114. Eine unerwartete Überraschung

95 8 0
                                    

Eragon spürte wie Saphira das Auf und Ab ihrer Flügel verlangsamte und zur Landung ansetzte. Vor ihnen lag der Wald in den die in Ungnade gefallenen Heiler verbannt worden waren.
Der Wald lag auf einer Halbinsel, die durch eine Weiter Schleife des nach Osten strebenden Flusses gebildet wurde.
Aus der Luft ließ sich praktisch nichts von der Siedlung ausmachen welche die Heiler errichtet hatten.
Das Einzige Gebäude, dass ankommenden Reisenden sofort ins Auge stach war ein Wachturm. Er stand genau auf der Landzunge die die Halbinsel noch mit dem Rest des Landes verband.
Natürlich wäre dieser Wachturm kein unüberwindliches Bollwerk darstellte. Doch es war auch nicht nötig Gräben auszuheben oder Wälle anzulegen um die Heiler in ihrem Gefängnis zu halten. Schwüre in der alten Sprache banden die Elfen an diesen Ort und nur die Vergebung ihrer Opfer konnte diese Ketten auflösen.
Der Wachturm diente in erster Linie einer Elfischen Wachmannschaft als Unterkunft. Diese Wächter waren Vermittler die den Dialog zwischen den Verurteilten und ihren Opfern herstellten wenn dieser gewünscht wurde. Auch waren diese Wächter bemüht bei den uneinsichtigen Heilern Verständnis für ihre Schuld zu wecken.
Plötzlich durchschnitt ein donnerndes Brüllen die Luft. Eragon musste schmunzeln. Ein ungeübtes Ohr hätte wohl drohende Gefahr wahrgenommen aber Saphiras Reiter kannte das Volk der Drachen inzwischen besser. Der Drache der diesen Laut ausgestoßen hatte wollte weder ihm noch Saphira etwas böses.
Das trompetenhafte Geräusch drückte Wohlwollen und Respekt aus. Doch da war noch etwas in diesen Laut. Etwas das Eragon nicht ganz einschätzen konnte.
Mit rauschenden Flügelschlägen glitt der jüngere Drache nun neben Saphira.
.....Wahrlich ein Nebeldrache.....schoss es Eragon durch den Sinn. So hatte Marlena diesen Sculblaca einst aufgrund der Farbe seines Eis getauft und der tatsächliche Drache verdiente diese Bezeichnung. Sein Schuppenkleid war ein beeindruckendes Spiel aus Weiß und Grau und zauberte ein fast geisterhaftes Bild. Dazu kam der schlanke dennoch kräftige Körperbau einer geborenen Fliegerin.
-"Ich grüße euch Arget Un Eragon und Saphira Schimmerschuppe."- ließ sich die warme fließende Stimme von Luna nun vernehmen. -"Ich habe meiner Reiterin bereits eure Ankunft gemeldet. Wir freuen uns über dieses unerwartete Vergnügen. Folgt mir bitte."-
Die grüße der geisterhaften Drachendame ließen Eragon stutzen. Warum war ihre Ankunft unerwartet?
Als sie weiter dem Boden zuglitten erkannte der Anführer der Reiter, dass zwei Gestalten aus dem Turm traten. Dank seiner elfengleichen Augen erkannte Eragon in der einen Person Sina.
Lunas Reiterin war damit beschäftigt den braunen Umhang gerade zu rücken den jeder Vollwertige Reiter überreicht bekam. Hektisch befestigte sie den Anstecker der ebenfalls üblich war für die Mitglieder des Ordens.
-"Seltsam." sagte Eragon zu Saphira. -"Unsere Ankunft scheint sie völlig zu überraschen. Man hat uns doch gebeten zu kommen."-
-"Nun, wir sind etwas früher dran als erwartet. Der Wind war auf unserer Seite."-
Die Antwort der blauen Drachendame klang als wäre Saphira selbst nicht von ihrer Annahme überzeugt. Eragon schüttelte nur den Kopf.
-"Du kennst doch die Elfen meine Schöne. Rituale bestimmen alles was sie tun. Alles ist geplant und vorher abgestimmt. Und gerade wenn wir beide einen Besuch machen, nicht dass ich den beständigen Wirbel vermissen würde aber...."-
-"Du hast schon recht."- brummte Saphira. -"Es ist ungewöhnlich."-
Die beiden Drachen glitten näher zum Turm und nun erkannte Eragon auch die zweite Person die sie erwartete. Es handelte sich um den Heiler Venris. Er war einst ein wichtiges Mitglied des Zirkels gewesen doch hatte er schon recht früh Vergebung erfahren. Er jedoch hatte sich selbst nie vollständig vergeben können.
Stets hatte er sein Tun damit gerechtfertigt, dass er den Drachen damit ehrte. Voratan jedoch hatte diese Lebenslüge zum Einsturz gebracht.
Seitdem hatte Venris es sich zur Aufgabe gemacht alles zu tun um das entstandene Leid zu lindern. Dazu gehörte seiner Meinung nach vor allem die Vergebung und die Selbsterkenntnis. Vergebung befreite die Opfer und gab ihnen die Möglichkeit sich der Zukunft zuzuwenden. Selbsterkenntnis auf der anderen Seit war wichtig für die Mitglieder des Heilerzirkels die immer noch von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt waren.
Mit diesen Elfen arbeitete Venris und versuchte sie zur Einsicht zu bewegen.
Eragon konnte nicht anders als dem Heiler für sein Handeln Respekt zu zollen. Es brauchte Mut und Anstand um einen Fehler einzugestehen und sich der Wiedergutmachung zu verschreiben.
Eben dieses Verhalten hatte wohl, zur allgemeinen Überraschung, dazu geführt, dass sich eine fast freundschaftliche Beziehung zwischen Venris, Sina und Trenjan entwickelt hatte.
Besonders Sairis Reiterin hatte einen tiefen Groll gegen die Heiler überwinden müssen. Sie hatte schließlich keine Missbildung und war nur aufgrund der Behinderung ihres Zwillingsbruders verbannt worden. Schon während ihrer Ausbildung hatte Saphiras Reiterin ihre Gefühle für Trenjan entdeckt, den stummen Sohn von Bloedgram und seiner Gefährtin.
Die beiden hatten mit ihren Drachen gemeinsam die Wege der Reiter erlernt und sich ebenfalls berufen gefühlt etwas zu tun um die Wunden der Vergangenheit zu schließen. Sie unterstützten die Wächter der Heiler und vor allem Venris bei seinen Bemühungen um Aussöhnung. Im Augenblick jedoch war Trenjan nicht hier, das wusste Eragon.
Der junge Elf und seine geisterhafte Seelenschwester unterstützten zurzeit Murtagh an der Akademie der Magier in Alagaesia. Eragons Bruder hatte die Hilfe angefordert. Einer seiner Studenten hatte durch Zufall entdeckt, dass es auch möglich war Magie auszuüben ohne sich des gesprochenen Wortes zu bedienen.
Eine seltene Gabe unter den Menschen die aber in konstruktive Bahnen gelenkt werden musste. Der Rat der Reiter war schnell zu dem Ergebnis gelangt, dass niemand besser geeignet war um Murtagh bei der Ausbildung dieses Magiers zu unterstützen als Trenjan. Kein anderer Reiter hatte solche Meisterschaft in dieser Kunst erreicht wie der stumme Elf!
Saphira lehnte sich nun leicht zurück, schlug noch einige male kräftig mit den Flügeln und setzte dann auf.
Eragon löste die Beinriemen und sprang auf den Boden. Sofort traten Sina und Venris auf den hohen Besuch zu und begannen den traditionellen Gruß des Elfenvolkes.
"Arget Un!" sagte Sina dann. "Das ist eine Überraschung. Wir haben euch nicht erwartet."
"Wie kann das sein?" erkundigte sich Eragon und lächelte unsicher. Aus Saphiras Satteltasche zog er das Schreiben des Elfenkönigs Maranus.
"Ihr habt uns doch gebeten zu kommen"
Eragon reichte der elfischen Reiterin das Schreiben und verfolgte wie Sinas Blick über die Zeilen flog.
Mehr und mehr trat das Unverständnis auf das Gesicht von Sairis Reiterin.
"Aber....das stimmt doch so alles gar nicht." sagte Sina verständnislos.
"Diese Angelegenheit ist doch längst bereinigt." ereiferte sich der Venris der den Brief ebenfalls überflogen hatte. Er wand sich nun Eragon zu und berichtete:
"Arget Un, diesen Streit hat es gegeben, ja, aber wir haben die Lage entschärfen können. Wir haben diesen Melchoris zu einen Gespräch gebeten. Es war nicht einfach denn viel alter Schmerz aus den Zeiten des großen Krieges erfüllte sie Seele des Fürsten aber letztlich konnte eine Übereinkunft erzielt werden."
"Das haben wir auch nach Ellesméra gemeldet." beteuerte Sina". Warum sollte Maranus-Elda euch noch damit behelligen?"
Eragon atmete tief durch. Ein eisiger Stein bildete sich in seinem Magen und ein Verdacht stieg in ihm auf.






Abstimmen nicht vergessen;)

Eragon-OS-SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt