir dann alle zusammen in die Eisdiele. Ich hatte zwar nicht die beste Laune, aber gerade meine Nichten brachten mich auf andere Gedanken. Es war wirklich eine gute Entscheidung gewesen erstmal zu den Viern zu gehen. Alleine zuhause wäre mir schon jetzt die Decke auf den Kopf gefallen und auch mit Leevi wäre ich alleine wahrscheinlich etwas überfordert gewesen. „Samuu?" „Ja Fanni?" „Ich habe eine alte Gitarre von einer Schulfreundin bekommen, weil sie die nicht mehr braucht. Kannst du mir das Spielen vielleicht beibringen? Du kannst das doch so gut." Sie war jetzt 10 und ich freute mich wirklich total, dass sie jetzt anfangen wollte ein Instrument zu spielen und vor allem, dass ich meine Hobbies an die jüngerer Generation unserer Familie weitergeben zu können.

„Total gerne, das finde ich echt super Fanni." Mein Strahlen im Gesicht hätte dabei nicht breiter sein können. „Danke!! Du bist der tollste Onkel überhaupt, weißt du das?" Sie sprang gleich von ihrem Stuhl auf und umarmte mich stürmisch. „Meinst du das kommt bei den Jungs genauso gut an, wie bei dir bei den Frauen?" Jetzt mussten wir alle lachen. Die Kleine war einfach genial. „Die Frauen stehen doch nicht wegen der Gitarre auf Onkel Samu, sondern weil er so toll singt und so gut aussieht." fügte Kaisa hinzu und und lachte wieder. „Hört auf, da werde ich ja ganz verlegen. Es wird bestimmt super bei den Jungs ankommen Fanni. Dann kannst du doch vor Verehrern gar nicht mehr retten."
„Dann bekommst du ein Problem mit mir Haber." sagte Miikka gespielt böse und hob seinen Finger.

Die Zeit mit meiner Familie brachte wirklich unglaublich viel Spaß und ließ mich für einen kurzen Moment meine Sorgen vergessen. Abends fuhren wir dann aber wieder nachhause. Da Wochenende war und die Mädels länger aufbleiben durften machten wir uns einen Filmeabend. Sanna und Miikka hatte ich gesagt, dass sie sich einen schönen Abend zu zweit machen sollten. Ich wollte mich einfach mal revanchieren und ich die Mädchen waren jetzt ja auch nicht mehr so klein, dass es mich noch zusammen mit Leevi überfordert hätte. Ich genoss die Zeit mit ihnen in vollen Zügen, auch wenn ich den ganzen Abend ausschließlich Disneyfilme angucken musste.

Anfangs war Leevi noch ganz begeistert und war eifrig am spielen mit Fanni und Kaisa, doch so langsam aber sicher fielen ihm seine Augen zu. Eigentlich hätte er auch schon längst im Bett sein sollen, aber man konnte ja auch mal eine Ausnahme machen. Ein bisschen später schlief auch Fanni auf dem Sofa ein, weshalb ich sie vorsichtig hochhob und sie in ihr Bett trug. Jetzt waren nur noch Kaisa und ich im Wohnzimmer und ich merkte mal wieder wie schnell sie älter und reifer geworden war. „Ich will jetzt nicht die Stimmung ruinieren, aber geht's dir wirklich gut?" fragte sie mich und rutschte ein bisschen näher zu mir. Ich lächelte sie ein bisschen verkrampft an nachdem sie das gesagt hatte. „Ich will dich damit nicht belasten, du bist noch zu jung um dir solche Probleme gerade von deinem Onkel anzuhören."

„Ich bin schon 12 Samu!!" sagte sie empört, musste aber selber ein bisschen darüber lachen, was auch mich ansteckte. „Ja klar, du bleibst aber immer meine kleine Kaisa für mich." sagte ich und strubbelte ihr dabei einmal durch ihre Haare. „Ey! Soll ich das auch mal bei dir machen?" „Das wagst du nicht." Und schon entfachte ein kleiner Kampf zwischen uns, bei dem wir beide wild auf dem Sofa rumtobten. Hatte ich schonmal erwähnt wie lieb ich dieses kleine Monster hatte?
Am Ende lagen wir aufeinander auf dem Boden  und lachten Tränen. „Schicke Frisur Mrs „Fass bloß nicht meine Haare an" ." sagte ich schmunzelnd und befreite mich unter ihr. „Musst gerade du sagen." kam es kichernd von ihr, während ich ihr wieder hoch half. „Na komm, ab ins Bett mit dir."
„Na gut..." Das klang zwar nicht sehr begeistert, aber wenigstens gab es keine Widerrede.

Vor der Tür ihres Zimmer blieben wir dann noch stehen und mal war ich total gerührt von ihr. „Ich hab dich ganz doll lieb und ich bin immer für dich da, auch wenn du meinst ich bin zu jung." „Ich hab dich genauso doll lieb. Ich mache Dinge aber lieber mit mir selbst aus. Du bist schon genug für mich, indem wir solche Aktionen wie eben veranstalten und wir ganz viel lachen." antworte ich ihr lächelnd und nahm sie nochmal in den Arm, bevor sie ins Bett ging. Bis dahin hatte ich wirklich gut Laune, doch wenn man dann wieder alleine war, hatte man auch genug Zeit um wieder nachzudenken. Ich konnte überhaupt nicht einschlafen. Stattdessen ging ich ans Handy und guckte mir Bilder von Finja an oder hörte mir ihre Sprachnachrichten bei WhatsApp an. Das tat mir überhaupt nicht gut, aber ich hatte das dringende Bedürfnis ihre Stimme zu hören.

Nachdem ich dann doch noch irgendwann spät in der Nacht eingeschlafen war, hatte ich noch nach dem Aufstehen gleich mit Finja's Familie verabredet. Sie wollten erstmal für eine Woche hier bleiben, da es sich länger leider nicht einrichten ließ. Ich ließ Leevj zuhause, da alles doch sehr ernst war und die Stimmung sehr angespannt, da es für sie natürlich auch eine absolut schreckliche Situation war. Die nächsten Tage würde ich auf jeden Fall nochmal mit Leevi zu ihnen fahren. Gleich danach ging es für mich wieder ins Krankenhaus. Der restliche Tag würde dann ein Vater-Sohn-Tag werden .
Als ich dann wieder an Finja's Bett saß holte ich heute gleich meine Gitarre hervor und spielte ihr ein paar Lieder. Die Songs die sie liebte, die, die ihr viel bedeuteten oder auch Songs, die uns beide verbindeten. Mein Herz und mein Bauchgefühl sagten mir einfach, dass ihr das half. Natürlich erzählte ich ihr auch wieder von meinem Tag und auch von dem lustigen Abend gestern mit meinen Nichten.

Zwar konnte sie nicht antworten, aber ich spürte, dass sie mich hören konnte. Zumindest klammerte ich mich an diesen Gedanken. Ich blieb fast 3 Stunden, weil ich mich mal wieder nicht trennen wollte. Es gab mir ein schlechtes Gewissen, wenn ich einfach wieder ging, aber gleich würden ihre Eltern schon kommen, von daher machte ich mich dann schweren Herzens auf den Heimweg. Doch gerade als ich auf dem Flur stand, fiel mir jemand ins Augen, den ich hier gerade am wenigsten gebrauchen konnte. Was machte er hier?
„Äh hi Samu, lange nicht gesehen." Das sagte doch tatsächlich Daniel, Finja's Ex zu mir. Dieser miese, verlogene Betrüger. Wie viel Stress hatten wir mit dem Kerl, als er nur mit ihrer besten Freundin zusammen kam um wieder an sie ranzukommen... Und jetzt war er hier? Wie konnte er es wagen?

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