106. Silberglanz und Sternenfeuer

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Auf Tanis Rücken glitt Naja durch den Himmel. Unter ihnen zog die vertraute Ostmark vorbei. Sie hatten die Reiterstadt bereits hinter sich gelassen und ihr Donner hatte sich aufgeteilt.
Darus und Harkor folgten Aryas Cousine Narie zur Ratsinsel wo der alte Drache und sein Reiter vor den Rat treten sollten.
Seit Darus über einen Lichtkörper verfügte hatte er darauf bestanden seinen Reiter wieder selbst zu tragen. Das hatte die Rückreise zur Ostmark zwar etwas in die Länge gezogen aber Naja und Geoff hatten das in Kauf genommen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
Varus Reiter war zwar etwas zurückhaltender gegenüber Darus geworden, dennoch schien er dem alten Reiter zu vertrauen. Naja war immer noch skeptisch.
Sie konnte noch immer nicht genau sagen warum. Sowohl die Seele des alten Drachens, als auch sein Reiter waren ihr gegenüber sehr freundlich gewesen, doch sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass das freundliche Lächeln des alten Reiters eine Maske war.
Tanis hielt in diesem Fall zu seiner Reiterin und auch Varus hatte klar gemacht, dass er den alten Mann nicht tragen würde. Erst recht nicht vor seiner Mutter! Folglich war es sehr willkommen gewesen, dass Harkor seinen Reiter selbst tragen wollte.
Dadurch hatte die Reisegruppe zwar öfters Pausen einlegen müssen aber das war ein geringer Preis. Zwar hatte ein Lichtkörper keine Muskeln die ermüden konnten aber der Zauber der den Lichkörper schuf und ihm Substanz gab, so dass jemand darauf reiten konnte, speiste sich aus der magischen Kraft die der Eldunarí freisetzen konnte. Nach einer Weile war die Seele Harkors dazu einfach nicht mehr in der Lage und brauchte Zeit um sich zu erholen.
Als die Gruppe dann endlich die Ostmark erreichte wurden sie natürlich bereits erwartet. Naja und Geoff hatten ihre Entdeckung gemeldet und Arget Un Eragon erwartete die Neuankömmlinge bereits mit seiner Familie.
Darus und Harkor sollten direkt dem Ältestenrat vorgestellt werden. Die Mitglieder waren vollzählig mit Ausnahme von Tar und Aroc. Die beiden waren unterwegs nach Surda um bei einem Streit zwischen zwei Dörfern zu vermitteln. Eine Kleinigkeit. Beide Gemeinden waren gewachsen und beanspruchten nun einen Landstrich für sich um dort Ackerbau zu betreiben. Einigen konnten sie sich allerdings nicht wie das Land genau aufgeteilt werden sollte und Nasuada hatte den Orden der Reiter gebeten einen neutralen Vermittler zu schicken. Die Wahl war auf Tar gefallen.
Während der alte Reiter und sein Begleiter nun also bereits auf dem Weg zur Ratshalle waren begleiten Naja, Geoff, Tanis und Varus Lumaja zur Krippe.
Endlich war der Zauber der auf den verbliebenen Eiern der Drachendame gelegen hatte gelöst worden. Ihre Küken konnten nun jederzeit schlüpfen. Bevor das geschah wollte die alte Drachendame Vervarda kennen lernen.
Saphira wollte ihre älteste Tochter natürlich selbst vorstellen und Fírnen begleitete seine Nistpartnerin. Wo die Drachen waren fehlten natürlich auch die Reiter nicht und so waren auch Eragon und Arya teil des Donners der nun in der kleinen Bucht zur Landung ansetzte.
Fírnen trug sogar zwei Reiter den heute war auch Marlena bei ihren Eltern. Junge Drachen übten auf sie immer eine fast magnetische Wirkung aus..
Wie fast immer tobte ein halbes Duzend Schlüpflinge durch die kleine Bucht und machten die Wiese erst zur Landung frei als Vervarda sie mit einem wohlwollenden Brüllen dazu aufforderte. Anschließend kam Saphiras Tochter würdevoll zu den Neuankömmlingen herüber während sich ihre Schützlinge die besten Beobachtungsposten sicherten.
Neugierige, wie Edelsteine glänzende Kulleraugen musterten wie Vervarda zunächst ihre Eltern begrüßte indem sie sanft ihren Kopf an die ihre Hälse rieb. Anschließend begrüßten sich Vervarda und Lumaja indem sie kurz den Kopf voreinander senkten und die Augen niederschlugen. Zwei Männliche Drachen hätten sich wohl mit einem krachenden Kopfstoß begrüßt aber unter Drachendamen galt Eleganz eben mehr als Kraft.
-"Ihr ehrt mich Schuppen-silber-Lumaja."- sagte Vervarda als die alte Drachendame ihre Eier vor ihr ablegte.
-"Es ist das mindeste was ich tun kann, warmes-Herz-Schuppen-wie-der-Ozean-Vervarda. Ich bin euch sehr dankbar, dass du meinen Sohn mit soviel Liebe hast aufwachsen lassen. Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel wenn ich an der Erziehung dieser Beiden sehr eng beteiligt bleiben möchte."-
Vervarda lachte leise.
-"Überhaupt nicht Schwester."- beschwichtigte sie.-"Außerdem ist es ja nicht so, dass die Mütter dieser Brutgruppe einfach ihre Jungen hier bei mir abladen. Du wirst hier oft andere Himmelsschwestern antreffen die sich mit mir um ihren Nachwuchs kümmern. Ich bin nur die Lehrerin, die den Küken von den Clans erzählt die jenseits dieses Tals leben. Auch reiche ich die Geschichten über die alte Zeit an die Jungen weiter. Ich hoffe sogar, dass du mir da helfen wirst. Ich habe Gesichten. Du Erinnerungen."-
-"Sehr gerne!"- versicherte Lumaja. -"Und über die neuen Clans unseres Volkes möchte ich auch noch etwas von dir lernen, ich...."-
Lumajas Worte wurden je von einem gedämpften Fiepen unterbrochen. Das Silberne ihrer Eier hatte den Ton von sich gegeben und begonnen hin und her zu schaukeln.
-"Endlich"- hauchte Lumaja als auch das dunkelblaue Ei zu schwanken begann und sich bereits deutliche Risse auf der Oberfläche des Silbernen ausbreiteten.
"Die zwei haben es aber eilig." lachte Marlena und trat mit den übrigen zweibeinigen Mitglieder der Gruppe etwas näher um zu beobachten.
Inzwischen hatte sich ein teil der silbernen Schale bereits abgelöst und ein wild hin- und her peitschender Drachenschwanz war zum Vorschein gekommen.
Schließlich jedoch, mit einem lauten knacken, entließ die silberne Hülle ein glänzendes Drachenmädchen in die Welt. Ärgerlich betrachtete des Kücken die klebrige Eihülle auf seinem Schuppenkleid und eine flinke kleine Drachenzunge begann umgehend mit einer gründlichen Reinigung.
Bemühungen die einen Rückschlag erlitten als ein dunkelblauer Drachenjunge sich den Weg in die Welt erkämpfte und seine Säuberung dadurch vorantrieb, dass er sich kräftig schüttelte und seine silberne Schwester mit Schalenstücken und Eihülle bespritzte.
Diese reagierte mit einem garstigen Fauchen und machte Anstalten sich auf ihren Bruder zu stürzen.
Nun jedoch griff Lumaja ein und trennte die beiden Streithähne indem sie, sanft brummend ihre Schnauze zwischen die beiden.
Erst jetzt schienen die beiden Drachenkinder ihre Mutter zu bemerken und sofort rückte sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Geschwister stemmten sich am Kopf der Drachendame empor und begann ihn ausgiebig abzuschlecken.
Naja spürte wie eine Welle von Gefühlen aus der alten Drachendame hervorbrach. Wie vorher die beiden Drachenjungen ihre Eierschale durchstieß nun eine Welle reinen, unverfälschten Glücks die Mauer aus Einsamkeit und Sehnsucht die Lumaja um sich herum errichtet hatte. All dies vereinte sich in einem Geflüsterten Wort der Silbernen: -"Endlich!"-
Einige Minuten lang genossen alle auf der Lichtung den Anblick der stolzen Mutter und ihrer Kinder, dann hob Lumaja vorsichtig den Kopf und blickte ihre Kinder liebevoll an.
-"Ihr braucht Namen." stellte sie fest.
Als hätten die beiden Küken verstanden setzten sie sich still vor ihre Mutter und ließen sich sorgsam betrachten.
Das Mädchen glänzte silbern vom Kopf bis zur Schwanzspitze und schien eine kleinere Version ihrer Mutter zu sein. Der Junge hingegen war von so dunklen Blau, dass er wirkte wie ein Stück des Nachthimmels. Feine goldene Funken tanzten über sein Schuppenkleid wie Sterne am Nachthimmel.
-"Vor der großen Dunkelheit war die Wüste meine Heimat."- erklärte Lumaja. -"Die Normandenstämme die dort leben haben eine Göttin des Mondes."-
Sie blickte ihre Tochter an.
-"Luna."-
Ihr Blick wanderte zu ihrem Sohn.
-"Und einen Gott der Nacht: Nyx."-
Die beiden Drachenkinder sahen sich an und bekundeten dann laut fiepend ihre Begeisterung.
-"Luna und Nyx!"- wiederholte Lumaja und begann erneut ihre Kinder zu liebkosen.






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