115. Ein Bild formt sich

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Eragon ging zu Saphira und zog den Brief hervor, den er von König Maranus erhalten hatte. Mit ihm in der Hand kehrte er zu den beiden Elfen zurück.
"Dies ist das Schreiben dass ich erhalten habe. Es trägt zum einen Maranus Siegel und zum anderen das eure Venris um das Anliegen zu bekräftigen.
Das ehemalige Mitglied des Heilerzirkels nahm den Brief entgegen und überflog die Zeilen.
"Ihr habt recht Schattentöter es sind die richtigen Siegel aber...."
"Aber?" fragte Eragon nach.
"Ich kenne Maranus gut. Schon lange bevor er König wurde waren wir Freunde. Es ist schwer eine solche Aussage zu treffen. Die geschriebene Form der alten Sprache ist so komplex, verlangt solche Präzision in der Kaligraphie, dass wenig Raum bleibt für das was man eine Persönliche Handschrift nennt aber ich glaube, dass hier einige Anzeichen von Maranus Handschrift fehlen. Einen Augenblick bitte....."
Unter Eragons und Sinas wartenden Blicken studierte der alte Elf die beiden Siegel.
"Ja," sagte er schließlich. "Die Siegel wirken auf den ersten Blick korrekt aber es gibt ein paar Unterschiede. Besonders hier. Dieses Rankenmuster um mein Siegel.....die Blüten sind anders angeordnet. Jemand mit einem guten Auge und viel Geschick hat mein Siegel gefälscht!"
"Aber wer könnte das gewesen sein?" warf Sina in die Runde.
Eragons Blick blieb an Venris geheftet. Der Heiler schien zu überlegen.
"Habt ihr einen Verdacht?"
Als der Elf aufblickte lag ein bitterer Ausdruck auf seinem Gesicht.
"Adira."
Seine Antwort war kaum mehr als ein Flüstern.
"Ich erinnere mich an sie." brummte Eragon.
In der Tat war die Erinnerung an diese Elfe sehr lebendig in seinem Geist. Sie hatte zu den Mitgliedern des Heilerzirkels gehört die absolut uneinsichtig waren. Während des Prozesses , dem Eragon und die Drachenreiter vorgestanden hatten, war die Elfe so weit gegangen Aryas verstorbene Eltern der stillschweigenden Duldung der Verbrechen der Heiler zu bezichtigen. Am schwersten wog für Saphiras Reiter jedoch, dass die Elfe nicht in dem Glauben gehandelt hatte den Frieden mit den Drachen zu ehren oder das Erbe ihres Volkes zu schützen. Sie hatte gehandelt weil sie sich von den Missgebildeten belästig gefühlt hatte.
"Was ist mit ihr?" wollte Sina nun wissen.
Venris seufzte.
"Vor wenigen Augenblicken noch, hätte ich mit Stolz von ihr gesprochen." erklärte der alte Heiler." Ich habe es mir selbst zur Aufgabe gemacht bei den Mitgliedern des Zirkels die noch immer ihre Schuld nicht begreifen Verständnis zu fördern. Ich lade die Heiler die ihre Schuld noch immer verleugnen zu mir ein. Halte Gesprächsrunden ab. Zeige ihnen Erzeugnisse unserer Opfer. Ihr Kunsthandwerk oder ähnliches. Ich ermögliche auch Gespräche zwischen unseren Opfern und den Heilern die für ihre Verbannung verantwortlich sind. Auf diese Weise will ich Einsicht mehren. Adira war bisher völlig uneinsichtig und hat jede Zusammenarbeit mit mir abgelehnt. Im Gegenteil. Sie hat mir sogar entgegen gearbeitet. Hat Anhänger um sich versammelt und euer Urteil, Arget Un Eragon, als große Ungerechtigkeit angeprangert. Sie argumentierte, dass ihr Handeln dem Willen und den Gesetzen der Natur entspräche und dass sie und ihre Gefolgsleute als einzige in Besitz der Wahrheit seihen. Vor kurzem jedoch hat sich das geändert. Sie suchte das Gespräch mit mir, nahm an Gesprächskreisen teil und zeigte sich sogar einsichtig."
Venris lachte kurz freudlos auf.
"Ich habe sie als meinen bisher größten Erfolg angesehen. Jetzt glaube ich, dass sie mich benutzt hat! Ich erinnere mich, dass sie mich an eben dem Tag aufgesucht hat als ich schreiben aus Ellesméra durchgegangen bin und sie anschließend weitergeleitet habe. Sie hätte die Gelegenheit gehabt eine solche Fälschung unter die ausgehenden Papiere zu mischen und sie ist geschickt genug um eine solche Fälschung anzufertigen."
Eragon nickte stumm. Das Bild begann klarer zu werden.
"Aber warum das alles? Will sie euch hier angreifen Meister?" rätselte Sina.
"Nein, dass glaube ich nicht." murmelte Eragon. "Ich denke, dass sie mit jemand anderem zusammenarbeitet. Einem alten Reiter aus den Tagen vor Galbatorix."
"Ihr meint diesen Daraus oder Arget Un?" erkundigte sich Venris.
"Ihr kennt ihn?" wollte Eragon wissen.
"Ja." erklärte der alte Heiler. "Er hat sich in einem Brief an mich gewand. Er sagte er hätte von dem Verbrechen gegen die Kinder unseres Volkes erfahren und wollte mich bei meiner Aufgabe unterstützen und Einsicht fördern. Er wollte mit uneinsichtigen Verurteilten sprechen und klar dafür eintreten, dass auch der alte Orden diese Praktiken abgelehnt hätte. Ich war für die Hilfe dankbar und gestattete ihm Kontakt mit den Verbannten."
"So muss er uni Kontakt mit Adira gekommen sein und sie für sein Vorhaben gewonnen haben." folgerte Eragon.
"Wir sollten dieses Weib sofort befragen!" schlug Sina vor. "Wir müssen mehr über ihre Pläne erfahren."
-"Nein"- widersprach Saphira nun scharf. Sie und Sairis hatten bisher schweigend das Geschehen verfolgt nun ergriff sie das Wort: -"Die Waffe unserer Gegner ist die List und die Täuschung! Sicher haben sie Pläne gemacht für den Fall das wir ihre Absichten erkennen. Wir müssen jetzt klug handeln wenn wir einen Vorteil erringen wollen. Von einem Gespräch mit dieser Adira ist nicht viel zu erwarten. Der Urheber dieser Intrige ist Darus und er ist in der Ostmark. Was immer er dort in Bewegung bringen wollte, er wollte dich und mich dafür aus dem Weg haben Eragon. Dort wird unsere Aufmerksamkeit nun gebraucht Kleiner nicht bei dieser Elfe."-
-"Adira ist nur die Ablenkung." - stimmte Eragon seiner Drachendame zu.
Eilig ging der Anführer der Reiter zu den Satteltaschen zurück und kramte den magischen Spiegel hervor den er mit sich führte. Er wollte schon die Traumsicht beschwören als ihm ein Gedanke kam.
-"Was ist Kleiner?"- wollte Saphira wissen.
-"Arya hätte sich sofort bei mir gemeldet wenn etwas vorginge. Sie hat es nicht getan. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Darus soviel Zeit ungenutzt verstreichen lässt."-
-"Ein Zauber."- Saphira begriff sofort. -"Er muss unseren Spiegel so manipuliert haben das man uns nicht erreichen kann!"-
Eragon nickte und begann den Handspiegel magisch zu untersuchen. Vorsichtig webte er seine Zauber immer darauf bedacht keine magische Fall auszulösen.
"Sehr geschickt." murmelte er schließlich als er erfahren hatte was er wollte. "Kaum aufzuspüren wenn man nicht weiß wonach man sucht und wenn ich den Zauber mit Gewalt entferne spürt Darus es sofort und weiß, dass wir ihn durchschaut haben."
-"Kleiner, wir sind fast einen Tag früher hier als wir geplant haben."- erinnerte Saphira ihren Reiter.-"Wenn wir unsere Schritte jetzt klug wählen kann das ein Vorteil für uns sein."-
Eragon nickte und nahm einen seiner Wasserschläuche zur Hand. Ebenso einen flache Metallschale aus seinem Reisegeschirr. Er musste mit Arya sprechen dafür brauchte er eine spiegelnde Oberfläche nicht unbedingt den Spiegel.





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