88. Reise

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Naja saß gedankenverloren in der Inneren Einflugöffnung ihres Quartiers in der Festung Mor'raner. Sie blickte in die große Halle des Kristallbaumes hinunter und ließ ein Bein in die Tiefe baumeln. Sie beobachtete wie das Licht des heraufziehenden Tages sich in der Struktur des Kristallbaumes fing und unzählige Regenbögen durch den Innenraum tanzten. Das inzwischen 17 Jahre alte Menschenmädchen spielte mit einer Sträne ihres langen Haares. Immer wieder wickelte sie die Strähne um einen Finger ihrer rechten Hand, sah zu wie die natürliche Spannung des Haares den Vorgang rückgängig machte und anschließend begann sie von vorn.
Ein betont lautes Schnarchen ihres Drachens ließ die junge Reiterin schließlich zum Schlafpodest ihres Seelengefährtens blickten. Tanis tat immer noch so als ob er schliefe aber sein betont lautes Schnarchen war ein sicheres Anzeichen dafür, dass der schwarze Drache wach war.
Als hätte er die Gedankengänge seiner Reiterin erraten klappte Tanis schließlich sein Auge auf und fixierte Naja.
- "Nun sind wir endlich vollständig ausgebildet." - sagte er Tadelnd zu seiner Reiterin.-" Gestern hast du deinen Ritterschlag erhalten und bist vom Rat und von Arget Un Eragon zu vollwertigen Reiterin ernannt worden. Heute ist der erste Morgen an dem wir uns nicht von diesem Ding dort...."-
Der junge Drache warf der Weckkugel die, mit dem Geräusch einer wütenden Hornisse, bisher jeden Morgen den Beginn eines neuen Ausbildungstages eingeläutet hatte, einen vernichtenden Blick zu. Naja musste leise lachen. Tanis war schon immer ein Langschläfer gewesen und hatte in den zurückliegenden Jahren ihrer Ausbildung eine tief sitzende Abneigung gegen das Instrument entwickelt das ihn stets aus süßen Träumen gerissen hatte.
-"..... endlich müssen wir uns von diesen Dingen nicht mehr vorschreiben lassen waren wir aufzustehen haben und du, was tust du?! Du raubst mir den Schlaf indem du früher aufstehst als es jemals von uns verlangt worden wäre! Warum? Warum raubst jetzt du mir den Schlaf?!-"
- "Das weißt du ganz genau mein Großer."- lachte die junge Reiterin und erhob sich. Sie kletterte neben ihrem Drachen auf dessen Schlafpodest und begann Tanis die Stirn zu kraulen. Dies beäugte der junge Drache zunächst mit Skepsis, entschied sich aber dann doch die Zärtlichkeit zu genießen.
-" Ich bin aufgeregt." - erklärte Naja.-" Wir wollen doch heute unsere Reise beginnen. Wir ganz allein. Nur Geoff und Varus werden uns begleiten."-
Der Gedanke an den ehemaligen Stallburschen, der inzwischen ihr bester Freund war, ließen Erinnerungen an ihre Ausbildung in Naja aufsteigen. Die meisten waren sehr angenehm. Bei ihrem Ziehvater, dem Urgal Tar hatte sie ein neues zuhause gefunden und sie, Geoff, Tanis und der ehemalige wilde Drache, der beschlossen hatte sein Leben und seine Kraft mit dem ehemaligen Stallburschen zu teilen, waren ein unzertrennliches Gespann geworden. Ein Kleeblatt dessen vier Blätter man stets zusammen sah.
Geoffs braune Weg Begleiter war immer noch ein Sonderling unter den Reiterdrachen. Der bevorzugte es in Gefühlen und Eindrücken zu sprechen und sein wirklicher Name war noch immer unaussprechlich für Zweibeiner. Lediglich engen Freunden seines Reiters hatte er gestattet ihn mit Varus anzureden. So hatte ihn seine Ziehmutter Vervarda genannt als er noch unter der Aufsicht von Saphiras Tochter gestanden hatte. Er sah in diesem Begriff so etwas wie einen Spitznamen oder ein Kosewort dessen Benutzung er nur seinem Reiter und engen Vertrauten gestattete. Naja und Tanis gehörten zu den Glücklichen denen dieses Privileg zuteil wurde.
Gemeinsam hatte das Kleeblatt gestern die Ausbildung zu Drache und Reiter abgeschlossen und sie hatten beschlossen von nun an gemeinsam Alagaesia zu bereisen um das Land und die anderen Völker direkt kennen zu lernen.
Jeder junge Reiter machte sich nach Abschluss seiner Ausbildung auf diese Reise um Erfahrungen zu sammeln. Für das Kleeblatt gab es aber noch einen weiteren Grund aufzubrechen. Oft hatten die beiden Reiter und Tanis, Varus auf der Klippe sitzend vorgefunden die den Eingang zur Ostmark bildete.
Der Braune hatte zu Füßen der riesigen Drachenstatuen gesessen, die der Reiter der Zwerge Burrod geschaffen hatte, und sehnsüchtig in die Ferne geblickt. Seinen engsten Vertrauten hatte Varus schließlich den Grund dafür genannt. Sein Ei war in der Wildnis gefunden worden. Man vermutete, dass eine wilde Drachendame, die sich keiner Brutgruppe angeschlossen hatte und stets frei und ungebunden durch das Land zog ihn dort zurückgelassen hatte. Unter den Drachen war dies durchaus üblich. Windschwingen nannte man solche Drachen die sich keinen festen Wohnsitz oder eine Brutgruppe suchten. Varus hatte die Handlungsweise seiner Mutter zwar verstanden aber mit zunehmendem Alter interessierte es ihn doch wer die Drachendame war die sein Ei zurückgelassen hatte. Er wollte der Unbekannten keine Vorwürfe machen aber er wollte ein Bild seiner Abstammung in seine Erinnerungen aufnehmen. Er war neugierig.
Als der Tag des Ritterschlags immer näher rückte hatte das Kleeblatt schließlich beschlossen, dass das ihr erstes Vorhaben auf der Reise sein sollte. Sie wollten die Drachendame Aufspüren von der Varus abstammte. Kein einfaches Unterfangen und alle blickten dem Unternehmen mit Spannung entgegen.
-" Ich verstehe dich ja." - seufzte Tanis. -" Aber es ist niemandem geholfen wenn du vor Müdigkeit aus dem Sattel fällst. Außerdem verlangt es die Tradition dass wir uns von Arget Un Eragon verabschieden bevor wir aufbrechen. Er und seine Gefährtin haben und zu einem Frühstück eingeladen und das wird erst in zwei Stunden stattfinden. Willst du den Anführer des Ordens vielleicht aus dem Bett werfen und ihm sagen das er sich gefälligst beeilen soll weil du los möchtest?"-
Die Vorstellung war so komisch, dass Naja laut lachen musste.
-" Das wäre wohl wirklich unhöflich Großer!" gluckste sie.
-" Stell dir mal vor wie seine Gefährtin reagieren würde wenn du bei ihnen im Schlafzimmer auftauchst."- fügte Tanis noch an und sorgte damit dafür, dass seine Reiterin völlig jede Selbstkontrolle verlor.
Naja lachte solange bis ihr Bauch weh tat.
-" Meisterin Arya würde mich an ihren Drachen verfüttern."- japste sie.
In der Tat war die ehemalige Prinzessin der Elfen als eine der strengsten Lehrmeisterrinnen des Ordens bekannt und jeder begegnete ihr mit Respekt. Niemand käme auf die Idee die klaren Grenzen zwischen Ordens Fragen und Privatleben zu überschreiten die Arya festgelegt hatte. Sie war nicht unbeliebt und man fürchtete sie auch nicht.
Ganz im Gegenteil. Es galt als Ehre von ihr direkt ausgebildet zu werden und der Ausbildungsstand von Reitern denen diese Ehre zuteil wurde war über jeden Zweifel erhabene.
Trotzdem schien es Naja äußerst unpassend zu sein im Schlafzimmer dieser Meisterin aufzutauchen.
Einsichtig schmiegte sie sich also etwas näher an ihren Drachen der daraufhin zufrieden einen seiner Flügel über ihr ausbreitete.
-" Du hast ja recht."- Sagte sie zu ihm. - "Machen wir es uns noch ein bisschen gemütlich.






Euch allen ein frohes neues Jahr und abstimmen nicht vergessen;)

Euer eragonie64

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