8. Verstoßene Kinder

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Nachdem sich die Reiter von ihren Drachen verabschiedet hatten und Eragon Saphira noch einmal beruhigt hatte Volk sie den beiden elfischen Geschwistern durch den Zugang in der Mauer. Es erwies sich, dass die Burg von Maris wirklich kaum mehr war als eine Kulisse. Der Gang hinter den Zugang war nur einige Meter lang und endete vor einer Leiter die steil in die Tiefe führte.
Sina und Legartis begann durch die annähernd runde Öffnung nach unten zu klettern und Eragon, sowie seine Begleiter Volk ihnen. Schon nach wenigen Sprossen führte die Leiter in eine große unterirdische Höhle als Eragon sich umsah konnte er nur staunen. Zuerst glaubte er in einer anderen Welt zu sein den vor ihm erstreckte sich scheinbar ein endloser Wald. Erst als er genauer hin war verrieten ihn seine feinen Sinne, dass der Zeuge einer der kunstvollsten Illusionen wurde die er je gesehen hatte. Die Bäume des Waldes bestanden aus Stalagmiten und Stalktiten die ihr jahrhundertelanges Wachstum vollendet hatten und zu riesigen Steinsäulen verschmolzen waren die die Decke der Höhle stützte. Diese Säulen waren scheinbar mit Magie in ihrer Farbe verändert worden und ihre Oberfläche war so kunstvoll bearbeitet worden, dass man sie für lebende Bäume aus Holz hätte halten können. Steinzapfen die vom Boden herauf wuchsen hatten kunstfertige Hände umgearbeitet und nun sahen die Formationen aus wie kleine Tannen, Büsche oder sonstige natürliche Strukturen die man am Boden eines Waldes fand. Die Gegenstücke der Zapfen an der Decke waren ebenfalls bearbeitet worden und wird nun wie herabhängende Zweige der Bäume.
Als Eragon von der letzten Sprosse der Treppe stieg hatte er einen Moment das Gefühl auf weichen, von Moos und Gras bewachsenen Boden zu treten. Er machte einen Schritt zur Seite um den anderen Reitern ebenfalls das Herabsteigen zu ermöglichen und fuhr dann mit der Handfläche über den Boden. Auch hier handelt es sich nicht um lebende Pflanzen. Eragon Finger gelitten nicht über feuchtes Moos sondern über die trockenen Fransen eines Teppichs. Dieser war jedoch so kunstvoll gestaltet dass er wie ein natürlicher Waldboden wirkte.
Ein Blick zur Decke ließ den Anführer der Reiter erneut staunen. Die Höhle war so hoch wie eine Kathedrale und ihre Decke war so gestaltet, dass man sie für das Blätterdach eines Waldes halten konnte. Winzige Wehrlichter tanzten zwischen den, aus dem Stein gehauenen, Blättern dieses künstlichen Waldes und wirkten als ob sich Sonnenstrahlen ihren Weg durch das Blätterdach gesucht hätten.
Allein eine Tatsache verriet, dass sie nicht in einem wirklichen, lebenden Wald waren. Es fehlten die typischen Geräusche. Kein Vogel ließ sein Lied erklingen und nichts raschelte im Unterholz. Es war diese ungewöhnliche Stille die Illusion als solche entlarvte.
"Das ist wunderschön." hauchte Ismira ergriffen. Eragon sah sich zu ihr um und erkannte, dass seine junge Verwandte atemlos staunte. Cale und Arya waren ebenfalls von der Leiter gestiegen und musterte die Umgebung anerkennen.
"Einfach genial wie ihr die Wände gestaltet habt." sagte Cale zu Legartis. "Es scheint so als würde sich der Blick einfach im halbdunkel des Waldes verlieren."
"Ihr seid sehr freundlich junge Reiter." schmunzelte der blinde Elf." Für diesen Teil des Kunstwerks bin allerdings nicht ich verantwortlich. Wir haben alle gemeinsam über viele Jahre daran gearbeitet."
"Wir wollten uns etwas heimischer fühlen." murmelte Sina und Strich mit der flachen Hand über einen der künstlichen Bäume. "Aber im Grunde erinnert es uns nur daran was uns versagt geblieben ist. Keine Illusion kann so perfekt sein dass sie die Realität ersetzen kann."
Eragon war nicht entgangen, dass viel Trauer und Bitterkeit in der Stimme von Legartis Schwester mitklang. Darüber hinaus erkannte Saphiras Reiter, dass sie nicht mehr allein mit den beiden Elfen waren diese begrüßt hatten. Etwa 20 andere Bewohner dieser Höhle lösten sich aus dem Schatten und blieben in respektvoller Entfernung stehen. Neugierig musterten sie die unbekannten Fremden. Jedes Mal jedoch wenn einem dieser Elfen klar wurde, dass er den Blick eines Drachenreiters auf sich gezogen hatte wandte der Mann oder die Frau sich beschämt ab. Eiligst versuchten sie dann zu verbergen was Eragon nach und nach bei allen Mitgliedern dieser seltsamen Gruppe feststellte. Sie alle wiesen gewisse körperliche Mängel auf. Eragon erkannte eine silberhaarige Elfe die sich schnell einige Stränen ihres langen Haares über die linke Hälfte ihres Gesichtes des zog um zu verbergen dass sich ihr linkes Auge nicht richtig ausgebildet hatte. Lediglich ein kleiner Knoten in ihrer ansonsten makellosen Haut verriet wo sich einmal das Auge hätte befinden wollen. Bei einem anderen Elfen stellte Eragon fest, dass sie sich nur aufrechterhalten konnte weil er sich auf Gehhilfen stützte und fein gearbeitete Schienen seine Knie stabilisierten.
Ein dritter Elf duckte sich schnell hinter einen Baum als Eragon ihn ansah. Sein rechter Arm bestand lediglich aus einem kleinen Auswuchs an der Schulter, welcher an die Hände einer Stoffpuppe erinnerte.
Eragon stutzte als er bei einem der Beobachter einen leichten Bartwuchs feststellte. Bei wenigstens drei anderen konnte der junge Anführer des Ordens eindeutig menschliche Charakteristika ausmachen, die die elfischen ergänzten.
- "Ich dachte immer unser Schüler Cale wäre der einzige Nachkommen eines Menschen und eines Elfen. Cale und natürlich mein kleiner Stern"- sagte Eragon Saphira die alles interessiert durch die Augen ihres Reiters verfolgte.
- "Ganz offensichtlich nicht Kleiner. Aber wer von uns beiden hätte sie geglaubt, dass die Welt rund und der Himmel unendlich sein könnte. Ich befürchte nur, dass diese Erkenntnis mit einer bittere Wahrheit verknüpft ist." -
Bedachte man Sinas bitterem Tonfall konnte sich Eragon der Meinung seiner Drachendame nur anschließen.
"Dieser Ort ist unserem Volk noch aus der Zeit unseres Krieges gegen die Drachen bekannt." erklärte Legartis den immer noch staunenden Reitern. "In jenen dunklen Tagen suchte unser Volk hier Schutz vor dem feurigen Zorn der Söhne und Töchter des Himmels. Die meisten aus unserem Volke haben diesen Platz vergessen nachdem der Frieden geschlossen wurde."
"Ein Frieden der den Grundstein legte für das Unrecht unter dem wir leiden." murmelte Sina halblaut und ihr Bruder verzog das Gesicht.
"Schwester! Dafür kannst Du weder den Frieden noch die Drachen verantwortlich machen."
"Bevor wir dieses Gespräch weiterführen Legartis-Elda möchte ich alle Umstehenden bitten doch näher zukommen. Ich sehe an euch nicht so für euch schämen müsste oder was rechtfertigen würde, dass ihr euch vor unseren Blicken verbergt."
Eragon spürte wie Sina ihm einen anerkennenden Blick zuwarf.
"Ihr habt erkannt warum wir hier sind nicht war Ordensführer?"
"Ich befürchte ich habe es erkannt." bestätigte Eragon. "Alle die ich hier versammelt werden haben entweder einen Geburtsfehler wie ihr Legartis oder weil äußerlich Merkmale auf, die vermuten lassen dass sie Angehörige im Volk der Menschen haben. Ich würde vermuten, das einige hier Kinder von menschlichen Reitern und Elfen sind."
Sina nickte traurig und begann zu erzählen:
"in den 100 Sommern die dem Frieden folgten den uns euer Namensvetter gebracht hat Eragon, erblühte unser Volk wieder. Mehr noch! Unsere Verbindung zu den Drachen begann uns zu verändern. Kinder waren schöner, stärker und kräftiger als die Eltern. Und wenn diese Kinder dann Nachkommen zeugten stellten diese erneut die Schönheit ihrer Eltern in den Schatten. Auch die Magie wurde in unserem Volk wesentlich stärker als sie es bisher gewesen war. Immer lauter und immer hochtönender lobte man Unsere Verbindung zu den Kindern des Himmels und des Feuers. Wir begannen die Schönheit als die beste einzig würdige Ehrung der Drachen zu verstehen. Etwas das nicht diesem Ideal entsprach wurde zunächst lediglich für peinlich gehalten. Als dann ein neuer König den Thron bestieg wurde aus "peinlich" schließlich "unerwünscht"."
"Redet ihr von König Evander?" erkundigte sich Eragon da er voraus war, dass dieses Thema Arya interessieren würde.
Zu seiner Erleichterung schüttelte Sina den Kopf.
"Nein, es war sein Vorgänger der das Unrecht begründet hat unter dem wir nun Leben. Der Name des Königs war Caracajan. Ich nehme an, dass euch dieser nahm ein Begriff des Arya Shurtugal?"
"In der Tat." erklärte die Angesprochenen."Soweit ich mit der Geschichte unseres Volkes vertraut bin war eher es der die Regeln für das Verhalten unter einander aufgestellte die bis heute für uns gelten. Er erkannte, dass wir zwar viel durch den Bund mit den Drachen gewonnen hatten aber die Natur unsere Fruchtbarkeit reduziert hatte. Die allgegenwärtige Ordnung der Dinge wollte so unserer Langlebigkeit ausgleichen."
"In der Tat. Das sind die Fakten die über diesen Herrscher unseres Volkes bekannt sind. Er war ein glühender Verfechter des Friedens mit den Drachen und ein großer Bewunderer der Schönheit in all ihren Formen. Genauso heißt wie er das Schöne liebte so hasste er aber auch alles, was die Perfektion unseres Volkes beeinträchtigte. Ihr wisst, das unsere Umgangsregeln sich praktisch alle Bereiche unseres Lebens erstrecken auch die Art wie wir Kinder gebären. Eine elfische Mutter bringt ihr Kind nicht mehr auf natürlichem Weg zur Welt. Sie geht zu speziell ausgebildeten Heilern in ein Geburtshaus."
"Das ist richtig." bestätigte Arya. "Die Heiler unterstützen die Mutter indem sie das Kind aus ihrem Körper heraus singen. Es erspart der Frau viel Schmerz und Anstrengung. Auch für das Kind ist es sicherer. Eine Totgeburt wäre eine Tragödie für unser Volk. Gruß doch so selten geschieht dass wir mit Nachwuchs gesegnet werden. Ich hatte eigentlich auch vor in ein solches auszugehen als ich meine Tochter unter dem Herzen trug. Ein kleiner Wirbelwind hat es dann allerdings etwas zu eillig gehabt."
Alle Umstehenden lächelten sanft. Auch diese Elfen liebten Kinder wohl über alles. Von Sinas Gesicht verschwand das Lächeln jedoch schnell wieder. Wie als wenn die Sonne sich hinter einer Wolke versteckte.
"Wenn das alles wäre würde ich euch Recht geben Arya. Leider ist das aber nicht alles. Die Heiler bewerten das Kind auch."
"Bewerten ?"
Deutlich zeichnete sich nun auf Ismira Gesicht Unbehagen ab. Arya konnte dies besser verbergen aber Eragon kannte seine Gefährtin gut genug. Er wusste das auch in ihr dunkle Vorahnungen aufstiegen.
"Sie untersuchen ob das Kind Geburtsfehler hat. Sie sind selten bei unserem Volk aber sie kommen vor. Wenn dieser Schaden dann nicht zu beheben ist leiden sie alles notwendige in die Wege."
Sina unterbrach ihren Bruder der bisher gesprochen hatte.
"Alles notwendige? Legartis du sprichst schon wie sie! Was mein Bruder meint ist, dass wenn ein Kind tatsächlich mit einem nicht heilbaren Geburtsfehler auf die Welt kommt man der Mutter erzählt, dass sie eine Totgeburt gehabt hätte. Das ist möglich, weil die heilsamen Gesänge mit denen die Geburt erleichtert wird sie in einer Art Halbschlaf versetzen. Die Heiler bringen die Kinder dann zu einem geheimen Ort in Duweldenvarden. Man zieht sie dort auf und stattet sie mit allen notwendigen Fähigkeiten aus und für sich selbst zu sorgen. Die ganze Zeit über aber erklärt man ihnen, dass sie nur so lange in diesem Wald bleiben dürfen bis sie alt genug sind um hierhin verbannt zu werden! An diesen Ort zwischen Eis und Schnee! Wir wissen wie man den Sieg des Lebens lauscht und wir vermissen es so sehr! Aber hier oben erstattet alles in der Kälte. Und wir dürfen nicht einfach zurück kehren weil wir bei unserer Verbannung in der alten Sprache schwören mussten genau das nicht zu tun! Wir sind an diesen Ort gebunden. Er ist kein Zuhause für uns sondern ein Gefängnis! Man begründet dieses Unrecht damit, dass unsere Missbildungen, unsere Unvollkommenheit eine Beleidigung für das edle Volk der Drachen und ihr Geschenk an uns wäre!"
Die Decke der Höhle erzitterte als Saphira und ihrer Artgenossen auf dem Hof der Burg ihrem Zorn Luft machten. Fragend und auch ein wenig eng sich blickten die umstehenden Elfen zu Eragon. Dieser übermittelte ihnen was die Drachen von diesem Standpunkt hielten.
"Sina-Älfa-Kona, Legartis-Elda, ihr alle hört mir bitte genau zu. Meine Darachendame Saphira und ihrer Artgenossen bitten mich euch folgendes zu sagen: was man euch erzählt hat ist eine Lüge! Eine Lüge die von engstirnigen Fanatikern in die Welt gesetzt wurde um ein Unrecht zu begründen für das es keine Entschuldigung gibt! Unsere Drachen haben die ganze Unterhaltung durch unsere Augen und Ohren verfolgt. Keiner von ihnen fühlt sich in irgendeiner Form durch euch beleidigt.!"
Aufgeregtes Gemurmel machte sich unter den Versammelten breit. Trotzdem durchschnitt Aryas Stimme Geräuschkulisse obwohl nicht mehr als ein Flüstern über ihre Lippen kam.
"Wussten meine Eltern hier von?"
"Eure Eltern?" Erkundigte sich Sina.
"Königin Islanzadi und König Evander." erklärte Eragon.
Sina blickte zu Arya herüber als ob sie die andere Elfe zum ersten Mal richtig sah.
"Ihr haltet meinen Zorn wirklich nicht verdient. Ich kann mich nur noch einmal Entschuldigen Arya Shurtugal. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Als eure Eltern König Caracajn ablösten waren sie entsetzt als man sie über diese Praxis innerhalb unseres Volkes informierte. Die Heiler müssen schließlich dem Königspaar Rechenschaft ablegen. Eure Eltern haben uns hier besucht und uns versprochen, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun würden um dieses Unrecht zu korrigieren. Bedauerlicherweise erwies sich das als sehr schwierig. Die Taten der Heiler fallen unter die Art von Wissen, das nur an einen Herrscher unseres Volkes nur dann zugänglich gemacht wird, wenn er in der Sprache der Macht schwört es nur mit der Zustimmung unseres Kronrates weiterzugeben. Es gibt sogar Regeln, das einen Herrscher dieses Wissen vorenthalten werden kann die Heiler zu dem Schluss kommen, dass er oder sie noch nicht die Weisheit besitzt damit umzugehen. Eure Eltern haben sie in diesem Punkt falsch eingeschätzt. Allerdings haben die Heiler mächtige Beschützer im Kronrat. Eure Eltern konnten also nicht einfach mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit gehen. Es hätte unser Volk im Kern gespalten. Außerdem mussten wir in der alten Sprache schwören auf ewig an diesem Ort zu verweilen. Allein die Heiler könnten uns aus diesem Schwur entlassen und die euer Gefährte schon richtig sagte: Es sind Fanatiker die das niemals tun würden. "
Eragon sah Arya an und was er sah versetzte seinem Herz einen Stich. Wut und Verzweiflung lagen auf dem Gesicht der schönen Elfen. Ihr einziger Trost zu diesem Zeitpunkt war es, dass ihre Eltern dieses Verbrechen offenbar abgelehnt hatten.
In Eragon keimte bereits ein Gedanke wie er den hier versammelten Elfen helfen konnte. Umaroth, der bei Saphira und den anderen Drachen geblieben war, verfolgte seine Überlegungen und stimmte die Idee im wesentlichen zu. Er bat den jungen Anführer der Reiter nur noch zwei Punkte zu klären die ihm auf der Seele lagen.
Eragon war erleichtert, dass die Unterstützung der Drachen hatte und ergriff wieder das Wort:
"Zwei Dinge würde ich gerne noch verstehen bevor wir beraten wollen wie die euch helfen können dem das sehe ich als meine Aufgabe an. Zum einen: Sina-Elfa-Cona, ihr wirkt auf mich wie eine in jeder Hinsicht gesunde Elfe. Warum hat man euch an diesen Ort geschickt?"
"Das ist meine ewige Schande." sagte Legartis noch bevor seine Schwester antworten konnte. "Sina und ich sind Zwillinge. Die Heiler befürchteten, dass in ihrem Blut schlummern könnte was mir mein Augenlicht nahm."
"Legartis hör auf!" unterbrach Sina energisch. "Weder lastet auf der Schande noch Schuld! Sie trifft die, die uns an diesen Ort verbannt haben. Nicht dich! Wenn Maris Plan damals doch nur funktioniert hätte! Er hätte den Beweis bestimmt eines Tages erbracht."
"Das ist der zweite. Zudem durch befragen möchte. Wir waren sehr sicher, dass Maris nicht auf der Seite von Galbatorix gekämpft hat. Zumindest nicht freiwillig. Helft mir bitte seine Rolle in dieser Angelegenheit zu verstehen."
"Das ist schnell erklärt Meister Eragon." sagte Sina." Er befand sich auf einer seiner vielen Streifzüge durch die weiten des Nordens. Zufällig entdeckte er uns hier und war ähnlich verstimmt über unser Los wie ihr es seit. Für Königin Islanzadie und ihren Gefährten war er ein Geschenk des Schicksals. Zwar konnten die Fanatiker verhindern, dass er den Orden über uns informierte aber dank dem Schutz eurer Eltern Arya blieb er ansonsten unbehelligt. Er musste schwören nichts über uns zu verraten so lange sein Schweigen nicht zu einer Gefahr für den Orden der Reiter werden würde. Hinter diesem Schwur der die Fanatiker befriedigte steckte ein Plan von Evander und seiner Gefährtin. Auf ihre Bitte hin ließ er sich zum Wächter des Nordens ernennen. Zu den wenigen dankbaren Aufgaben dieses Wächters fällt es auch einige Siedlungen zu besuchen um dort Drachenreiterprüfungen durchzuführen. Er erklärte sich bereit auch uns die Eier, die man ihm anvertraute, berühren zu lassen. Wäre einer von uns zum Reiter berufen worden wäre es seine Pflicht gegenüber den Orden gewesen Bericht über den neuen Auserwählten zu erstatten. So hätte der Orden von uns erfahren und die Wahrheit wäre ans Licht gekommen. Eure Eltern, Arya, waren überzeugt, dass die Mehrheit der Elfen ein solches Verhalten nicht unterstützt hätte. Sie hofften, dass man die Fanatiker so zu Konzessionen zwingen könnte. Leider ist bei den wenigen Prüfungen die wir abgehalten haben keiner von uns erwählt worden. Dann tauchte Galbatorix und sein Gefolgsman Morzan hier im Norden auf. Sie waren auf der Suche nach einem Versteck und entdeckten dabei unsere Höhle. Maris und sein Drache Säris verteidigten uns aber der Kampf kam zu einem Punkt, wo Maris nur hätte siegen können wenn er unser aller Leben geopfert hätte. Das nutzte Galbatorix aus. Er zwang Maris dazu ihn in der alten Sprache verschiedene Schwüre zu leisten und ihm zu dienen. Im Gegenzug würde er uns verschonen. Maris und Säris ging darauf ein aber sie hatten einen Plan. Einen Plan den ich niemals gutgeheißen habe allerdings aus egoistischen Gründen. Seht ihr, Maris und ich standen uns sehr nahe. Er war wild entschlossen den Orden der Reiter ein entscheidendes Geheimnis zu enthüllen. Er deutete mir an, dass Galbatorix über irgend eine Waffe verfügen würde, die ihm unglaubliche Kräfte verlieh. Er sagte, dass er den Orden von dieser schrecklichen Macht warnen müsste. Leider war der einzige Weg dies zu tun, sein Leben zu opfern und das seines Drachen. Warum hat er mir nie gesagt aber als er und verließ um mit Galbatorix und den anderen in die Schlacht zu ziehen wussten wir, dass er uns für immer verlassen hatte. Galbatorix hatte in seinem Teil des Abkommens versprechen müssen uns auch nach Maris und Säris Tod zu verschonen. Eines der wenigen versprechen die er in seinem Leben je gehalten hat. Leider ist mein Liebster wohl bei dem Versuch gescheitert diese wichtigen Informationen an den Orden weiterzugeben. Er ist also umsonst gestorben."
"Das ist er nicht." widersprach Eragon für den sich nun alle Teile zusammen fügten. "Maris hat seine Nachricht überbracht und hätte er es nicht getan, so wäre das Volk der Drachen dazu verdammt gewesen auszusterben. Nur durch ihn konnte Galbatorix besiegt und die Drachen wiedergeboren werden. Ich werde persönlich dafür sorgen dass man sein Name reinwäscht von dem Verdacht der jetzt auf ihm lastet."
"Das ist gut." flüsterte Sina und ihr Blick sagte mehr als ihre Worte.
"Eines macht für mich aber noch keinen Sinn."
Alle Blicke richteten sich auf Cale der bisher geschwiegen hatte. Der junge Reitern gestrichen sein Haar hinter die Ohren und entblößte damit sein elfischess Erbe. Wieder ging aufgeregtes Murmeln durch die umstehenden Elfen. Die eine, die nur mit einem Auge geboren war brach in Tränen aus und musste sich auf den Boden setzen.
"Jetzt ist es bewiesen!" schluchzte sie während Freunde sie trösteten. "Es ist alles eine Lüge! Jetzt ist es wirklich bewiesen!"
"Was ergibt deiner Meinung nach keinen Sinn Cale?" wollte Eragon von seinem Schüler wissen.
" Der derzeitige König, Maranus, scheint mir ein gerechter Mann zu sein. Er hat mich willkommen geheißen und auch eure Tochter Marlena den Segen nicht vorenthalten. Als eure Tochter Meister Eragon trägt auch sie menschliches Erbe in sich. Damit hätte er doch Beweise gehabt um etwas gegen diese Fanatiker zu unternehmen. Wir konnten aber nichts in dieser Art feststellen."
"Vielleicht unterstützt er trotz allem ihren Standpunkt." mutmaßte Sina,
"Niemals!" widersprach Arya entschieden aber nicht unhöflich. "Ich kenne ihn. Die Erklärung ist vermutlich viel einfacher. Ihr habt uns berichtet Sina, dass die Fanatiker das Recht haben selbst dem König Informationen über ihr tun zu verheimlichen wenn sie der Meinung sind, dass ihr nicht über die Weisheit verfügt mit diesem Wissen umzugehen. Maranus war schon immer ein Freigeist und bekannt für seine Weltoffenheit. Sie haben schon meine Eltern falsch eingeschätzt. Bei ihm wollte vermutlich einfach kein Risiko eingehen."
Eragon nickte.
"Diese Erklärung erscheint mir als die Sinnvollste. Wir werden diskret mit Maranus reden. Ich bin sicher wird sich in dieser Angelegenheit auf unserer Seite stellen."
"Das ist sehr nett von euch Ordensführer Eragon." Legartis ergriff wieder das Wort und erklang resigniert. "Trotzdem habe ich Zweifel. Vielleicht würden einige der Fanatiker eher sterben als uns von unseren magischen Fesseln zu befreien. Wenn sie sich wirklich durch Beweise die eurer Abstammung Cale und die eurer Tochter Eragon und Arya, dann wären sie doch zu uns gekommen und hätten bereits um Vergebung gebeten. Hätten uns gesagt, dass sie sich geirrt haben. Wer nichts dergleichen getan und bezweifle, dass es irgendein Argument auf der Welt gibt, dass jemand in der fanatisch von seiner Sache überzeugt ist, von seinem Glauben abringen kann."
"Das ist zum Glück auch nicht mehr nötig." Eragon hatte gehört was er hören wollte und sein Entschluss stand nun fest. "Wir haben vieles von Galbatorix erbeutet als sie ihn besiegten. Eine unserer wichtigsten Errungenschaften ist es, dass sie nun einen Zauber beherrschen der Schwüre in der alten Sprache vollständig auflösen kann. Wir sind nicht länger vom Segen der Fanatiker abhängig euch das wiederzugeben was von je her euch gehört hat. Ich werde diesen Zauber nutzen um diese Ungerechtigkeiten die euch widerfahren ist zu beenden."
"Ist das wirklich wahr?" erkundigte sich Sina und ihre Augen leuchteten." Wir könnten aber trotzdem nicht einfach nach Du Weldenvarden zurückkehren. Nicht solange die Angelegenheit nicht geklärt ist. Es wird unser Volk in jedem Fall tief treffen, was hier bisher verborgen war."
"Da habt Ihr recht Sina aber das muss nicht bedeuten, dass ihr hier verweilen müsst." fuhr Eragon fort. Das Lied des Lebens erklingt an vielen Orten in einmaliger Schönheit. Und ich lade euch hiermit ein uns zur neuen Heimstatt der Drachenreiter zu begleiten. Alle Völker Alagaesia einschließlich der Zwerge und Urgals leben dort friedlich zusammen und auch ihr seid willkommen. Die Ostmark liegt weit genug vom Reich der Elfen entfernt um König Maranus die Zeit und den räumlichen Abstand zu geben damit er die Lage in Ruhe klären kann. Ihr könntet an einem Ort leben wo ihr unter eures gleichen seid und gleichzeitig bezieht der Orden damit klar Stellung zu der Ungerechtigkeiten der Fanatiker. Das wird sicherlich eine wertvolle Unterstützung für König Maranus sein."
Eragon sah sich ungläubigen Blicken von den Elfen ausgesetzt die gezwungen waren hier zu leben.
Legartis Stimme zitterte als er fragte:
"Ihr würdet uns ein Heim geben? Ihr ladet uns ein uns ein neues Leben unter dem Schutz der Reiter aufzubauen?"
"Genau das biete ich euch an."
Es war kein donnernder Jubel los. Das hat Eragon auch nicht erwartet. Stattdessen sanken weitere der Elfen zu Boden und Tränen liefen über ihre Wangen. Die Freude dieser verstoßenen Kinder war trotzdem klar zu erkennen. Es würde einige Zeit dauern bis sie wirklich begriffen hatten, dass es nun einen Ort gab an dem sie Willkommen waren.
Noch während er die fassungslosen Elfen musterte fühlte er sie etwas nach seiner Hand tastete. Er blickte zur Seite und versank einmal mehr in Aryas wundervollen Augen. Ihr Blick spiegelte das wieder was Saphira gerade in seinen Geist fluten ließ. Tiefste Zuneigung und unglaublicher Stolz. Eine höhere Auszeichnung konnte sich der ehemalige Bauernjunge nicht vorstellen.



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