66. Reiterprüfung Teil 1

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Zum ersten Mal an diesem Tag glaubte Eragon sich ein wenig entspannen zu können. Um die Mittagszeit waren erst die Reisenden aus dem Norden eingetroffen und schließlich hatte ein prächtiges Schiff der Elfen angelegt welches das Königspaar an Bord hatte.
Es war ein zutiefst eindrucksvoller Anblick gewesen wie das kunstvolle Schiff angelegt hatte und unter den Gesängen der Besatzung die Segel gesichert wurden.
Eragon hatte bereits zu diesem Zeitpunkt erkannt, dass die Verstoßenen bei diesem Anblick von tiefer Unruhe ergriffen wurden. Immer noch war die bittere Ablehnung ihres eigenen Volkes tief in ihren Seelen verwurzelt und durch das prachtvolle Schiff erhielt sie einen neuen Schub.
Eragon war sich nicht sicher gewesen wie er dem begegnen sollte. Er hatte sich ernsthaft gefragt ob es nicht besser gewesen wäre die Verstoßenen zunächst einige Monate auf die Reise zur Ostmark vorzubereiten. Bereits die Reise nach Giel'ead war aufreibend gewesen. Die verstoßenen Elfen waren praktisch mit neuen Eindrücken überflutet worden. War die Begegnung mit ihrem eigenen Volk nun nicht vielleicht des Guten zu viel?
Glücklicherweise hatten Maranus und seine Königin einmal mehr bewiesen, dass sie Herrscher waren die über großes Einfühlungsvermögen verfügten. Der König und seine Gefährtin Nievren trugen Gewänder die zwar mit der Kunstfertigkeit ihres Volkes hergestellt waren aber im Vergleich geradezu schlicht wirkten. Die beiden Elfen überließen es ihrer natürlichen Eleganz ihren hohen Status auszudrücken.
Auch verzichtete das Herrscherpaar auf salbungsvolle Reden. Würdevoll aber freundlich begrüßen sie zunächst den Kaufmann Toramfell und seine Familie als Herrscher der Stadt und tauschten dann Grüße Sina und Legartis aus. Noch bevor sich eine peinliche Stille hätte ausbreiten können verwickelte die Königin dann die beiden Sprecher der Verstoßenen in ein Gespräch.
Sie bat die beiden um einige Ratschläge für ihre junge Verwandte die sich nun der Aufgabe gegenüber sah ein taubstummes Kind aufzuziehen. Bereitwillig gaben die beiden Elfen Auskunft während Maranus die Gruppe subtil in Richtung des Parks dirigierte. Dort lockerte sich die Situation von Minute zu Minute mehr auf. Erste Angehörige begannen nach ihren verschollenen Verwandten Ausschau zu halten und mehr und mehr verschmolzen die beiden Gruppen der Elfen miteinander.
Zunächst hatte Eragon noch Sorge gehabt, dass die Begegnungen zwischen den Verwandten die das Schicksal getrennt hatte vielleicht Wendungen nehmen könnten unschön waren. Schon bald hatte er aber auch diese Sorge hinter sich lassen können. Hier erwies sich die Disziplin der Elfen als Segen. Auch versicherte König Maranus Eragon in einem stillen Moment, dass er den Mitgliedern seiner Reisegruppe bereits sorgfältig ausgewählt hatte. Er hatte in seinem Reich die Existenz der verstoßenen Elfenkinder publik gemacht und bereits im Vorfeld überprüfen lassen wer Angehörige unter den Reisenden aus dem Norden hatte. Mit jedem der einen verschollenen Verwandten entdeckte hatte das Herrscherpaar von Elesméra im Vorfeld ein Gespräch geführt. Es war ausgeforscht worden wie die betreffenden Personen den Missbildungen ihrer Angehörigen gegenüberstanden und Elfen die sich mit der Situation überfordert fühlten beraten nicht an der Reise in die Stadt der Menschen teilzunehmen.
Man hatte den betreffenden Personen die Möglichkeit gegeben beispielsweise einen Brief an den verschollenen Angehörigen zu schicken und auch die Einzelwünsche respektiert keinen Kontakt aufzunehmen. Dies war allerdings nur einmal vorgekommen. Dem betreffenden Gefährtenpaar hatte man erläutert, dass man seine Wünsche respektierte aber darauf hingewiesen, dass man keinen der bisher Verstoßenen den Weg in die Städte des Elfenvolkes verweigern würde. Es blieb also Nachkommen des betreffenden Paares überlassen ob er oder sie von sich aus Kontakt suchen wollten. Was dann geschehen würde war eine Privatsache der Familien.
"Beeindruckend nicht war?" erkundigte sich Arya die nun gemeinsam mit Marlena und dem Königspaar von Elesméra ein Eragon Seite trat. "Es stimmt wohl was man sagt. Zwischen Eltern und ihren Nachkommen gibt es ein Band, dass weder eine zeitliche noch räumliche Trennung ganz zerstören kann."
"Zwischen uns auch?" fragte Marlena mit großen Augen und blickte zwischen ihren Eltern hin und her.
Lächelnd gingen die beiden Drachenreiter mit ihrem Sprössling auf Augenhöhe.
"Allerdings." lächelte Eragon. "Oder gibt es in ganz Alagaesia jemanden den du auf ganz genau die gleiche Weise lieb hast wie deine Mama und mich?"
Ein heftiges Kopfschütteln, so dass Marlenas brauner Haarschopf wird um ihren Kopf peitschte war die Antwort.
"Na siehst Du." Schmunzelte nun Arya. "So wie wir dich lieb haben haben wir auch sonst niemandem lieb. Nicht unsere Drachen, nicht einander oder unserer anderen Verwandten. Nur dich."
"Das ist prima." Erklärte Marlena stolz und zog den Beutel mit den Dracheneiern hinter ihrem Rücken hervor. "Machen wir jetzt die Prüfung? Ich glaube die wollen raus!"
"Glaubst du das Marlena Drötningu?" fragte Königin Nivren freundlich und die junge Halbling nickte ganz entschieden mit dem Kopf.
"Natürlich! Oder möchte ihr allein in einem dunklen Ei sitzen?"
Während die naseweise Bemerkung warmes Gelächter in der Runde auslöste blickte Eragon zum Himmel. Der späte Nachmittag war bereits in den frühen Abend übergegangen. Es war in der Tat der richtige Zeitpunkt um mit der Reiterprüfung zu beginnen.
"Nun, dann sollten wir weder den Feuerdrachen noch den Nebeldrachen länger warten lassen." sagte der Anführer der Reiter und Strich seiner Tochter durch den Haarschopf.
"Habt Ihr gehört ihr zwei? Wir suchen jetzt eure Reiter." erklärte Marlena den beiden Eiern freundlich und wiegte den Beutel sanft hin und her.





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