1. Tagesplanung

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Obwohl Eragon schon vor einer Weile aus den Tiefen seines Wachschlafs in die Realität zurückgekehrt war lag er immer noch im Bett und starrte an die Decke. Er bemühte sich an nichts zu denken, versuchte stattdessen seinen Geist in eine große weiße Leere zu verwandeln. Denken tat weh!

In seiner neuen Heimat im Osten brauchte Saphiras Reiter immer etwas Zeit um sich in die Lage zu versetzen den Tag zu meistern. Schmerzen waren vielleicht der falsche Vergleich. Jeder konkrete Gedanken den erfasste war mehr als ob man sich bemühte in zu kaltes oder zu heißes Wasser zu steigen. Man schob ein Körperteil in die Flüssigkeit und zog es wieder zurück wenn das Unbehagen zu groß wurde. Den Vorgang wiederholte man bis sich der Körper angepasst hatte und man in der Lage war die Temperatur zu ertragen. Man härtete sich ab.

Für Eragon bedeutete dies, dass er damit begann seinen Tagesablauf zu planen. Auch wenn verschiedene tägliche Rituale längst zur Gewohnheit geworden waren zählte er sie immer wieder auf und bemühte sich in seiner Tagesplanung so weit wie möglich voranzukommen ohne dass seine Gedanken zu all den Dingen abglitten die er vermisste und die ihn Qualen bereiteten.

Als erstes wollte er sich im Rimgar üben.

....... er erinnerte sich an seinen ersten Besuch in Ellesméra. Wie Arya ihm und Saphira die Stadt.....

Ein scharfer Seelenschmerz durchzuckte den Drachenreiter. Eragon schloss die Augen und leerte seinen Verstand erneut. Er begann von vorn:

Zunächst der Rimgar, dann Übungen im Schwertkampf mit einem der Elfen aus seiner Garde,

...... wie während seiner Ausbildung mit Vanir, bevor.....

Eragon brach erneut ab. Er schloss kurz die Augen und wies sich selbst nachdrücklich an nicht an die Vergangenheit zu denken. Er bemühte sich ganz im Hier und Jetzt zu leben. Keine Erinnerung an das Vorher und keine Pläne für das Morgen! All das lenkte nur ab.

Zunächst der Rimgar und die Übungen im Schwertkampf. Bis dahin musste Saphira von ihrer morgendlichen Jagd zurückgekehrt sein und er würde seine teure Begleiterin fragen ob er sie in irgendeiner Form bei ihrer Aufgabe der jungen wilden Schlüpfling aufzuziehen unterstützen sollte. Leider brauchte die blaue Drachen damals viel zu selten seine Hilfe bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe. Junge Drachen, und ganz besonders Wilde, zog es vor von ihresgleichen unterrichtet zu werden. Es war nicht so dass die jüngste Generation der Schlüpfling, die vor einigen Wochen das Licht der Welt erblickt hatten, unfreundlich zu Saphira weiter wären. Sie respektierten ihn aber zogen es vor von Saphira unterrichtet zu werden. Die Denkweise eines Drachen, auch wenn die blaue Drachen damals einen Reiter hatte, waren den Schlüpfling einfach vertrauter als die Denkweise von Zweibeiner.

Im Grunde konnte Eragon Saphira nur dann unterstützen wenn sie ihren Schülern die Verhaltensweise von Zweibeinern näher bringen wollte. Ein wichtiges Thema des Unterrichts aber dennoch nur ein Punkt unter vielen.

Eragon musste sich eingestehen, dass Saphira sich in den letzten Wochen und Monaten geistig etwas von ihm zurückgezogen hatte. Er machte ihr keinen Vorwurf! Im Gegenteil! Die Erkenntnis wie glücklich die blaue Drachendame war gab ihm das Gefühl, dass die Schwierigkeiten auf die er gestoßen war, es Wert waren überwunden zu werden.

Es gab dem jungen Reiter einen Hauch von Frieden zu erleben wie Saphira in ihrer Rolle als Lehrerin aufging. Endlich war sie nicht mehr die einzige ihres Volkes und vor allem wurde sie nicht mehr gejagt. Während Eragon sie in Carvahall Aufzug hatte sie ist zwar nicht gewusst aber vom Moment ihrer Geburt an war sie zum Spielball der Mächte geworden wie damals in ihrer alten Heimat wüteten. Ganz besonders nach dem Kampf auf den brennenden Steppen hatte Eragon eine gewisse Unruhe bei seiner Seelenschwester bemerkt. Er hatte sie nicht darauf angesprochen weil er zum einen spürte, dass Saphira diesen inneren Zwist lieber allein bewältigen wollte und zum anderen musste sich der Reiter eingestehen, dass es schwierig war Antworten auf die Fragen zu finden wie seine treue Begleiterin bewegten.

Die Vorstellung was mit ihren Jungen geschehen wäre wenn es ihnen nicht gelungen wäre Galbatorix zu besiegen war für Eragon unerträglich und er schauderte bei dem Gedanken daran wie dieser Gedanke für seinen Drachendame gewesen sein musste.

Er gönnte ihr den Frieden so sehr! Perfekt war Saphira Glück schließlich durch das schlüpfen von Vervarda und Hidalgo geworden.

Eragon schmunzelte bei dem Gedanken an die beiden Drachenkinder. Sie waren wirklich ein Sonnenschein. Von allen wilden Drachen standen die beiden ihm am nächsten. Vermutlich aufgrund ihrer nahen Verwandtschaft zu Saphira hatten sie auch schon sehr früh die Sprache der Zweibeiner gelernt.

Leider stiegen bei der Erinnerung an die beiden Küken auch immer Gedanken an den Vater der zwei auf. Ein grüner Drache und seine Reiterin......

Erneut musste er Eragon sich zur Ordnung rufen. Mit aller Macht kämpfte er diese Erinnerungen nieder denn sie würden ihn unweigerlich an den Bug eines Schiffes zurückführen und um nichts in der Welt wollte er sich noch einmal in dieser Situation vorfinden!

Er konzentrierte sich erneut auf seinem Tagesplan.

Solche Saphira seine Hilfe nicht brauchen wollte er bis zum Mittag an seiner Enzyklopädie der alten Sprache arbeiten. Sollten bald Schüler zu ihm geschickt werden würde er dieses Werk brauchen. Nach dem Mittagessen wollte er sich dann etwas um seinen Garten kümmern und am frühen Nachmittag Saphira darum bitten ihn auf der Ratsinsel abzusetzen.

Um ihn auf seine Rolle als Anführer der Reiter vorzubereiten teilten die Eldunarí die dort untergebracht waren Erinnerungen an ihr früheres Leben mit dem jungen Reiter. Sie ließen ihn diplomatische Krisen und Naturkatastrophen bei denen der Orden der Reiter geholfen hatte erleben und diskutierten anschließend mit ihm, welche Maßnahmen eher vorhatte zu ergreifen, kritisierten manches und erklärten was er besser machen konnte.

So verbrachte er meist die Zeit bis in die frühen Abendstunden. Er wusste es zu schätzen, dass die alten Drachen sich ganz und gar auf das Hier und Jetzt und seine Ausbildung konzentrierten. Er war sich sicher, dass sie die Sorgen spürten die unter der Oberfläche seines Geistes brodelten aber sie sprachen ihn nicht darauf an. Eragon war froh darüber. Manche Dinge brauchten Zeit und darüber reden half nicht wirklich.

Eragon bemühte sich nun etwas zu finden, womit er sich beschäftigen konnte wenn seine heutige Unterweisung bei den Seelenhorten abgeschlossen war. Gerade die Ruhe der unausgefüllten Abendstunden fürchtete er. Viel zu leicht glitten seine Gedanken ab. Meist ertüchtige er sich körperlich. Er umrundet in den See im Dauerlauf oder bemühte sich seine Armmuskeln zu kräftigen um im Schwertkampf besser zu werden. Auch Übungen im Bogenschießen kam durchaus infrage. Sein Blick glitt durch sein Schlafzimmer und blieb an seinen Bogen und den mit Schwanzfedern besetzten Pfeilen hängen. Der edel gearbeitete Bogen..... die Erinnerung daran wir ihn erhalten hatte.....

....Arya.....

Der Name war nicht mehr als ein Flüstern und doch traf ihn der Gedanke wie ein Peitschenschlag. Eilig sprengte er ihn zurück und erhob sich. Sein Tagesplan stand nun war es an der Zeit ihn in die Tat umzusetzen. Er ging zu seinem Schrank hinüber und begann sich anzuziehen.

Plötzlich hörte er ein klirrendes Geräusch aus seinem Arbeitszimmer und das erschrockene Fiepen eines jungen Drachen.

Schmunzelnd waf Eragon ein Blick zur Decke. Vervarda und Hidalgo! Sie waren die einzigen, die ihn in seiner "merkwürdige-Zweibeiner-Höhe" regelmäßig besuchten. Die anderen Wilden interessierten sich nicht besonders für das Gebäude. Saphira es Küken jedoch hatten es zu ihrem bevorzugten Spielplatz erklärt. Mehr als einmal war dabei bereits etwas zu Bruch gegangen und Eragon streckte seinen Geist zu den beiden Schützlinge aus um zu ergründen was es wohl diesmal war. Es überraschte ihn was er von den Beiden empfing. Normalerweise hinterließen sie eine Spur der Zerstörung ohne sie besonders störte. Diesmal jedoch waren die beiden Schützlinge sehr betreten und gerade damit beschäftigt nach ihrer Mutter zu rufen. Offenbar befürchteten sie, dass Saphiras Reiter wirklich wütend auf sie sein könnte. Eragon konnte sich nicht wirklich einen Reim darauf machen beschloss aber nach zu sehen was diesmal dem Spieltrieb der beiden Schützlinge zum Opfer gefallen war.


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