105. Niemals vergessen

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Naja hatte sich an einen Baum gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt. Sie starrte ins ewige Zwielicht des Waldes vor ihr. Die Höhle des Drachenreiters Darus war nicht weit entfernt.
Nachdem Lumaja zugestimmt hatte ihre Küken in der Ostmark aufzuziehen hatte die Drachendame sich mit Varus zurückgezogen.
Das konnte Naja nur zu gut verstehen. Über 100 Jahre hatte die silberne Drachin gewartet um ihre Kinder aufwachsen zu sehen und dann war Varus Ei ihr gestohlen worden. Wer konnte es ihr jetzt verdenken, dass sie Zeit mit ihrem Sohn verbringen wollte?
"Tanis hatte sich aufgemacht um die Umliegende Landschaft selbst zu erforschen. Naja wusste genau, dass sich ihr Seelenbruder nur den Bauch voll schlagen wollte und sonst nichts.
Wo auch immer sie zu Gast waren, Tanis legte sich erst dann fest ob es ihm an einem Ort gefiel oder nicht wenn er den Ort "gekostet " hatte.
Liebe ging bei diesem jungen Drachen eben durch den Magen.
Man war übereingekommen sich morgen auf die Reise zur Ostmark zu machen. Darus und Harkor wollten erst noch einige persönliche Dinge zusammenpacken. Geoff hatte dem ehemaligen Reiter angeboten ihm ein wenig zur Hand zu gehen.
Dieser hatte das gern angenommen und auch Naja in seine bescheidene Behausung eingeladen. Diese hatte jedoch abgelehnt und sich höflich zurückgezogen.
Sie konnte nicht sagen warum aber sie mochte Darus nicht. Sie traute ihm nicht und schätzte daher auch seine Gegenwart nicht besonders. Najas Gedanken kreisten immer wieder um die Frage nach dem Warum. Was war es, dass sie so störte?
"Da bist du!"
Geoffs Stimme schreckte sie aus ihren Gedanken. Lachend kam der andere Reiter auf sie zu.
"Ich suche dich schon überall."
"Tja, jetzt hast du mich gefunden. Soll ich jetzt suchen?"
Najas Antwort ließ Geoff kurz innehalten. Sie war weit bissiger ausgefallen als von der jungen Reiterin beabsichtigt aber Naja kannte sich nicht zu einer Entschuldigung durchringen.
"Also, was willst du denn?"
"Es geht im Grunde um zwei Dinge. Zum einen hat Darus uns zum Abendessen eingeladen und ich...."
"Du hast einfach mal in meinem Namen zugesagt oder?" Naja funkelte ihren Reisegefährten wütend an.
"War das falsch?" erkundigte sich Geoff unsicher.
"Nein, wieso denn?"
Die Ironie in Najas Stimme war nicht zu überhören.
"Naja, warum willst du hier allein im Wald, bei den Eichhörnchen an einer trockenen Brotkruste knabbern wenn eine gute Mahlzeit auf dich wartet?"
"Vielleicht weil ich mich in der Gesellschaft von Eichhörnchen wohler fühle!" gab Naja zurück und ärgerte sich, dass Geoff lachte. Nahm er sie nicht ernst? Sie spürte wie sich ein heißes Gefühl in ihr immer weiter ausbreitete.
"In Zukunft werde ich das gnädige Fräulein immer um Erlaubnis fragen bevor ich eine Einladung zum Essen in ihrem Namen annehme."
"Gut! Und weiter? Du hast doch etwas von zwei Punkten gesagt die du mit mir besprechen willst."
"Ja, Ich habe Darus von dem Zauber erzählt der Eldunarí einen Lichtkörper gibt. Er und auch Harkor waren sehr interessiert und haben gefragt ob ich den Zauber wirken könnte. Ich wollte das aber lieber dir überlassen. In der Magie bist du einfach besser als ich. Besonders wenn es um so komplexe Zauber geht und du weißt doch wie er ausgeführt wir."
"Sag mal Geoff bist du eigentlich wahnsinnig oder einfach nur dumm?" fauchte Naja.
"Wie bitte?" auch Geoff schien nun am Ende seiner Geduld. "Was ist eigentlich mit dir los Naja?"
"Mit mir?! Was ist mit dir los?! Du plauderst einfach mal über einen komplexen Zauber der von den ältesten des Ordens entwickelt wurde!"
"Er ist auch ein Drachenreiter" verteidigte sich Geoff.
"Er war mal ein Reiter!" hielt Naja dagegen. "Genau wie Morzan, genau wie Galbatorix! Geoff du kennst diesen Mann nicht! Sicher, er war ein Reiter der alten Zeit aber wer weiß, wer er heute ist! Was ihn heute antreibt! Woher willst du wissen ob du ihm trauen kannst? Dieser Zauber gibt einem Eldunarí Macht! Die Klauen eines Lichtkörpers können Fleisch zerfetzen aber den Lichtkörper kann man nicht verletzen. Der Lichtkörper kann Feuer erzeugen aus der Kraft des Seelenhortes heraus! Du willst jemandem den du gerade erst kennen gelernt hast solche Macht geben? Was kommt als nächstes? Verrätst du den beiden deinen wahren Namen?"
"Du weißt genau, dass wir den beide noch nicht herausgefunden haben."
Geoffs Antwort klang Naja eine Spur zu defensiv. Sie fing seinen Blick ein.
Geoff machte eine hilflose Geste.
"Wir haben geredet und er hat mir erzählt, dass es früher ein Vertrauensbeweis zwischen den alten Reitern war sich den geheimen Namen in der alten Sprache zu nennen. Er hat mir und auch dir dieses Ritual angeboten."
Naja schüttelte nur ungläubig den Kopf. Sie wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte.
"Es macht doch gar keinen Unterschied. Ich kenne meinen wahren Namen nicht und du auch nicht."
"Aber du hättest ihn Darus genannt oder?" Naja lachte bitter auf." Du hättest einem Wildfremden dein ganzes Leben anvertraut. Du hättest dich zu seinem Sklaven gemacht ohne eine Garantie dafür zu haben, dass auch er dir seinen wahren Namen nennt. Was ist mit Varus? Hast du auch nur eine Sekunde an ihn gedacht?"
"Ich würde Varus nie in Gefahr bringen! Er ist alles für mich." brüllte Geoff gekränkt zurück.
"Wie kannst du dann einem Mann vertrauen der Varus hilflos in der Wildnis zurückgelassen hat? Er hat ihn seiner Mutter gestohlen. Es war ihm egal was aus ihm wird! Ob er verhungert, erfriert oder ein Sklave von Galbatorix wird. Was für ihn zählte war nur seine eigene Haut! Das ist alles was für Leute wie ihn zählt! Sie beuten jeden aus! Es ist ihnen egal was dir etwas bedeutet oder was du fühlst solange sie Gewinn daraus schlagen können! Es ist ihnen egal ob du frierst oder Hunger hast. Es ist ihnen egal ob du schon gar nicht mehr weißt wie es ist Freude zu empfinden, satt zu sein oder wie es ist sich nicht jeden Abend in den Schlaf zu weinen und Angst vor dem nächsten Tag zu haben ! Es ist ihnen egal ob du lebst oder tot bist so lange sie ihren Gewinn machen."
Die Worte waren einfach aus Naja heraus gebrochen. Sie atmete schwer. Erst jetzt spürte sie die heißen Tränen auf ihren Wangen und sie schämte sich dafür. Schnell drehte sie sich von Geoff weg.
"Ich dachte du hättest das alles hinter dir gelassen." sagte Geoff sanft. "Das in diesem Waisenhaus und der Gerberei."
"So etwas kann man nicht hinter sich lassen Geoff." antwortete Naja. "Man kann nur damit leben und nicht zulassen, dass es einen zerbricht."
"Vielleicht hast du was Darus betrifft ja auch recht." murmelte Geoff. Er setzte sich in Najas Nähe auf einen Baumstumpf. "Ich war wohl wirklich etwas zu vertrauensselig. Das mit Varus hab ich ähnlich Gesehen wie die suche der Varden nach einem Reiter für Meisterin Saphira. Es waren grausame Zeiten damals. Aber du hast nicht unrecht. Wir müssen vorsichtiger sein. Wir wissen nichts über Darus und noch weniger über seinen Drachen."
"Es ist aber vielleicht gar nicht so schlecht ihm einen Lichtkörper zu geben." sagte Naja und warf Geoff einen versöhnlichen Blick zu. "Dadurch werden seine Gedanken zu hörbaren Worten. Wenn er dann nur mit seinem Reiter spricht wissen wir, dass sie etwas verbergen wollen!"







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