Berlin

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Samu:
Es verging eine Woche und heute ging es nach Berlin. Natürlich hielt sich meine Lust darauf in Grenzen, aber auch nur weil Mikko dabei war. Wir hatten uns dazu entschieden, dass Finja und die Kinder mitkommen würden, damit es zwischen Mikko und mir nicht wieder so eskalieren würde. Meine Frau meinte, dass das wohl das Beste wäre, auch wenn ich noch skeptisch war. Aber hey wir mussten uns wahrscheinlich sowieso an dieser 3er Kombi gewöhnen... In unserem privaten Flieger angekommen, schlief Mia direkt erstmal ein, was auch ganz gut war. Leevi hingegen war total aufgedreht, da wir mit ihm bisher nur mit einem ganz standardmäßigem Flugzeug geflogen waren und das jetzt ganz neu für ihn war. „Papa?" „Hm?" „Hast du immer noch dolle Streit mit Mikko?" fragte mich Leevi auf einmal, woraufhin auch Mikko aufschaute und sichtlich überfordert war. „Ähm...das ist ein bisschen schwierig Großer. Aber alles gut." antwortete ich ihm und zog ihn auf meinen Schoß. „Alles ist immer schwierig bei Erwachsenen." sagte er mit zerknittertem Gesicht und schmolle daraufhin. Da hatte er wohl recht... „Nicht alles." lächelte ich trotzdem und zog ihn fest an mich. „Willst du was auf dem iPad gucken?" Er nickte gleich eifrig, woraufhin ich es aus meinem Rucksack holte und Netflix öffnete. „Was denn?"
„Mumins!" kam es begeistert von ihm. Mir war's eigentlich klar gewesen, das war seine absolute Lieblingsserie auf Finnisch. Ich machte ihm die Serie also an und setzte ihm seine kleinen Kopfhörer auf. Finja lehnte ihren Kopf daraufhin an meine Schulter und schloss ihre Augen. Ich sah direkt Mikko'a Blick auf ihr und musste mich zusammenreißen keinen blöden Kommentar rauszuhauen. Das wäre unnötig gewesen und das wusste ich auch.
„Und wie geht's dir?" fragte ich ihn stattdessen, wobei er sich zuerst gar nicht angesprochen fühlte. „Mir?" „Ja." „Naja, geht so, um ehrlich zu sein sogar richtig scheiße." Ich nickte nur und wollte wirklich was einfühlsames sagen, aber es ging nicht. Ich sah ihn an und plötzlich tauchten wieder diese Bilder im Kopf auf.
Wie er...meine Frau gefickt hatte...Wie's wohl abgelaufen war...Einfach nur rein, raus oder hatten sie sich viel geküsst? Hatte sie ihm...einen geblasen? Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte diese Gedanken so schnell wie möglich loszuwerden. „Alles gut?" „Ja..." antwortete ich ihm und legte meinen Kopf auf Finja's ab. Eigentlich war ich von diesem Kopfkino losgekommen, aber gerade hatte es mich wieder überrumpelt. Ich schloss ebenfalls meine Augen um so einem weiteren Gespräch aus dem Weg zu gehen.

Als wir gelandet waren, ging es dann direkt ins Hotel. Ich nahm erstmal die Schmerztablette für meine Nase, während Finja den Brei für Mia anrührte und Leevi mit seinen Autos spielte. Gleich würden wir noch zusammen Essen gehen und dann ging es für Mikko, Riku und mich zum Set für die Proben und um nochmal alles zu für die Show morgen zu besprechen. Finja würde etwas anderes mit den Kindern machen. „Ich geh noch schnell duschen, ja?" Meine Frau nickte nur und fütterte Mia dann auch schon. Ich ging also schnell ins Bad und sprang unter die Dusche. Sofort schoss mir der gestrige Tag in den Kopf.
Wir waren beim Paartherapeuten gewesen, den Finja rausgesucht hatte und hatten uns das eben mal angeschaut und besprochen wie das so ablaufen würde und ihm schonmal unsere Lage erklärt. Es war komisch gewesen...für uns beide. Aber trotzdem waren wir der Meinung, dass es das Richtige für uns war. Es war einfach gut mit jemanden zu reden, der wirklich Ahnung hatte, aber trotzdem ein Außenstehender war, der neutral war. Einmal die Woche wollten wir hingehen für 1-2 Stunden. Meine Mutter würde in der Zeit Leevi und Mia nehmen, das war kein Problem.
Auch wenn es mir tatsächlich ein wenig Angst machte was jetzt auf uns zukam, hoffte ich einfach, dass es wirklich etwas bringen würde und bald wieder alles beim Alten war. Und dass, selbst wenn Mikko der Vater war, wir das als Paar hinbekommen würden mit der Hilfe vom Therapeuten.
Nach der Dusche, machte ich mich noch schnell fertig und dann trafen wir uns unten in der Lobby mit Riku und Mikko. Wir waren vor ihnen unten, mussten also noch kurz warten, was Leevi aber überhaupt nicht toll fand.
Er maulte rum und nach einer kurzen Diskussion, schmiss er sich einfach nur noch auf den Boden und fing an zu weinen und zu schreien. Ich schnappte ihn mir gleich und trug ihn raus, da es doch recht voll hier war.
„Es reicht jetzt Leevi! Das ist wirklich blöd und es gibt überhaupt keinen Grund für dieses Theater, was du hier veranstaltest. Warum tust du das hm?" fragte ich ihn und hockte mich zu ihm, doch er zuckte nur mit seinen Schultern.
Und so schwiegen wir erstmal eine ganze Weile. „So, hast du dich jetzt wieder beruhigt? Können wir wieder reingehen?" „Ja..." „Gut." Man merkte auf jeden Fall, dass er sich momentan anders benahm und auch seine Laune im Allgemeinen schlechter war, seit es bei Finja und mir so eine angespannte Situation war...
Wieder drinnen dauerte es auch nicht lange bis Riku und Mikko kamen und wir zum Restaurant fahren konnten.
Während des Essens ging mein Blick die ganze Zeit zu Mikko, der hingegen ständig zu meiner Frau guckte. Warum tat er das? Fand er sie gut? Wollte er immer noch was von ihr? Ich machte mir eindeutig zu viele Gedanken...
schon wieder. „Schatz?" „Hm?" „Was geht schon wieder in deinem hübschen Köpflein ab hm?" fragte mich meine Frau und streichelte mir dabei über meine Wange. „Ach nichts...alles gut." „Wir sollen doch über alles direkt reden Samu." „Hier? Sicher nicht. Später..." „Okay." antwortete sie mir und gab mir einen Kuss.
Nach dem Essen verabschiedeten wir uns dann von Finja und den beiden Mäusen. Ich zog meine Frau nochmal in meine Arme und küsste sie liebevoll. Schnell schob sie ihre Zunge zwischen meine Lippen, was ich auch zuließ. Jedoch lösten wir uns auch relativ schnell wieder voneinander, da Riku und Mikko ja auch noch neben uns standen.

Finja:
Nachdem die drei dann weg waren, traf ich mich mit meiner Mutter. Als sie uns entgegen kam, fiel ich ihr auch sofort in die Arme. Ich vermisste meine Familie total in Helsinki. Aber ich hatte mich damals für Samu und für Finnland entschieden und damit war ich auch sehr froh. Etwas mehr als 3 Jahre wohnte ich jetzt schon nicht mehr in Berlin und, bis auf die Sehnsucht nach meiner Familie, ging es mir nie besser als in diesen 3 Jahren. Auch wenn wir Höhen und Tiefen gehabt hatten...und gerade auch eher wieder durch ein Tief gingen, würde ich niemals etwas an meiner Entscheidung ändern wollen.
„Ich bin so froh dich zu sehen...ich hab dich so vermisst Schatz." Sagte meine Mutter, bevor sie mir einen Kuss auf die Wange drückte. „Ich dich auch." Ich drückte sie so fest es ging und grinste dabei über's ganze Gesicht. Als wir uns voneinander lösten, waren die beiden Kinder dran, was meine Mutter auch mehr als glücklich machte. Leevi's Freude war aber mindestens genauso groß. Was schade war, dass Mia noch keine richtige Bindung aufbauen konnte, einfach weil wir uns so selten sahen. Nach unserer euphorischen Begrüßung entschlossen wir uns dazu zu einem großen Spielplatz zu spazieren, wo Leevi sich dann austoben konnte.

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