102. Darus und Hakor

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Fassungslos starrte Naja, ebenso wie der Rest ihrer Reisegruppe die beiden Eier an. Es war Varus den als erstes die Neugier übermannte. Vorsichtig näherte er sich den Kostbarkeiten und schnüffelte daran.
-"Deine Schwester und dein Bruder."- erklärte seine Mutter und zwinkerte den beiden jungen Reitern zu als sie sagte: -"So würden es die Zweibeiner wohl ausdrücken.."-
-"Warum sind sie in all den Jahren nicht geschlüpft?"- wollte Varus wissen.
-"Das werde ich euch erklären meine jungen Freunde aber nicht hier. Folgt mir bitte es ist nicht weit."-
Mit diesen Worten ergriff die silberne Lumaja ihre Eier erneut mit dem Maul und schwang sich ohne weitere Erklärungen in den Himmel.
Naja fing Geoffs Blick ein. Ihr alter Freund wirkte mindestens ebenso ratlos wie sei selbst aber welche Wahl hatten sie schon?
In stiller Übereinkunft bestiegen die beiden jungen Reiter ihre Seelenpartner und diese schossen Augenblicke später ebenfalls in den Himmel.
Lumaja hatte damit begonnen den Berg, auf dem ihr Plateau lag, zu umkreisen. Und als Varus und Tanis zu ihr aufgeschlossen hatten begann die Drachendame bereits einen Sinkflug. Sie folgte einem Ausläufer des Berges der sich wie der Körper einer riesigen Schlange durch das Grün des umstehen Waldes zog.
Kurze Zeit später setzte der Donner zur Landung an. Mächtige Bäume wetteiferten was die Höhe betraf mit dem Felsmassiv das wie eine Mauer durch den Wald schnitt.
Der Wald war licht. Es war genug Raum zwischen den Stämmen, dass Lumaja, Varus und Tanis sich ungehindert bewegen konnten.
Würdevoll schritt die alte Drachendame auf die Felswand zu. Sie schien genau zu wissen wohin sie wollte
Der Boden war uneben. Baumwurzeln und Abbrüche von der Felswand sorgten für ein ständiges Auf und Ab. Direkt am Fuß der Felswand lag ein fast rundes, glattes Bruchstück, dass für einen Drachen ein geradezu perfektes Plätzchen abgab um darauf auszuruhen.
Lumaja legte sich würdevoll darauf und drapierte ihre Eier vor sich im Moos. Schützend legte sie den Schwanz darum. Unwillkürlich fühlte sich Naja beim Anblick der Drachendame an eine Königin erinnert, die sich auf eine Audienz vorbereitete. Doch wen erwartete Varus Mutter?
-"Nun kriech schon aus deinem Loch Darus! Meine Landung wird selbst dir wohl nicht entgangen sein!"-
Etwas unschlüssig sah sich Naja um. Sie konnte niemanden entdecken. Mit wem sprach Lumaja?
Gerade als Naja nachfragen wollte stieß Geoff sie an und deutete auf einen Punkt am Fuß der Erhöhung auf der sie standen. Naja staunte als an einer Stelle der Boden scheinbar lebendig wurde. Ein Stück des Waldbodens hob sich leicht an und glitt dann nach vorn. Ein Loch im Boden offenbarte sich.
Nun begriff Naja: Das Loch war eigentlich der Zugang in eine Höhle, die sich bis in die Felswand erstreckte. Jemand hatte den schmalen Zugang kunstvoll getarnt. Das Stück "Waldboden", welches sich bewegt hatte, war tatsächlich eine kunstvoll mit Moos und Tannennadeln getarnte Pferdedecke die jemand über ein Holzgerüst gespannt hatte. Zog man es über den Eingang war es praktisch unmöglich die Höhle aufzuspüren.
"Natürlich habe ich deine Landung bemerkt Lumaja."- die Stimme eines alten Mannes tönte nun aus der Öffnung . Das Obere Ende einer Leiter wurde nun sichtbar und offenbar stieg jemand aus der Tiefe ans Tageslicht. Während des Aufstieges sprach der Unbekannte weiter:
"Seit Jahren versteckst du dich auf deinem Berg und sprichst kein Wort mehr mit uns. Was verschafft uns den nun die Ehre?"
Den Worten folgte nun ein rüstig wirkender alter Mann ans Tageslicht. Sein Kopf war kahl, sein ungepflegt wirkender Vollbart grau und seine Kleidung bestand zum größten Teil aus groben Lederstücken welche der Unbekannte, offenbar mit primitiven Mitteln zu Kleidungsstücken vernäht hatte.
Der Fremde streckte kurz seine Glieder und blickte dann hinauf zu Lumaja. Sofort entdeckte er auch Tanis, Varus, Geoff und auch Naja. Blanke Angst trat in seinen Blick. Fiebrig sah er sich um. Einen Augenblick schien es, als ob er darüber nachdenken würde in das Loch im Boden zurückzukehren, dann jedoch griff er unter den abgewetzten Umhang den er um die Schultern trug und förderte Ein Schwert zu Tage. Naja erkannte ein Kurzschwert mit breiter Klinge und kurzer Parier Stange. Gut geeignet für schnelle Wendungen der Waffe. Weit interessanter als der Aufbau der Waffe war jedoch ihre Machart. Es war ganz offensichtlich ein Schwert aus Sternenstahl! Eine Klinge eines Drachenreiters geschmiedet von der Elfe Runön.
Naja und Geoff hatten während ihrer Ausbildung immer wieder von den Meisterwerken der Elfe gehört. Jeder vollwertige Reiter führte eine Waffe aus ihrer Schmiede! Naja und Geoff hatten einen Besuch bei der Elfe geplant, nachdem sie das Geheimnis um Varus Herkunft gelöst hatten. Nun brachte der unbekannte alte Mann eine solche Waffe gegen sie in Verteidigungsstellung.
Schwer atmend keuchte er:
"Hasst du uns jetzt so sehr, dass du Galbatorix Henker direkt zu uns führst Lumaja?"
Die alte Drachendame schnaubte amüsiert.
-"Wenn ich deinen Tod wollen würde Darus, dann würde ich dich mit meinen Klauen zerreißen und den Rest durch mein Feuer von der Erde tilgen! Mein Sohn ist zu mir zurückgekehrt. Dieser Jüngling dort ist sein Seelenbruder. Diese beiden jungen Reiter sind nicht die Sklaven des Mörders Galbatorix. Der ist tot! Gefallen durch den Reiter Eragon. Gemeinsam mit einer Drachendame namens Saphira hat er den Mörder gestürzt und den Orden der Reiter neu gegründet! Das hier sind nicht deine Scharfrichter alter Mann. Du siehst hier die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Morgens! Unsere lange Nacht ist vorbei!"-
Obwohl Lumaja in der alten Sprache gesprochen hatte stand dem alten Darus der pure Unglaube ins Gesicht geschrieben. Schließlich sackte er schwer atmend auf einem Baumstumpf zusammen.
Naja begriff noch immer nicht ganz was sie sah. Wer war dieser alte Mann? Woher hatte er dieses Schwert?
Naja musterte die Waffe. Die Klinge war in einer matten Mischung aus Grün und Braun gehalten. Der Drache dem diese Waffe nachempfunden war hatte sicher keine Schwierigkeiten sich im Schattenspiel des Waldes zu verbergen, Sicherlich kein hässliches Schuppenkleid aber Naja vermisste den Glanz der Tanis dunkle Schuppen zierte.
Ihr Blick wanderte zu dem Beutel den der alte Man umgehängt hatte. Er war aus einem abgewetzten Stoff der ,trotz seines Alters, alles in den Schatten stellte was der Mann am Körper trug. Elfisches Handwerk! Kein Zweifel.
Gerade als Naja bemerkte, dass der alte Mann, obwohl eindeutig ein Mensch, Ohren hatte die spitz zuliefen, drang ein grünbraunes Leuchten aus dem Beutel und der alte Mann schien lautlosen Worten zu lauschen.
Nun begriff Naja. Alles fiel an seinen Platz. Das Schwert, die ungewöhnlichen Ohren.....
"Ihr seit ein Drachenreiter aus der Zeit des alten Ordens nicht wahr?" fragte sie in die Stille hinein.
Müde Augen richteten sich auf sie.
"Früher mal Mädchen." er blickte auf den kostbaren Beutel an seiner Seite. "Bevor Harkor ein Gefangener seines Seelenhortes wurde. Vor Galbatorix....da war ich ein Reiter. Die Tatsache das Harkor in seinem Seelenhort überlebt hat erhielt meine magischen Kräfte und ließ mich länger leben als jeden anderen Menschen. Aber......"
Er machte eine abfällige Handbewegung vor seinem ausgemergelten Gesicht.
"Aber von der zeitlosen Schönheit der Elfen bin ich wie du siehst weit entfernt."
-"Es gab eine Zeit da war dieser Mann und dass, was von seinem Drachen übrig ist ein Freund für mich!"- zischte Lumaja giftig! Ihre Schwanzspitze zuckte nervös. -"Ich rettete ihm und seinem Seelenpartner das Leben. Oder zumindest das was Harkor noch Leben nennt! Macht nicht den Fehler ihm zu vertrauen meine jungen Freunde. Sein Herz ist verkümmert wie sein vom alter gezeichneter Körper! Was ihr dort nun seht ist ein hinterlistiger Ränkeschmied der keine Freunde kennt und keine Ehre!"-
Ruckartig kam Darus wieder auf die Beine und brüllte: "Ich habe getan was nötig war! Um unsere Sicherheit und unser Überleben zu gewährleisten!"
Er deutete mit seinem Schwert auf Lumaja.
"Du hast nicht das Recht.....!"
Lumajas Brüllen schnitt dem alten Mann das Wort ab. Feuer züngelte aus ihren Nasenlöchern.
-"Du hast mich bestohlen! Ich habe jedes Recht!"-






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