Arya genoss, dass sich das Gespräch, nun da das Thema Kenai fürs erste abgehandelt war, merklich entspannte.
Erneut erkundigte sich Marlena nach Garath und Aurelia und diesmal schien die junge Halbling auch bereit zu sein ihrer Mutter zuzuhören.
"Die beiden sind vielversprechende Neuzugänge für den Orden." versicherte Arya. "Garath hat einen wachen Verstand und ist sehr verantwortungsbewusste. Sorgen macht mir Aurelia."
"Warum?" erkundigte sich Marlena überrascht.
Arya lächelte beschwichtigend.
"Sorgen ist vielleicht Zuviel gesagt. Sie ist inzwischen ein recht anmutiges Drachenfräulein und hat auch ein sehr angenehmes Wesen. Das einzige Problem sehe ich darin, dass sie ein wenig zu selbstbewusst ist. Sie überschätzt sich und ihre Fähigkeiten und wenn die Fortschritte ihres Reiters nicht schnell genug erfolgen schreckt sie auch nicht davor zurück die Sache selbst in die sprichwörtliche Hand zu nehmen."
Marlena nickte nachdenklich.
"Kannst du mir ein Beispiel für dieses Verhalten nennen Mutter?"
Arya nickte und erzählte ihrer Tochter von dem Vorfall mit der Schule der Magier.
"Verstehe." Marlena lächelte. "Sie wollte der Sache einen kleinen Schubs geben."
Nachdenklich drehte Marlena ihre Teetasse zwischen den Handflächen.
Arya spürte, dass ihre Tochter noch etwas zu dem Thema beisteuern wollte und schwieg deshalb.
"Ich kann deine Sorge verstehen Mutter." hob die junge Halbling schließlich an. "Ich denke mir und Alonvy ist dieser Charakterzug an ihr deshalb nicht negativ aufgefallen weil wir alle erleichtert waren, dass Aurelia so voller Lebensfreude war. Nach den Vorfällen mit Garaths Mutter war es nicht selbstverständlich.
Nach dem Schlüpfen musste Aurelia direkt fürchten von ihrem Reiter getrennt zu werden. Sie klammerte sich zu bin regelrecht an ihren Reiter."
"Ich sehe da keine Nachlässigkeit von dir." versicherte Arya ihrer Tochter.
Marlena lächelte kurz dankbar.
"Ich denke eben wegen dieser Vorkommnisse interessiert es mich auch so was aus den beiden wird. Nach Svenjara und ihrer Drachendame sind Garath und Aurelia das zweite Gespann an deren Ausbildung ich beteiligt war. Wenn man dann noch den unglücklichen Start der beiden berücksichtigt....."
"Ich verstehe dich." versicherte Arya. "Auch ich denke immer noch an meine ersten Schüler zurück. Sie sind einfach etwas besonderes. Für jeden Mentor. Die Erfahrungen die man mit seinen ersten Schülern macht werden zur Richtschnur für alle die folgen. Vielleicht......"
Aryas Blick wanderte zum Fenster von Marlenas Unterkunft und verlor sich in der Ferne. Die Elfe ordnete ihre Gedanken.
Die Kunst des Nachdenkens wurde im Volk der Elfen hoch geschätzt. Bereits im Kindesalter förderte man junge Elfen und ermunterte sie über Antworten genau nachzudenken. Besonders wichtig war dabei die Fakten emotionslos zu betrachten und sich auch unterschiedlichen Blickwinkeln nicht zu verweigern.
"Was denkst du Mutter?" erkundigte sich Marlena nach einigen Minuten der Stille.
"Ich habe nur darüber nachgedacht was du über Aurelias Jugend gesagt hast. Was wir in den frühen Phasen unseres Lebens erleben prägt uns oft stärker als uns bewusst ist. Die Tatsache, dass Drachen nur eine sehr kurze "Kindheit" haben ändert daran nichts. Eher im Gegenteil sie erleben die prägenden Ereignisse noch intensiver. Was du über Aurelia gesagt hast, über das was sie mit der Mutter ihres Reiters erlebt hat.....Es könnte diesen Drang schneller zu wachsen, zu reifen und stärker zu werden ausgelöst haben."
"Vielleicht hast du recht."
Marlena griff den Gedanken ihrer Mutter nun auf.
"Im Grunde kann man ja auch sagen, dass Garath, je mehr er in die Rolle des Reiters hineingewachsen ist immer unabhängiger wurde. Am Anfang haben ihn die Auftritte seiner Mutter immer noch sehr mitgenommen. Aber er hat mit jedem Tag seiner Ausbildung Sicherheit und Selbstvertrauen gewonnen. Das wird Aurelia aufgefallen sein."
"Dazu kommt noch Garaths eigene große Neugier." ergänzte Arya. "Dadurch dass seine Mutter ihn so lange von allem abgeschirmt hat ist er voller Tatendrang und will die Welt um ihn herum nun entdecken. Aurelia ist jung. Für sie gilt: Dieser Wunsch meines Reiters hat ihn stärker und Unabhängiger gemacht."
"Also tut sie alles um diesen Wunsch bei Garath zu fördern." folgerte Marlena. "Das entschuldigt aber nicht, dass sie ihn in Gefahr bringt. Wenn er selbst angefangen hätte mit Magie zu experimentieren......"
"Ich glaube nicht das sie es absichtlich tut." hielt Arya dagegen. "Ich unterstelle ihr nicht einen bewussten Plan ihren Reiter zu "fördern". Es geht wohl mehr ins unterbewusste. Um eine generelle Denkweise."
Marlena seufzte und legte den Kopf in den Nacken.
"Wir waren hier alle so froh, dass die Kleine und ihr Reiter all den Ärger mit dieser Elena schadlos überstanden hat. Jetzt müssen wir das wohl relativieren."
"Alles ist relativ Tochter." schmunzelte die ältere der beiden Reiterinnen. "Und im Grunde ist Aurelias Tatendrang ja auch nichts schlechtes. Er ist eine Charaktereigenschaft die, wie bei jedem Schüler des Ordens in einem gesunden Maß gefördert und in die richtigen Bahnen gelenkt werden muss. Bisher hate noch jeder Novize des Ordens seine ecken und Kanten die abgeschliffen werden mussten. Du bist da keine Ausnahme liebe Tochter."
Mit mütterlicher Wärme verfolgte Arya wie ihre Tochter leicht errötete. Schließlich fuhr sie fort:
"Ich denke, das sinn vollste wird es sein wenn ich bei nächster Gelegenheit mit Eragon über das spreche was wir uns gerade überlegt haben. Da ich nun einige Wochen hier in Cosaria bleiben werde betreut er gegenwärtig Aurelia und Garath als Lehrmeister. Er sollte sich dieser besonderen Eigenheit von Garaths Seelenschwester bewusst sein. Dann kann er diesen Trieb in gesunde Bahnen lenken."
Noch bevor Marlena etwas erwidern konnte klopfte jemand leise an die Zimmertür.
Auf Marlenas Erlaubnis hin schob Narie ihren Kopf Augenblicke Später durch den Türspalt.
"Entschuldigt das ich euch zwei störe. " lächelte die silberblonde Elfe. "Aber Eragon hat mit uns Kontakt aufgenommen und möchte dich sprechen Arya."
"Wenn man vom Teufel spricht." lachte Marlena.
"Na, na!" tadelte Arya mit gespielter Strenge. "Als Teufel würde ich deinen Vater nun nicht bezeichnen. Willst du ihn auch begrüßen."
"Ich sehe lieber mal nach Kenai." lachte Marlena. "Er schwitzt sicher noch Blut und Wasser weil er es gewagt hat die Tochter von Meisterin Sturmklinge vor ihren Augen zu küssen. Grüß Vater bitte von mir und sag ihm, dass ich mich bald bei ihm melden werde."
Mit diesen Worten verabschiedet3e sich Marlena und trollte sich in Richtung des Schülerquatiers welches ihr Liebster bewohnte.
"Die Jugend." lachte Narie als die junge Halbling außer Sichtweite war. "Kaum ist ein Liebster in sich kann der alte Vater nicht mehr mithalten."
"Ich werde deine weisen Worte an meinen Gefährten weiterreichen Silberschopf."
"Untersteh dich 'Rabenmähne." knurrte die jüngere der beiden Elfen.
"Wie ist eigentlich das Gespräch mit deinem Vater zu ende gegangen?" erkundigte sich Arya betont unbeeindruckt von Naries Drohung.
"Sehr gut." lächelte die jüngere Elfe nun sanft und strich zärtlich über ihren gewölbten Bauch." Ich bin froh das du mich überredet hast. Übrigens: Es könnte sein, dass Efron uns bald wieder kontaktiert. Diesmal im Bezug auf den Dauthdaert."
"Er erwähnte ja, dass er Hinweise hätte. Hat er zu diesem Punkt nochmal etwas gesagt?"
"Allerdings!" bestätigte Narie als sie die Treppe in die Haupthalle hinab stiegen. "Er meinte, dass es Hinweise gäbe, dass eine der Lanzen hier, in unserer Gegend versteckt sein könnte. Das interessante ist, dass es nur deshalb so konkrete Hinweise gibt, weil die Lanze schon nach wenigen Einsätzen im Drachenkrieg ausgemustert wurde und man sie aus unseren heimatlichen Wäldern verbannt hat."
"Noch während der Krieg tobte?" Arya war überrascht. "Diese Lanzen waren damals unsere beste Verteidigung gegen den heißen Zorn der Drachen. Was könnte unsere Volk bewogen haben sie aufzugeben?"
"Mein Vater hatte dazu eine Vermutung. Es handelt sich um die Lanze Laflenatus. Ein Dauthdaert der einzig in seiner Art war. Wie du ja weißt Rabenmähne bezogen die Lanzen ihre Macht aus Gefühlen. Liebe bespielsweise oder auch Zorn und Hass. Laflenatus war die einzige Lanze die an das Gefühl der Gier gebunden war."
"Gier? Unser Volk muss wirklich verzweifelt gewesen sein."
Narie nickte.
"Sie wollten wohl so viele Lanzen wie möglich schaffen und daher schöpften sie jedes Gefühl aus. Gier jedoch...... Laflenatus musste an einen Träger übergeben werden der nun wahlich keine Zierde für unser Volk war. Ein Verbrecher der im Gefängnis saß weil er die Körper toter Drachzen geschändet hatte. Er schnitt ihnen ihre Schuppen vom Leib und versuchte sie zu verkaufen. Der besondere Glanz von Drachenschuppen ist ja bekannt und dieser Elf jagte die Sculblaka nicht nur um unser Volk zu verteidigen. Er suchte nach besonders prächtigen Exemplaren um möglichst seltene Schuppenfarben ernten zu können."
Arya verzog Angewidert den Mund.
Narie indes fuhr fort.
"Ihm wurde also die Lanze anvertraut und dieser Krieger umgab sich dann noch mit Söldnern aus unserem Volk die es ganz speziell auf Beute abgesehen hatten."
Arya wusste wovon Narie sprach. Sie erinnerte sich wie König Maranus einst berichtet hatte, dass manche Elfen hinter den Reichtümern des Drachenvolkes her waren. Die Drachen hatten sich bei den Zwergen nicht gerade beliebt gemacht weil sie dem kleinwüchsigen Volk Edelstein oder wertvolle Metalle stahlen. Nicht aus Gier. Der Glanz faszinierte die Drachen einfach auf die selbe Art wie auch so manchen Vogel. Manch alter Drache hatte beeindruckende Schätze angehäuft die für ihn zwar keinen Wert hatten aber sein Auge erfreuten.
Und leider hatte es Elfen gegeben die in den dunklen Tagen des Drachenkrieges auf Beute aus waren.
"Jedenfalls wurde diese Gruppe von Kriegern zu einem Schandfleck unserer Armee. Sie waren unzuverlässig, brutal und eigennützig! So mancher unserer Heerführer weigerte sich mit diesen Kriegern ins Feld zu ziehen und die Soldaten fühlten sich abgestoßen und waren nicht bereit diese Elfen als ihre Waffenbrüder anzusehen."
"Das ist verständlich." brummte Arya. "Und deshalb hat man die Lanze ausgemustert und verbannt?"
Narie nickte.
"Man wusste um ihre Macht und wollte nicht riskieren, dass Laflenatus Schaden anrichtet. Deshalb hat man eine gruppe von Kriegern angewiesen ihn weit weg in den Osten zu schaffen. Man blieb eine Weile mit den Kriegern in Kontakt aber nach einem Großangriff der Drachen verlor man ihre Spur. Man hat nie wieder von ihnen gehört und vermutete daher, dass sie einem Überraschungsangriff der Drachen zum Opfer gefallen waren."
"Und als der Krieg vorbei war wollte man natürlich nicht nach dem verhasstesten aller Dauthdaerts suchen." folgerte Arya.
Wieder nickte Narie und öffnete dann die Tür ihres Arbeitszimmers. Sie ließ Arya eintreten und schloss die Tür dann von außen. Offenbar wollte sie ihrer Cousine Privatsphäre einräumen.
Dankbar trat Arya vor den großen Spiegeln und nahm auf dem Stuhl der davorstand platz.
Wo noch vor wenigen Minuten Naries Vater zu sehen gewesen war blickte die Elfe nun in ein Gesicht das ihr so vertraut war wie ihr eigenes.
"Es freut mich, dass du wohlbehalten in Cosaria angekommen bist mein Stern." grüßte Eragon liebevoll.
"Es war eine ruhige Reise." lächelte Arya. "Und auch ich genieße es einmal die Verantwortung hinter mir zu lassen und mich auf Fiernens Rücken treiben zu lassen. Den Wert einer solchen Erfahrung habe ich von einem Bauernjungen aus Carvahall gelernt."
Eragon lachte leise und fragte dann: "Und wie geht es Marlena."
"Sehr gut. Sie ist gerade bei ihrem Geliebten."
Eine von Eragons Augenbrauen flog förmlich in die Höhe.
Arya kämpfte ein Lachen nieder und blieb scheinbar ungerührt. Sie beugte sich leicht vor und fragte:
"Entdecke ich da einen Hauch von Sorge bei dir Liebster?"
Eragon öffnete den Mund, Arya konnte aber verfolgen wie ihr Gefährte sich eines besseren besann. Der Anführer der Reiter schloss seinen Mund wieder und lächelte bevor er sagte:
"Du kennst mich zu gut mein Stern als das ich dir etwas vormachen könnte. Ich weiß das Marlena erwachsen ist und denkt und fühlt wie eine junge Frau aber trotzdem ist es nicht einfach."
"Dann ist es ja gut, das ich hier bin." schmunzelte Arya. "Ich werde schon auf unsere Kleine achten aber ihr auch nicht versagen was wir genießen."
"Das will ich ja auch nicht." versicherte Eragon.
"Wie läuft es bei den Völkerspielen?" erkundigte sich Arya.
"Sie gehen heute zu Ende." erklärte Eragon. "Allerdings hat es einen Vorfall gegeben über die ich dich informieren will damit du es nicht von den Meldereitern erfährst."
In den nächsten Minuten schilderte Eragons Abbild im Spiegel den Vorfall mit den Ra zac.
"Wieder Aurelias Übereifer." seufzte Arya als ihr Gefährte seinen Bericht beendet hatte. "Ich habe mit Marlene erst gerade darüber gesprochen. Es hat wohl mit ihren Kindheitserfahrungen zu tun."
Nun war es an Arya ihrem Gefährten einiges mitzuteilen.
"Das wäre durchaus eine Erklärung." murmelte der Arget Un schließlich. "Ich werde mal mit der jungen Dame sprechen zunächst muss ich mich aber etwas um Saphira kümmern."
"Wieso? Ist sie krank?" fragte Arya ehrlich besorgt.
An den Grenzen ihres eigenen Bewusstseins spürte die Elfe auch Fírnens Sorge um seine langjährige Nistpartnerin.
Eragon jedoch grinste nur schelmisch.
"Nicht wirklich. Sie ist nur.... Nun...."
-"Sag deinem Geführten er soll nicht rumdrucksen wie ein Kind und aufhören zu lächeln wie ein dummer Fuchs!" knurrte Fírnen nun in die Gedanken seiner Reiterin. "Er soll sagen was Saphira zugestoßen ist."
Arya spürte zwar die Sorge ihres Drachens doch sie kannte auch ihren Gefährten. Nie würde er in Ruhe plaudern wenn Saphira ernstlich krank oder verletzt war. Daher blieb die Elfe diplomatisch.
"Hat es mit den Razac zu tun? Wurde sie verletzt?"
Eragons Stimme bebte nun vor unterdrücktem Lachen.
"Nein, sie ist nur etwas geschockt."
"Geschockt?" erkundigte sich Arya.
"Weil Nyx, der junge wilde Drache der uns begleitet, am selben Wettkampf teilgenommen hat wie sie einst."
"Und?"
"Er hat nicht nur einen Sieg errungen sondern Saphiras Rekord deutlich gebrochen." erklärte Eragon.
Mühsam hielt Arya ihre zuckenden Mundwinkel unter Kontrolle während sie spürte, dass Fírnen im Drachenhort in schallendes Gelächter ausgebrochen war.
Abstimmen nicht vergessen;)
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Eragon-OS-Sammlung
FantasyDiese One-shot Sammlung von Eragon gehört nicht mir. Ich habe sie nur auf ff.de gefunden der eigentliche Autor heißt auf ff.de Traeumer. Die One-shots beziehen sich auf seine Eragon Fortsetzungen. (Man kann die Geschichte auch auf Fanfaction.de lese...