116. Zorn

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Nervös tippte Eragon mit dem Finger auf die glatte Oberfläche des Steins auf dem er die Wasserschale abgestellt hatte. Er hockte auf seinen Knien neben dem flachen Stein und wartete. Die Sekunden die die Wasseroberfläche brauchte um zur Ruhe zu kommen vergingen quälend langsam. Er hätte Magie einsetzen können um das Wasser zur Ruhe zu bringen aber Saphiras Reiter wusste, dass das lächerliche Vergeudung gewesen wäre. Eine so geringe Menge Wasser brauchte nur einen Wimpernschlag um sich zu beruhigen.
Er war dankbar, dass Weder Sona, noch ihr Drache oder der Heiler Venris denn Versuch machten im ein Gespräch aufzuzwingen. Er war augenblicklich nicht in der Stimmung.
Die Reiterin, ihr Drache Sairis und der Heiler begnügten sich damit, im Hintergrund zu warten.
Erleichtert ließ der Anführer der Reiter die Luft aus seinen Lungen entweichen. Ohne es zu merken hatte er den Atem angehalten während er wartete. Das Wasser war zur Ruhe gekommen und Eragon beschwor nun die Traumsicht. Schnell veränderte sich unter den Worten der alten Sprache das bild auf der spiegelnden Wasseroberfäche und Saphiras Reiter erkannte sein Arbeitszimmer.
Das Schicksal meinte es offenbar gut mit ihm. Gerade als er nach Arya rufen wollte hörte Eragon wie eine Tür geöffnet wurde und die Elfe huschte durch den Raum. Sie blieb vor dem Bücherregal stehen und begann die Einbände abzusuchen. Offenbar benötigte sie ein bestimmtes Werk.
"Arya!"
Eragon machte sich bemerkbar.
Die sonst so wachsame Elfe wirbelte herum.
Offenbar hatte sie ihn wirklich nicht bemerkt. Kein gutes Vorzeichen, dessen war Eragon sich sicher.
Auf den Zeitlösen Zügen seiner Gefährtin wechselten sich Überraschung und Erleichterung ab.
"Eragon endlich!" Arya trat vor den Spiegel. "Seit Tagen versuchen wir dich zu erreichen. Wo warst du?"
"Was ist geschehen mein Stern?"
Eragon überging die Frage seiner Gefährtin. Noch war nicht der Zeitpunkt für Erklärungen gekommen.
"Es ist Marlena." antwortete Arya fast flüsternd. "Sie ist krank. Wir wissen nicht was mit ihr los ist aber sie hat hohes Fieber und...."
Aryas Stimme wurde noch leiser.
".....sie wird schwächer."
Der Eiskalte Stein in Eragons Magen schien sich in eine Klaue zu verwandeln die sich durch seine Eingeweide bis tief in seine Seele bohrte.
"Angela ist gerade bei ihr." fuhr Arya fort. "Sie war ja für ein paar Tage auf Reisen um Kräuter zu sammeln. Heute Morgen ist sie zurückgekehrt. Ich habe gleich nach ihr rufen lassen."
"Und ich bin sofort gekommen." erklärte eine noch gesichtslose aber wohlbekannte Stimme. Angela trat in Eragons Blickfeld.
"Na da haben wir dich ja endlich Jungchen. Wo treibst du dich denn rum?"
"Überall dort wo ich im Augenblick wohl nicht sein sollte alte Freundin." brummte Eragon. In einer anderen Situation hätte ein Lächeln seine Worte begleitet aber heute wollten seine Lippen nicht gehorchen.
"Gut das du das so siehst!" gab Angela zurück. "Du wirst hier nämlich wirklich gebraucht. Ich hab eure Kleine gerade untersucht. Sie......!
"Sie ist nicht krank!" unterbrach Eragon die Kräuterheilerin." Du hast entdeckt, dass sie vergiftet worden ist. Ein recht exotisches Gift. Vermutlich von einem Pilz oder einer Pflanze die in einem Wald wächst, der sich an eine kleine Berggruppe schmiegt die unweit der ersten Kolonie der wilden Drachen außerhalb der Ostmark gelegen ist! Habe ich recht?"
Angela blinzelte aus dem Bild der Traumsicht heraus wie eine Eule bei hellem Tageslicht. Dan verschränkte sie die arme vor der Brust.
"Hör mal Jungchen! Ich bin die Wahrsagerin von uns beiden! Wenn du jetzt auch in die Zukunft sehen kannst ist das Mogeln!"
Eragon schüttelte den Kopf und begann zu erklären. Er schilderte was er bei seiner Ankunft in der Kolonie der Heiler vorgefunden hatte.
"Es müssen 'Darus und Harkor sein." schloss er schließlich. "Wer sonst spinnt gegenwärtig Intrigen gegen uns Arya und ist euch gleichzeitig nahe genug um Marlena zu vergiften? Nur er! Er ist nicht dumm genug ein Gift zu verwenden gegen das wir ein Mittel haben. Dieser Wald im Norden war für fast 100 Jahre seine Heimat. Er kennt sicher jede Pflanze und jeden Pilz. Gegen ein Gift das wir kaum kennen ist es schwer einen Gegenzauber zu finden."
"In diesem Fall sogar unmöglich." verbesserte Angela. "Dieses Gift ist gegen Magie gefeilt. Es stammt von einer Pflanze die von einem Schatten durch Magie verändert wurde um dieses spezielle Gift zu produzieren. Die Elfen besiegten den Dämon und stellten die Pflanzen sicher die er in seinem Besitz hatte. Aber unsere spitzohrigen Freunde brachten es nicht über sich die Pflanzen zu vernichten. Wir wissen ja wie sie ihre Blumen lieben. Deshalb siedelten sie die Pflanzen weit weg im Osten an. Nur in diesem Wald wachsen sie noch. Nur dem hohen Rat der Elfen und den Drachenreitern war die besondere Eigenschaft dieser Pflanzen bekannt. Sie wählten diesen Wald weil er so isoliert liegt. Der Samen der Pflanze ist sehr empfindlich. Ein Ergebnis der magischen Veränderung. Ihre neue Heimat liegt so weit ab von jeder Siedlung, dass praktische keine Gefahr bestand, dass die Pflanzen sich über den Wald hinaus ausbreiten können und selbst wenn. Ohne eine bestimmte Prozedur ist die Pflanze ungefährlich. Wie die Seither Pflanze braucht es ein paar magische Worte und ein Blutopfer damit aus ihrem Saft etwas gefährliches wird. Einfache Zauber bringen nichts gegen dieses Gift Es kann nur durch einen speziellen Trank sein."
"Weißt du wie man ihn herstellt?" Aryas Stimme schnitt durch die Luft wie ein eiskalter Wind.
Eragon musste heftig schlucken als sein Blick zu seiner Gefährtin wanderte. Sie war anders als die Frauen von Carvahall die ihre Leid und ihren Schmerz heraus schrien, lauthals wehklagten und sich die Haare rauften. Arya wirkte nach den Enthüllungen der vergangenen Minuten nun unbeweglich wie eine Statue. Ihr blick wanderte ins Leere. Eiskalter, tödlicher Hass lag in diesem Blick.
"Ich weiß wie man ihn herstellt aber ich brauche eine Probe der Pflanze. Ohne geht es nicht und euer Mädchen ist bereits sehr geschwächt. Selbst der schnellste Drache könnte den Wald nicht erreichen und uns eine Pflanze schicken bevor es zu spät ist!"
"Darus!" Arya spuckte den Namen aus als wäre er ein schlechter Geschmack im Mund. "Er wird eine Probe haben!"
Die Elfe wirbelte herum und wollte zur Tür stürmen.
"Arya bitte Warte!" rief Eragon. Er wusste, dass es nichts tödlicheres gab als den Zorn einer Elfe aber er musste seine Ge4fährtin jetzt erreichen. Sie mussten ihre Schritte sorgfältig planen.
"Du hast die Wahrheit erkannt aber du darfst Darus jetzt nicht einfach angreifen. Du wirst Hilfe brauchen."
Arya wirbelte herum. Kaltes Feuer lag in ihrem Blick. Noch bevor sie etwas sagen konnte kam Eragon ihr zuvor.
"Die Litanei mit dem schwächlichen Menschenweib das du nicht bist wird nicht besser oder origineller wenn wir sie ständig wiederholen und du solltest mich besser kennen mein Stern. Ich weiß das du stark bist! Aber du weißt auch, dass Stärke allein manchmal nicht genug ist!"
Arya zögerte. Ihr Blick wurde kurz leer.
Eragon vermutete, das Fírnen zu ihr sprach. Inständig hoffte er, dass der grüne Drache auf seiner Seite stand.
Nach einigen Sekunden wurden die Hoffnungen von Saphiras Reiter belohnt. Fast unmerklich entspannte sich das Abbild der Elfe etwas und sie trat näher zu dem Spiegel auf dem sich Eragons Abbild in der Ostmark abzeichnete.
"Was meinst du? Was schlägst du vor?"
Eragon wusste, dass er sich kurz fassen musste. Bei all ihrer Selbstkontrolle war sie auch Mutter und ihr Kind litt!
"Du hast Darus Absicht bereits erkannt! Er will nicht einfach Marlenas Tod! Er will Macht! Macht über dich und mich! Die Tatsache, dass es für uns zu spät ist das Gegenmittel selbst zu beschaffen bedeutet, dass er fast bereit sein muss seinen Zug zu machen aber....! " Eragon betonte das Folgende: "Aber wir sind ihm etwas früher auf die Schliche gekommen als er erwartet hat. Er hat meinen Spiegel verzaubert. Vermutlich rechnet er damit, dass ich seinen Bann einfach plump brechen würde und er spüren wird wie sein Zauber vergeht! Diese Warnung wird er nicht erhalten denn ich habe die Falle zum Glück erkannt. Das gibt dir einen kleinen Vorteil. Einen Wimpernschlag mehr Zeit. Du musst sie klug nutzen!"
"Wie?" wollte Aryas Abbild wissen.
"Versuch dich in seine Lage zu versetzen." forderte Eragon. "Er hat alles auf eine Karte gesetzt mein Stern. Das Gegenmittel ist sein einziger Trumpf. Seine Freiheit, sein Leben.....Alles was ihn vor dir schützt und ihm Macht gibt! Würdest du dieses Gegenmittel einfach bei dir tragen, so dass man es dir einfach entreißen kann?"
"Nein." erleichtert erkannte Eragon wie Aryas Zorn hinter ihrem Verstand zurücktrat. " Ich würde es gut verbergen."
"Aber die Information wo es sich befindet könnte man deinem Verstand entreißen." führte Eragon weiter aus.
"Also würde ich es mit einem Zauber belegen." flüsterte Arya. "Ein Bann der mir die Möglichkeit gibt es jederzeit zu zerstören wenn jemand mich bedroht. So könnte ich meine Forderungen stellen und mein Feind wäre hilflos. Er müsste entweder zustimmen oder ein Opfer bringen zu dem er nicht bereit ist."
"Forderungen nach Schwüren in der alten Sprache zum Beispiel. Eide die einem Verschwiegenheit aufzwingen und ihm gleichzeitig geben was er begehrt! " vollendete Eragon.
Arya blickte ihn einen Augenblick an. Der Anflug eines Lächelns zuckte um ihre Mundwinkel.
"Wann ist der Bauernjunge aus Carvahall eigentlich weiser und geduldiger geworden als die Elfe mit ihren 100 Sommern?"
Eragon schüttelte Traurig den Kopf.
"Ich bin weder weiser noch geduldiger als du mein Stern. Es zerreißt mich gerade förmlich. Ich möchte bei euch sein. Ich SOLLTE bei euch sein um euch zu helfen aber das kann ich nicht. Ich kann euch nur mit meinem Verstand helfen und offenbar waren Brom und Oromis erfolgreich bei dem Versuch mir beizubringen wie man ihn benutzt!"
Eragon rückte etwas näher an die Wasserschale heran.
"Du musst dich an den Ältestenrat wenden mein Stern. Ohne das Darus es merkt. Du brauchst etwas von ihnen. Etwas ganz bestimmtes!"






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