87. Ruß

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Eragon hatte das Gefühl, dass ihm eine schwere Last von den Schultern gefallen war. Der Prozess lag hinter ihm.
Nachdem die Verhandlung geschlossen war hätte König Maranus ihn noch kurz um eine Unterredung gebeten. Kurz hatte er sich mit Arya abgestimmt und seine Gefährtin hatte vorgeschlagen, dass sie sich bei Runöns Schmiede treffen sollten. Sie wollte die alte Elfe nicht zu lange mit den kleinen Wirbelwind Marlena allein lassen.
Die Unterhaltung mit dem Herrscher von Ellesméra war für Eragon sehr angenehm verlaufen. Der König hatte ihm seinen Dank und seine Anerkennung ausgesprochen. Er und seine Gefährtin war mit dem Urteil sehr zufrieden. Es war für alle beteiligten Parteien ein akzeptabler Richterspruch und der König war zuversichtlich, dass sein Volk nun zur Ruhe kommen würde.
Im Anschluss an dieses Gespräch hatte Eragon sich noch kurz mit Sylara und Kalain unterhalten und sich angemessen bei den beiden bedankt. Besonders dem Reiter von Drugatie hatte er Anerkennung gezollt. Gerade bei diesen jungen Reiter der ihm einst Sorgen bereitet hatte sah es als äußerst positiv an wie flexibel er im Denken geworden war.
Saphira und Fírnen waren zur Jagd aufgebrochen. Die blaue Drachendame war der Meinung, dass nicht einmal ihr Reiter es in der Hauptstadt der Elfen schaffen würde sich in Schwierigkeiten zu bringen und sie sich deshalb eine schmackhafte Beute mit ihrem Nistpartner teilen konnte ohne sich ständig Sorgen zu machen.
Eragon hatte diesen Spott würdevoll ertragen und hielt, nun da er sich der Schmiede von Runön näherte Ausschau nach seiner Gefährtin. Er entdeckte Arya wie sie auf dem Kamm einer Anhöhe stand. Einer der Baumriesen des Elfenwaldes verbarg sie fast vollständig vor den Blicken all jener die sich in der kleinen Senke hinter der Anhöhe aufhielten. Dort lag die Schmiede von Runön und es überraschte Eragon etwas das seine Gefährtin die Werkstatt offenbar heimlich beobachtete. Leise trat er neben die Elfe.
Der Anblick der sich ihm in der Senke bot brachte den Anführer der Reiter spontan zum Lächeln. Marlena schleppe gerade einen Ru?eimer aus der Schmiede und entleerte ihn in einen dafür vorgesehenen Behälter im Hof der Werkstatt. Saphiras Reiter war sich sicher dass es eines gründlichen Vollbades bedurfte um die dicken Rußschichten von der Haut seiner Tochter zu bekommen. Für die Kleidung seines kleinen Mädchens hatte er keinerlei Hoffnung mehr sie jemals wieder sauber bekommen zu können.
Als er Arya anblickte erkannte er warum seine Gefährtin hier etwas abseits stand. In den grünen Augen der Elfe Spiegel sich die unterschiedlichsten Gefühle. Eragon erinnerte sich, dass ihm während der Verhandlung einmal der Gedanke gekommen war was wohl geschehen wäre wenn auch Arya zu Geburt in eines der Geburtshäuser ihres Volkes gegangen wäre. Alle Gefühle sie bei diesen Gedanken auf ihn eingestürzt waren spiegelten sich jetzt im Blick seiner Gefährtin. Wie viel unerträglicher musste der Gedanke an das Tun der Heiler wohl für Arya sein fragte er sich. Es gab ein paar Dinge über das Kinderkriegen die wohl keinen Mann jemals vollständig verstehen würde.
Vorsichtig tastet er nach der Hand seiner Gefährtin. Arya blickte nicht zu ihm herüber. Natürlich hatte sie seine Anwesenheit längst bemerkt. Sie verflochten einfach ihre Finger mit seinen und erwiderte zärtlich sein Händedruck.
Einige Minuten standen die beiden einfach nur da und beobachteten ihre Tochter dabei wie sie ihre Patentante nach Kräften unterstützte. Schließlich sahen sie sich an und in stiller Übereinkunft gingen sie beide auf die Schmiede zu. Es machte Eragon stolz, dass ihr Verständnis für einander so weit gewachsen war, dass sie manchmal einfach keine Worte brauchten.
Marlena entdeckte ihre Eltern als sie den Hügel halb hinunter gestiegen waren. Hoch erfreut stürzte sie ihnen entgegen und da das kleine Mädchen darauf bestand von ihrem Vater auf den Arm genommen zu werden und auch ihre Mutter kräftig drückte kam die gesamte Familie von Ruß geschwärzt bei der alten Elfe an.
Runön stieß bei dem Anblick der sich ihr bot tatsächlich ein Geräusch aus das Eragon mit einiger Mühe als Lachen identifizierte.
"Na ihr seht ja herrlich aus." spottete die Handwerksmeisterin und warf Saphiras Reiter einen einigermaßen sauberen Lappen zu damit eher und seine Gefährtin zumindest ihre Gesichter vom Ruß befreien konnten.
"Ich nehme an ihr wollt eurem kleinen Dreckspatz abholen." vermutete Runön während Arya versuchte, nun da ihr Gesicht wieder einigermaßen sauber war, auch die Hautfarbe ihrer Tochter wieder zum Vorschein zu bringen.
Ein Bestreben das zum Scheitern verurteilt war und dass Runön mit einem "Ganz die Mutter" kommentierte. Schließlich wollte die alte Handwerksmeisterin Wissen zu welchem Urteil man denn nun gekommen war.
Eragon ließ sich nicht lange bitten und teilte ihr den Richterspruch mit.
"Na, da hast du diese Heiler aber noch recht billig davonkommen lassen." Knurrte die alte Elfe. "Verbannung gut und schön. Ich nehme an sie sind auf diesen Wald im Osten beschränkt und dürfen sich nicht frei in ganz Alagaesia bewegen?"
"Sie sind auf diesen Wald beschränkt." bestätigte er Eragon. "Nur wenn ihr Leben in Gefahr ist dürfen sie woanders Schutz suchen."
Runön brummte etwas zustimmendes.
"Fünf Jahre sind aber für uns Elfen eine recht kurze Zeitspanne. Einige dieser Heiler haben über Jahrhunderte ihr Unwesen getrieben und nur weil sie jetzt sagen dass es ihm leid tut.....etwas milde wenn Du mich fragst Schattentöter."
"In fünf Jahren dürfen sie sich mit der Bitte um Verzeihung an die Geschädigten wenden Runön-Elda." verteidigte Eragon seinen Rechtsspruch. "Das bedeutet aber nicht, dass sie automatisch ihre Freiheit zurückerhalten. Alle Eltern und alle Kinder die sie geschädigt haben müssen ihnen erst vergeben und es ist keinesfalls gesagt, dass alle dazu bereit sind. Viele werden erst nach Ablauf von einigen Jahren begreifen wie tief sie getroffen worden sind."
"Einige werden vielleicht niemals bereit sein zu vergeben." fügte Arya hinzu. "Das Tun der Heiler bezog sich nun mal auf einen sehr sensiblen Bereich und manche Wunden heilen nicht so einfach."
Runön überlegte einen Augenblick, dann nickte sie.
"Na schön, dann trollt euch jetzt aber. Ich habe zu arbeiten."
"Und ich will euch zeigen wie viel Ruß ich heute geschleppt hab!" forderte Marlena.
"Was du hast noch mehr Ruß geschleppt als dem wie du jetzt dem Gesicht mit dir herum trägst?" erkundigte sich Eragon gespielt überrascht.
Ein kleiner Scherz der dazu führte das in seine Tochter spielerisch die Zunge heraus streckte während ihrer Eltern wie einen Handwagen hinter sich herzog.






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