196: Ein Ort von Bedeutung Teil 4

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Aurelia stellte ihre Flügel leicht an wie sie es von stark-gerecht-Schuppen-blau-Saphira gelernt hatte. Sie fing damit den frisch-kräftig-Aufwind ein und nutzte seine Kraft. Sie konnte den Auftrieb den der Wind ihr gab gut gebrauchen. Der Hirsch, den sie erlegt hatte und den sie nun in ihren Klauen trug war eine beträchtliche Last. Er war eine prächtige Beute. Das musste er auch sein. Ein altes oder krankes Beutetier wäre nicht angemessen gewesen.
Aurelia steuerte nun auf den Berg zu auf dem die "Ort- von-Tod-und-Bedeutung-Stadt lag. Meisterin Saphira war nicht anwesend. Auch die Mutter der Wiedergeburt war zur Jagd ausgeflogen.
Doch sie suchte Aurelia auch nicht. Ihr eigentliches Ziel fand das Drachenfräulein am Rand des Pateaus auf dem ihr Donner lagerte. Kyras goldene Schuppen waren leicht auszumachen. Ihr schwarzer Lehrmeister stand unweit neben seiner Reiterin Naja. Die beiden Meister des Ordens unterhielten sich gerade mit ihrer Schülerin Ohren-rund-Mensch- Svenaja.
Aurelia überlegte kurz. sie wusste, dass Bruder-ihrer-Seele-Garath die junge Zweibeinerin sehr gern hatte. Diese Zuneigung war ein Grund für das was Aurelia nun vorhatte.
Die Unterhaltung zwischen Naja und ihrer Schülerin schien eine ernste zu sein. Aurelia überlegte ob sie warten sollte. Sicher würde Schuppen-Gold-Kyra im Geiste bei ihrer Reiterin sein. Störte ihr Vorhaben da vielleicht?
Auf der anderen Seite begann der Hirsch in ihren Klauen bereits die Wärme des Lebens zu verlieren. Ein altes, kaltes Beutetier war unangemessen!
Aurelia blickte noch einmal zu Schuppen- Gold-Kyra. Die ältere Drachendame blickte gedankenverloren über das Land. Sie schien nicht so von der Unterhaltung, die ihre Reiterin führte, gefangen zu sein. Daher entschied Aurelia, dass es an der Zeit war.
Das rote Drachenfräulein zog die Flügel enger an den Körper und setzte unweit von Kyra auf dem Tafelberg auf. Sie achtete dabei darauf, der anderen Drachendame nicht zu nah zu kommen. Eine Landung direkt neben sich hätte Schuppen-Gold-Kyra als aufdringlich und provokant empfunden. Beides wollte Aurelia nicht.
Geschickt setzte di3e junge Rote zuerst mit den Hinterbeinen auf, schlug dann noch einige male Kräftig mit den Flügeln um ihren Oberkörper in der Schwebe zu halten. Dadurch wurde es ihr möglich, den Hirsch, den sie in ihren Vorderpranken hielt, sorgfältig abzulegen. Erst dann setzte Aurelia völlig auf und zog die Schwingen an ihren Körper.
Noch einmal atmete das Drachenfräulein tief durch, dann ergriff sie ihre Beute mit den Zähnen und trat auf Schuppen-Gold-Kyra zu.
Neben der Goldenen Drachendame legte Aurelia ihre Beute ab und schob sie mit der Schnauzte noch etwas näher an ihre Artgenossin heran.
Kyra hob den Kopf und schnaubte überrascht. Als Himmelstochter wusste sie was diese Geste bedeutete. Es war eine traditionelle Form der Drachen sich zu entschuldigen. Worte, so wusste Aurelia, hatten nur wenig Bedeutung. Die Worte der alten Sprache waren eine Ausnahme. Ihnen wohnte Macht inne aber dennoch. Wahrlich wichtig waren Taten!
Ein saftiges Beutetier mit einem anderen Drachen zu teilen war eine Geste des Respekts und der Freundschaft. Das wusste jedes Kind des Himmels und des Feuers.
Kyra blickte auf den Hirsch dann zu Aurelia.
-"Warum?"- fragte sie schließlich schlicht.
Aurelia brummte versonnen.
-"Meisterin Saphira hat mir gestern.....sie hat mir aufgezeigt, dass ich einige Fehler gemacht habe. Geister aus meiner Vergangenheit, alte Ängste haben mich dazu gebracht recht dumme Dinge zu tun."-
Das rote Drachenfräulein überlegte einen Moment. Worte! Sie waren so ungenau. Man konnte Stunden über etwas reden ohne dem Kern einer Sache auch nur einen Schritt näher zu kommen! Dafür hatte Aurelia nicht die Zeit und die Angelegenheit war ihr zu wichtig als das sie Zeit mit diesem sinnlosen Geschnatter hätte verschwenden wollen. Sie öffnete die Pforten ihres Geistes für Schuppen-Gold-Kyra und ließ sie sehen was Aurelia gestern erkannt hatte.
-"Der Anfang deines Weges war nicht leicht kleine Schwester."- brummte Kyra schließlich.
Der Blick der Goldenen wanderte zu dem Hirsch zu ihren Füßen. Kraftvoll biss Kyra in das Saftige Fleisch und riss die vordere Hälfte des toten Tieres ab. Knochen zerbrachen unter dem Biss eines Drachens wie dünne, morsche Zweige.
Die verbliebene Hälfte der Beute schob Kyra zu ihrer roten Artgenossin.
Nun war es an Aurelia überrascht zu sein. Mit dieser Geste nahm Schuppen-Gold-Kyra nicht nur die Entschuldigung an sondern räumte eine Teilschuld an dem Streit ein.
-"Ich habe nie gefragt warum du mich so sehr ans Konkurrentin gesehen hast Schuppen-Rot-Aurelia."-
Der Jüngeren entging nicht, dass Kyra bei ihrer Anrede auf Beschreibungen verzichtete die auf Aurelias Alter hinwiesen. Die Goldene sprach von einer Himmelsschwester an die andere. Das Gefiel Aurelia sehr.
-"Ich habe das einfach als unreifes Verhalten abgetan und nicht nach dem Grund gefragt."- führte Kyra weiter aus.
-"Du hast den Respekt eingefordert der dir als Meisterin deines inneren Feuers zugestanden hätte."- hielt Aurelia dagegen machte sich aber dankbar daran ihren Teil der Beute zu verschlingen.
-"Streiten wir jetzt darüber ob es richtig oder falsch von uns war zu streiten?"- fragte Kyra
Aurelia hielt kurz beim Kauen innen. Schnell jedoch erkannte sie die Belustigung die Schuppen-Gold-Kyras Geist erfüllte und entspannte sich.
-"Natürlich nicht."- kicherte sie. -"Ich will mich nicht mehr streiten. Besonders aber will ich nichts mehr tun, dass gegen das Wohl meines Bruders-von-Seele-Reiter-Garath ist. Er mag deine Seelenschwester nämlich gern und wenn wir immer streiten ist das nicht gut für unser beider Reiter."-
-"Stimmt!"- pflichtete Kyra bei hob dann aber den Kopf. In ihren Augen lag ein neugieriges Funkeln als sie fragte:
-"Ohren-Rund-zwei-Beine-Mensch-Garath mag also meine Svenaja?"-
-"Sein Blut brennt wann immer er sie ansieht."- räumte Aurelia nach kurzem Zögern ein.
Kyra summte zufrieden.
-"Ist das bei deiner Reiterin ähnlich?"- wollte Aurelia wissen.
Kyra lachte leise.
-"Oh ja! Auch wenn sie es selbst noch nicht ganz wahrhaben will."-
-"Wieso nicht?"- fragte die Rote der beiden Drachendamen und schluckte die Reste ihrer Beute hinunter.
Kyra schnaubte etwas traurig.
-"Svenaja hat einmal sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Schwester."- räumte sie schließlich ein. -"Du weißt ja, dass die Zweibeiner nicht nur einen Nistpartner suchen. Was sie für ihre Gefährten empfinden, was sie sich wünschen wenn ihr Blut brennt kommt dem nahe was wir Himmelskinder sonst nur für unsere Reiter fühlen."-
Aurelia brummte verstehend.
-"So wie bei Arget Un Eragon und Meisterin Arya."-
-"Was diese beiden für einander fühlen ist auf der Welt sehr Selten Aurelia."- verkündete Kyra fast feierlich. -"Es ist über Jahrzehnte stetig gewachsen. Es verbindet die beiden Meister und greift auch auf die Teile ihres Wesens über die sie mit ihren Drachen teilen. Aus vieren, Drachen und Reitern wurde eine starke Einheit. Diese Einheit wurde ein solides Fundament auf dem der Reiterorden wieder erstarken konnte. Ein echtes Geschenk des Schicksals das man nicht oft findet.
Aber du hast recht. Die Zweibeiner suchen nach Gefährten die nicht nur für die Paarung und die Aufzucht der Jungen bei ihnen bleiben. Meine Svenaja ist da keine Ausnahme."-
-"Und du sagst, dass sie auf dieser Suche schlechte Erfahrungen gemacht hat?"- erkundigte sich Aurelia vorsichtig. Mit ihren Worten sahnte die junge Rote Gefühle und Eindrücke die Schuppen-Gold-Kyra verdeutlichten, dass sie nicht auf einer Antwort bestand. Falls die Antwort zu privat wäre, war sie mit Schweigen zufrieden.
Kyra schnaubte Dankbar und erklärte:
-"Bevor sie zu meiner Reiterin wurde, brannte Svenajas Blut wann immer es um Kenai ging. Er ist auch ein Reiter und sein Drache heißt...."-
-"Irucan!"- unterbrach Aurelia. -"Ich kenne die beiden."-
-"Ach ja, du kommst ja aus Cosaria."- erkannte Kyra. -"Dort gehen die beiden ja bei Meisterin Narie in die Lehre."-
-"Ich wusste aber nicht, dass Ohren-rund-Mensch-Kenai deine Reiterin verletzt hat."- versicherte Aurelia. -"Ich fand ihn und Nachtschuppe-Irucan eigentlich nett."-
-"Das sind sie auch."- versicherte Kyra. -"Kenai war ein Küken genau wie meine Reiterin. Sie hat viel zu lange etwas gesehen wo nichts war. Kenais einziges Vergehen bestand darin, dass er seinen Gefühlen für Tochter-von-Eragon-Marlena nachgegeben hat bevor er mit meiner Svenaja im Reinen war. Er war wie ein Flink-und-schmackhaft-Kaninchen, dass sich in seinen Bau flüchtet und wartet bis die Gefahr vorbei ist.
So sollte man sich nicht verhalten!
Aber er hat daraus gelernt und meine Svenaja hat ihm verziehen.
Vergessen hat sie den Schmerz den er ihr bereitet hat aber nicht."-
-"Verzeihen ist leichter als Vergessen." murmelte Aurelia und dachte dabei auch an ihre eigenen dunklen Erinnerungen und wie diese sie beeinflusst hatten.
-"In der Tat."- pflichtete Kyra ihrer Artgenossin bei. -"Daher freut es mich auch, dass dein Reiter ähnlich für meine Reiterin fühlt wie sie für ihn. Sie sollte sich öffnen. Sonst kommt sie am Ende noch auf die Idee, sich nach dem Ende ihrer Ausbildung, in ihr Dorf im Norden zurückzuziehen. Das würde mir gar nicht gefallen. Die Welt ist groß und ich will mehr davon sehen."-
Aurelia bemerkte einige Bilder die aus Kyra herausflossen. Sie sah Landschaften die ganz bedeckt waren von etwas weißem.
-"Das ist Schnee oder?"- erkundigte sie sich. -"Ich habe noch nie welchen gesehen."-
-"Sei froh!"- knurrte Kyra.-"Es ist ein dummes, kaltes und unnützes Zeug!"-
Kurz überlegte die Goldene.
-"Meine Reiterin hat etwas vor." erklärte sie Aurelia schließlich nach einem Augenblick der Stille. -"Unsere Meisterin hat ihrem Plan zugestimmt. Hör zu Schwester, ich denke du solltest zu deinem Reiter gehen und ihn dazu bringen, dass er......."-




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Garath wäre am liebsten wieder umgekehrt oder noch besser direkt im Boden versunken! Aurelia jedoch schob ihn unnachgiebig mit der Schnautzenspitze vorwärts.
-"Sie wird dich schon nicht fressen!"- beharrte das rote Drachenfräulein.
-"Du musst es ja wissen!"- knurrte Garath, löste sich aber dann Aurelia. Er wollte nicht wie ein Kind vor Svenaja gezerrt werden.
Die junge Reiterin war seit dem Besuch in der Stadt der Toten sehr still geworden. Sie war nicht zu Unterhaltungen aufgelegt gewesen.
Aus der Ferne hatte Garath beobachtet, dass die junge Frau am heutigen Morgen das Gespräch mit ihrer Meisterin Naja gesucht hatte.
Nun war Svenaja dabei Kyra zu satteln.
Schüchtern trat Garath hinter sie und räusperte sich leise.
Svenaja fuhr sofort herum.
Garath bemühte sich um ein Lächeln hatte aber das untrügliche Gefühl, dass nur eine peinliche Grimasse dabei herauskam.
"Entschuldige" hob der junge Reiter an. "Aurelia hat erzählt, dass du und Kyra zu einem Ausflug aufbrechen wollt bevor wir mit den Meistern zur Ostmark zurückkehren."
"Ich würde es nicht als Ausflug bezeichnen." erwiderte Svenaja abweisend.
Garath hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Natürlich war das, was Svenaja vor hatte kein Ausflug.
"Ich weiß!" sagte er daher schnell. "Es tut mir leid! Ich weiß das der Ort den du besuchen willst für dich ebenso wichtig ist wie die Stadt der Toten für den Orden der Reiter."
"Du weißt...." erkundigte sich Svenaja vorsichtig.
"Meister Eragon hat mir alles über diese Stadt erzählt. Auch wie Morzan die damals junge Ajescha manipuliert hat und wie sie und ihre Drachendame Lenjara deine vorfahren gerettet haben. Du willst zu dem Dorf wo für deine Vorfahren alles begann, oder?"
"Unser langer Marsch in den Norden." bestätigte Svenaja.
"Aurelia und ich würden dich gerne begleiten." bot Garath an.
Er konnte deutlich sehen, dass Svenaja sein Angebot ablehnen wollte daher fügte er schnell hinzu: "Wir wollen uns nicht aufdrängen aber ich denke es wäre einfach nicht gut wenn du allein gehst. An manche Orte sollte man nicht allein gehen."
Svenaja schien mit sich zu ringen.
"Ich bin ja nicht allein. Kyra ist bei mir."
-"Meisterin Naja wäre es sicher auch lieber wenn Garath und Aurelia uns begleiten würden."- hielt die goldene Drachendame dagegen. -"Wir können sie ja fragen."-
"Nein, nen! Schon gut." lächelnd lenkt Svenaja ein. "Ihr könnt gern mitkommen."
Erleichtert nickte Garath und machte sich sofort daran Aurelia zu satteln. Wenige Augenblicke später schwangen sich die beiden jungen Drachen in den Himmel.
-"Ob es weit ist?"- erkundigte sich Garath bei seiner Drachendame.
-"Kyra sagt nein!"- erklärte Aurelia. -"Wir müssen uns nur etwa eine Stunde immer nördlich halten. Svenajas altes Dorf lag am Fuß eines Berges. Die Bewohner waren Minenarbeiter. Sie haben Kohle und einige wertvolle Metalle abgebaut. Man hat die Siedlung da errichtet, weil es für Zweibeiner ein zu weiter Weg gewesen wäre jeden Tag von der Stadt der Toten aus zur Mine zu laufen. Einmal im Monat hat man die abgebauten Güter auf Ochsenkarren dann in die Stadt gebracht und von dort weiterverkauft oder verarbeitet.
Für einen Drachen ist es keine große Entfernung. Wir sollten schnell da sein."-
-"Groß kann das Dorf dann nicht gewesen sein."- vermutete Garath -"solche Arbeitersiedlungen werden oft für den Sommer errichtet und in den Wintermonaten aufgegeben."-
-"Das denkt Kyra auch."- pflichtete Aurelia ihrem Reiter bei. -"Sie sagt, dass Svenajas Leute Bilder ihrer alten Heimat hatten. Es waren wohl nur ein paar einfache Hütten, Zelte und eine große Lagerhalle für die Güter. Diese Halle war das größte Gebäude. Auch das einzig wirklich solide. Die übrigen Bauten waren bessere Zelte."-
-"Warum verstehst du dich eigentlich plötzlich so gut mit Kyra?"- wunderte sich Garath.
-"Ich weiß gar nicht wovon du redest."- gab Aurelia unschuldig zurück und konzentrierte sich dann auf den Flug.
Garath beschloss nicht weiter nachzuforschen und sah sich lieber ein wenig um. Unter ihnen zog eine eintönige Graslandschaft vorbei. Ein Herde wilder Ziegen stob davon als die Drachen sie überflogen. Die Tiere wussten, dass die mächtigen Wesen ihnen gefährlich werden konnten.
Wie Aurelia es vorhergesehen hatte verging etwas mehr als eine Stunde. Dann jedoch entdeckte Garath einen einige Meilen langen Höhenzug . Schroffe Felsen reckten sich in den Himmel. Sie hatten nicht die Höhe der Gebirgsriesen des Südens aber dennoch waren die Berge beeindruckend.
Die beiden Drachen beschleunigten ihren Flug noch und drehten schließlich bei als sie die Felsen schließlich erreicht hatten. Kurz kreisten die beiden Drachendamen. Schließlich übermittelte Kyra, dass sie sich nach Westen wenden sollten. Svenajas Dorf hatte sich an einem kleinen See befunden der von einem Wasserfall gespeist wurde der aus den Bergen hervorbrach. Eine weitere halbe Stunde verging bis die Drachen und ihre Reiter dieses eindeutige Merkmal schließlich sichteten.
Aurelia und Kyra gingen in einen sanften Sinkflug über und glitten auf den See zu. Auf einer kleinen Landzunge die sich in den See hineinreckte setzten die beiden Drachendamen schließlich auf.
Von Aurelias Rücken aus blickte sich Garath schließlich um. Er sah auf den ersten Blick nichts, was auch nur entfernt daran erinnerte, dass hier einmal ein Dorf gewesen war.
-"Sind wir vielleicht am falschen Ort?"- erkundigte er sich bei Aurelia.
-"Nein, wir sind richtig."- beharrte Aurelia. -"Kyra hat ein Bild mit mir geteilt. Diese Landzunge da ist ein eindeutiges Zeichen. In dem See gibt es einige Krebsarten die recht schmackhaft sind. Daher gab es auch einige Fischer die hinter ihnen her waren. Auf der Landzunge haben sie ihre Boote gelagert und ausgebessert."-
Nun da die junge Rote ihn darauf hingewiesen hatte entdeckte Garath einige Holzstücke auf der Landzunge die zu ebenmäßig waren um natürlichen Ursprungs zu sein.
-"Und sieh mal dort drüben!"-
Aurelia hatte die Beobachtungen ihres Reiters verfolgt und lenkte seinen Blick nun auf einen Flecken etwas abseits des Sees. Dort lagen einige moosbewachsene Holzbalken die wohl einmal stützende Träger gewesen sein mussten.
-"Vielleicht Überreste der Lagerhalle."- vermutete Garath. -"Und da, diese Höhle da am Berg. Sie scheint künstlich angelegt. Das muss der Schacht der alten Mine sein, der....."-
-"Anstatt dich über altes Holz und Löcher im Fels zu wundern solltest du dich lieber um Svenaja kümmern!"- unterbrach Aurelia und lenkte Garaths Aufmerksamkeit auf die junge Drachenreiterin.
Svenaja hatte Kyras Rücken bereits verlassen und sah sich um. Immer wieder drehte sie sich um die eigene Achse. Sie schien aufgebracht und ihre Bewegungen wurden immer ruckartiger.
Garath löste sofort seine Beinriemen und glitt von Aurelias Rücken. Mit schnellen Schritten trat er an Svenajas Seite.
"Alles ist weg!" flüsterte die junge Frau noch bevor Garath sie ansprechen konnte.
Der junge Fischersohn schluckte schwer als er die Verzweiflung in der Stimme der jungen Frau hörte.
"Hier ist nichts! Gar nichts!"
"Das stimmt nicht ganz." widersprach Garath behutsam. "Dort drüben liegt Holz, dass wohl mal zu den Booten deiner Vorfahren gehört hat und da dürfte der Eingang der Mine sein."
"Du verstehst nicht!" Svenaja wirbelte zu Garath herum.
Der junge Reiter erschrak als er die Tränen in ihren Augen sah.
"Du verstehst nicht!" wiederholte Svenaja. "Mein Großvater hat hier mit seinen Eltern gelebt. Hier hat er sie verloren. Tagelang waren die Kinder allein. Sie waren Kinder. Allesamt Kinder und sie waren tagelang allein mit den Leichen ihrer Eltern und Großeltern. Die Toten waren überall! In den Häusern auf den Straßen....
Die Kinder wussten gar nicht wohin! Sie haben sich schließlich alle in der Lagerhalle versteckt weil sie sonst nirgendwo hin konnten. Dort haben Lenjara und Ajescha sie dann gefunden.
Ich meine, ich weiß, dass hier nichts gebaut wurde was für die Ewigkeit bestimmt war aber hier, genau hier!....."
Svenaja stampfte mit dem Fuß auf um ihre Worte zu unterstreichen. Ihre Stimme wurde immer leiser und brüchiger als sie weitersprach.
"Genau hier sind hunderte von Menschen gestorben und ihre Kinder mussten allein in die Wildnis ausziehen. Die Angst vor dem was hier geschehen ist hat sie auf ihrer Wanderung begleitet und für die nächsten Generationen ihr Leben bestimmt. Vieles was für den Rest der Welt alltäglich ist mussten wir erst wieder lernen und jetzt.....Alles weg....Nichts....."
Svenaja war nun völlig aufgelöst und geriet ins wanken. Garath handelte instinktiv. Er nahm die junge Frau einfach fest in den Arm. Er schaffte es, dass sich Svenaja setzte während er sie weiterhin festhielt.
Die junge Frau ließ nun ihren Tränen freien lauf. Sie tobte, schlug ein ums andere mal gegen Garaths Brust. dieser ließ sie einfach gewähren.
Mehr und mehr jedoch verebbte der Zorn der jungen Frau. Garath hielt sie fest bis sich ihr Atem beruhigt hatte. Dann schob er sie sanft von sich. Sein Blick fing den ihren ein.
"Es tut mir leid." flüsterte Svenaja.
"Schon gut." versicherte Garath.
"Ich wusste im Grunde, dass es hier nichts mehr gibt, dass an meine Vorfahren erinnert." erklärte Svenaja."die Menschen die hier lebten hatten keine Häuser aus Stein und alles was ihnen nützen konnte haben sie auf ihre Flucht mitgenommen. Es kommt mir nur so falsch vor verstehst du? Es ist einfach nicht richtig, dass hier nichts ist, dass an sie erinnert."
"Du hast recht." stimmte Garath der jungen Frau zu. "Wir sollten darüber mit unseren Meistern reden. Vielleicht könnte man einen Gedenkstein errichten, Etwas, dass an das erinnert was hier geschehen ist."
"Das wäre gut." murmelte Svenaja und tat dann etwas, dass Garath nicht für möglich gehalten hätte. Sie schmiegte sich erneut an seine Brust.
Vorsichtig legte er die Arme um sie.
Das Svenaja seine Nähe suchte, sie als tröstend empfand war für Garath die höchste Auszeichnung die er sich nur vorstellen konnte.
Behutsam strich er Svenaja über den Rücken und verbot es sich in diesem Moment an etwas zu denken, dass über diese tröstende Geste hinaus ging. Dies war nicht der richtig Ort und auch nicht die richtige Zeit für mehr. Doch vielleicht....vielleicht würde die richtige Zeit kommen.





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