94. Ranars Kolonie

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Bewundernd betrachtete Naja die Spiegelglatte Wasseroberfläche die unter ihrem Drachen vorbeizog. Sie verstand warum der Bruder von Arget Un Eragon diesen See Malea iet getauft hatte. "Stiller Frieden" schien auch ihr ein passender Name zu sein.
Das Geräusch, das Tanis krallenbewehrte Füße machten wenn der junge Drache sie spielerisch ins Wasser tauchte wirkte regelrecht fremdartig in dieser Stille.
-"Warum es hier wohl so still ist?"- dachte die junge Reiterin und gab die Frage an ihren Seelenbruder weiter. -"Man hört nicht mal einen Vogel aber es ist nicht unheimlich."-
Tanis lachte leise bevor er antwortete:
-"Das liegt daran, dass diese Stille natürlich ist. Die Natur ist hier so wie sie sein soll und das spürst du. Deshalb ist es für dich auch nicht unheimlich."-
-"Aber warum hört man nicht einmal Vögel singen?"-
-"Na weil der See so groß ist!"- erklärte Tanis. -"Die kleinen gefiederten Himmelsbrüder halten sich immer gern in der Nähe von Bäumen und Büschen auf. Da finden sie Schutz vor dem Wetter und vor ihren Feinden. Auch ihre Nahrung jagen sie nah am Ufer. Hier, mitten auf dem Wasser gehört der Himmel ganz den Kindern der Luft und des Feuers. Wir gehen wohin wir wollen und niemand hält uns auf."-
Naja lachte und schmiegte sich an den Hals ihres Seelenbruders.
-" Deshalb seit ihr ja auch die Könige des Himmels. Danke das du mich mitnimmst Hoheit."-
Tanis brummte etwas verlegen.
-"Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken. Ohne dich bin ich nicht komplett kleine Schwester."-
Naja schmiegte sich noch etwas enger an ihren Drachen und genoss den Flug. Nach einer kleinen Weile stieß Tanis ihren Geist sanft an. Die junge Reiterin richtete sich auf und stutzte.
Im ersten Moment hatte sie den Eindruck eine riesige schneeweiße Welle würde direkt auf sie zukommen. Dann erkannte sie jedoch, dass es sich um eine steil abfallende Felsklippe aus weißem Gestein handelte. Sie begrenzte den Malea iet nach Norden hin. Saftiges Grün Krönte die Klippen und unterstrich den Eindruck, dass man sich einer welle gegenüber sah.
-"Als wäre die Brandung des Meeres zu stein geworden."- hauchte die junge Reiterin und ihr Seelenbruder bestätigte stumm.
Aufgeregt blickte Naja zu ihren Reisebegleitern. Varus und Geoff flogen etwa auf gleicher Höhe.
Naja reckte ihre geistigen Fühler und spürte Augenblicke später Geoffs Bewusstsein.
-"Wir sind fast da!"- bestätigte der junge Reiter ihre Vermutung. -"Varus ist der Meinung, dass wir uns etwas weiter südlich halten müssen."-
Tanis Reiterin bestätigte und die beiden Drachen drehten in stummer Übereinkunft ab und flogen nun parallel zu den weißen Klippen.
Etwa eine Stunde verstrich und Naja dachte gerade darüber nach ob sie noch einmal zu der kleinen Büchse greifen sollte die die schützende Paste enthielt, mit denen sich Reiter auf langen Reisen die Lippen zu bestreichen pflegten um zu verhindern, dass die Haut rissig wurde als Geoffs Ruf ihre Aufmerksamkeit erregte.
Naja brauchte nur Augenblicke um zu erkennen was die Neugier ihres Reisegefährten erregt hatte. Sie staunte mit offenem Mund. Hinter der gewaltigen weißen Klippen hatte sich bisher eine recht eintönige Graslandschaft erstreckt. Etwa eine halbe Meile vor ihnen änderte sich dieses Bild abrupt. Ein steil abfallendes Tal war in die Landschaft geschnitten. Allein die Höhe in der sich Naja und ihre Begleiter bewegten erlaubte es den Drachenreitern vollständig zu8 erfassen was da vor ihnen lag.
-"Fast als ob ein Riese mit dem Fuß aufgestampft hätte."- flüsterte Naja und ihr dunkler Seelenbruder konnte ihr nur recht geben. Plötzlich und steil fielen die Wände des Tals ab welches sich über viele Meilen bis zum Horizont erstreckte. Fünf gewaltige Felsnadeln ragten an den Rändern des Tals in den Himmel.
Zwei auf der Seite des Tals von der Naja und ihre Reisegruppe sich näherten, zwei auf der gegenüber liegenden Seite. Die Fünfte erhob sich am fernen Horizont und schien dort das Tal abzuschließen.
......Fast als ob das ganze Tal die Handfläche einer gewaltigen Kreatur wäre und die Felsnadeln die Finger.......
In der Tiefe des Tals erkannte Naja Flussläufe sehen, freie Graslandschaften aber hauptsächlich tiefe Wälder.
Donnerndes Brüllen schreckte die junge Reiterin aus ihrem atemlosen Staunen. Eine Flammenzunge leckte von der Felsnadel in den Himmel die der Reisegruppe am nächsten war. Erst jetzt erkannte die junge Reiterin, dass eine bernsteinfarbene Drachendame auf einem Vorsprung der Felsennadel thronte und sie streng musterte.
Das Gebrüll, welches die Drachin ausgestoßen hatte schien noch anzuschwellen. Echos glaubte Naja zunächst, dann erkannte sie jedoch, dass von allen Felsnadeln Flammen in den klaren Himmel leckten.
-"Die Wächter des Tals."- erklärte Tanis seiner Reiterin. Auch er klang fast andächtig. -"Nur mit ihrer Erlaubnis darf man das Tal betreten. Varus verständigt sich gerade mit ihr."-
Einige Minuten kreiste der Donner während Geoffs Seelenbruder ihre Absicht erklärte. Ein Schauer lief Naja über den Rücken als ein Bewusstsein das ihre streifte. Im Gleichen Augenblick hatte die junge Reiterin das Gefühl, dass die mächtige wilde Drachendame von ihrem Felsen her sie direkt anblickte.
Naja rief sich ihre Ausbildung ins Gedächtnis und senkte ihre geistigen Schilde. Ein Bewusstsein, wild und ungebunden streifte kurz durch ihre Gedanken. Das junge Mädchen fühlte sich winzig.
Schließlich zogen sich die fremden Gedanken jedoch zurück und hinterließen ein Gefühl des Wohlwollens.
Ohne das die Wächterin Worte benutzen musste hatte sie ihren Standpunkt klar gemacht. Naja und ihre Begleiter waren willkommen.





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