Ein bisschen zu viel

450 24 0
                                    

Die letzten Wochen der Schwangerschaft vergingen dann wie im Fluge, sodass es heute tatsächlich schon der 2. April war. Dieses Mal konnten wir uns glücklicherweise ganz entspannt auf den Weg ins Krankenhaus machen. Meine Tasche hatte ich schon längst gepackt, falls die Kleine hätte doch früher rauskommen wollen. Leevi hatten wir bei meinen Eltern abgegeben. Sie würden vorbeikommen, wenn Mia auf der Welt sein würde. Weniger Angst vor der Geburt als beim ersten Mal hatte ich jedoch nicht. Zwar wusste ich jetzt was auf mich zukam, aber ich wusste auch was das für Schmerzen waren und ich war wirklich schmerzempfindlich. Aber viele sagten ja, dass es beim zweiten Kind wenigstens ein bisschen schneller gehen würde, was ich auch wirklich hoffte. Samu hingegen war viel entspannter als bei Leevi's Geburt und das war auch gut so. Wenigster einer von uns musste ruhig bleiben. Im Auto ging es dann auch schon los mit den Wehen und die hatten es ganz schön in sich. „Scheiße Samu, die Wehen gehen los." sagte ich zu ihm und krallte mich in den Sitz. „Mach diese Atemübungen Engel. Ganz ruhig." Er machte diese sogar mit mir und das half mir dann wirklich zumindest ein bisschen.

Im Krankenhaus angekommen wurden wir dann auch gleich in den Kreißsaal aufgenommen. Unsere Hebamme kümmerte sich gleich um mich, bevor dann nochmal ein Ultraschall und ein CTG gemacht wurden. Mein Muttermund war schon ganz gut geöffnet und es ging tatsächlich gut voran. Danach wurde ich im Bett in mein Zimmer geschoben und ließ die nächsten Wehen über mich ergehen. Worüber ich dieses Mal wirklich froh war, war, dass wir in Deutschland waren und alle in meiner Muttersprache mit mir redeten. Bei Leevi's Geburt waren wir ja kn Helsinki und da lief alles in englisch ab, oder wenn's doch mal finnisch war, hatte Samu übersetzen müssen. Die Schmerzen wurden stetig doller und so musste Samu's Arm dran glauben. Er stand mir liebevoll zur Seite und unterstütze mich wo es nur ging. Meine Wehen wurden mit der Zeit wieder so stark, dass ich überhaupt nicht mehr damit klarkam und mich vor Schmerz sogar ein paar mal übergeben musste, was Samu dann richtig Sorgen bereitete. Um diese Schmerzen zu lindern wurde mir dann ein PD Katheter mit dem Schmerzmittel angelegt. Samu legte sich zu mir ins Bett und ich lehnte mich mit dem Rücken an seine Brust. Da die Schmerzen so langsam betäubt wurden, nickte ich sogar nochmal kurz ein. Immer wieder würde das CTG überprüft um zu sehen ob es unserer kleinen Maus auch gut ging. Meine Wehen kamen in immer kleineren Zeitabschnitten, was ich der Hebamme erzählte, die much daraufhin nochmal untersuchte und feststellte, dass der Muttermund ganz geöffnet war. Samu hatte sich daraufhin wieder auf den Stuhl neben das Bett gesetzt und hielt meine Hand. Inzwischen waren schließlich auch schon Stunden vergangen. Bei mir war es wohl eher nicht der Fall, dass es schneller ging.

Die Schmerzmittel wurden reduziert, damit ich beim Einsetzten der Presswehen mitarbeiten konnte. Diese Schmerzen dabei waren einfach der schlimmste Schmerz den ich kannte. Ich hatte ganz schön zu kämpfen und auch Samu litt mit mir mit. „Du machst das super Engel. Gleich ist es geschafft." flüsterte er fast schon und streichelte mir eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das tut so weh, verdammt..." Ich konnte es nicht verhindern, dass mir Tränen über die Wangen liefen, solche Schmerzen hatte ich. „Gleich ist es geschafft." „Da hat Ihr Mann Recht. Das Köpfchen ist schon zu sehen. Sammeln Sie nochmal all ihre letzen Kräfte zusammen. Sie können schonmal herkommen Herr Haber. Gucken Sie doch mal." Unsicher ließ er meine Hand los und ging zur Hebamme. „Sehen Sie, hier ist das Köpfchen." Doch dieser Anblick war wohl ein bisschen viel für ihn. Er wurde kreidebleich im Gesicht. Nach ein paar weiteren Presswehen war es dann soweit. Die Hebamme hielt unsere laut schreiende Mia auf den Armen. Doch in dem Moment als die Kleine rauskam, kippte Samu einfach um. „Schatz!" „Ach Gott, das war wohl ein bisschen viel für ihren Mann." Die Hebamme brachte unsere Kleine erstmal weg, während sich zwei Krankenschwestern um Samu kümmerten.

Ich konnte mich noch gar nicht richtig freuen, weil ich so besorgt um Samu war. Ihm wurde langsam wieder hoch geholfen, bis er dann auf einem Stuhl zum Sitzen kam. „Halten sie sich mal an den Lehnen fest." sagte die eine, während ihm die andere eine Flasche Wasser brachte, die er auch komplett leeren sollte. „Da hat er Kreislauf wohl ein bisschen schlapp gemacht. Geht's wieder ein bisschen besser?" Samu nickte und guckte dann zu mir. „Alles gut bei dir?" fragte er mich, was mich schmunzeln ließ. „Jetzt schon, aber was machst du für Sachen?" fragte ich ihn und nahm seine Hand. „Mir war sowieso schon so schwindelig vom ganzen Tag, aber dieser Anblick...Nichts gegen dich Engel, aber dieser riesige Kopf aus deiner...naja da unten raus halt und überall Blut...Puh, das wollte ich echt nicht sehen." Ich musste lachen und legte meine Hand sanft auf seine Wange. „Ich hoffe du hast jetzt kein Trauma." „Das hoffe ich auch." sagte er schwach lachend. Die Krankenschwester stellte ihm noch eine Flasche Wasser hin und fragte ihn nochmal wie es ihm ging. „Aah, ich sehe der Papa ist wieder auf den Beinen." sagte unsere Hebamme als sie wieder reinkam und lächelte. Ich musste schmunzeln und küsste ihn liebevoll. „Ja, ich hätte nicht gedacht, dass mich das so aus den Socken haut." sagte er leicht beschämt. „Das muss Ihnen gar nicht peinlich sein. Sie glauben nicht, wie oft ich das schon erlebt habe. Soll ich Ihnen Ihre kleine Maus mal vorstellen?" „Auf jeden Fall, ist alles gut mit ihr?" „Ja, ihr geht es prächtig. Sie möchte jetzt nur unbedingt zu Mama und Papa."

Forever yours Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt