Eragon trat zu seinem Bruder.
Murtagh stand neben dem Quellstein aus dem der kleine Bach entsprang der durch die ehemalige Schlüpflingswiese murmelte. Noch gut erinnerte sich der Anführer der Reiter, dass dieser Ort für etliche junge Drachen der Lieblingsspielplatz gewesen war.
Das Wasser welches aus dem Quellstein an die Oberfläche drang sammelte sich um ihn in einem kleinen, durch natürliche Auswaschung entstandenem Becken. Die Wasserfläche war zu klein um als Teich durchzugehen. Das Wasser hatte sich zu schnell einen Abfluss gesucht und sich ein Bachbett ausgewaschen. Für die Schlüpflinge jedoch war es ein wundervolles Planschbecken gewesen.
Am "Ufer" des kleinen Gewässers lag ein alter Baumstamm. In der verwitterten Rinde hatten etliche junge Drachen Spuren hinterlassen als sie ihre Krallen geschärft hatten.
Seit Murtaghs erstem Besuch in der Ostmark war dieser Ort für Selenas Söhne zu "ihrem" Platz geworden. Wann immer Murtagh den Osten besuchte gab es immer einen Stillen Moment an dem sich die beiden Reiter an diesen Platz zurückzogen um die Welt und alle Pflichten hinter sich zu lassen und einfach Brüder zu sein. So auch dieses Mal.
Murtagh und Ajescha wohnten während ihres Besuches selbstverständlich in eragons Haus. Darauf hatte der Arget Un bestanden.
Besonders der Reiterin von Lenjara war diese Ehre fast unangenehm, doch weder Saphiras Reiter noch Arya hatten in diesem Punkt nachgegeben.
Die beiden erfahrenen Ordensmitglieder waren gestern am frühen Abend angekommen und Eragon hatte kaum Gelegenheit bekommen Dorns erstgeborenen Sohn zu bewundern. Kaum hatte der junge Glaedr nämlich erfahren, dass sein Namensvetter ihn sprechen wollte war der Jungdrache nicht mehr zu halten gewesen.
Eragon war dem wilden Drachenjungen nicht böse deswegen. Ein wilder Drache kam und ging wie er es wollte. So war es die Art seines Volkes und Saphiras Reiter hatte so die Möglichkeit gehabt sich, gemeinsam mit Arya, auf das neue Gespann aus Drache und Reiter zu konzentrieren, welches er nun bald unterrichten würde.
Natürlich wusste der Arget Un inzwischen von dem Angriff auf Garath und Aurelia. Graf Thomas hatte ihn kontaktiert. Als Anführer des Ordens zu dem auch Garath nun gehörte musste Eragon zustimmen wenn es um Elenas Strafe ging.
Der Bericht hatte Eragon zunächst sehr erschreckt. Er und Saphira fühlten sich trotz der Größe die der Orden inzwischen hatte für jeden einzelnen jungen Reiter verantwortlich.
Die Zustimmung zu Elenas Unterbringung in Surda hatte Eragon schließlich gegeben als er sicher war, dass sies Garaths Wunsch entsprach.
Bei der gestiegen Begrüßung schließlich war die letzte sorge von Eragon abgefallen. Garath und Aurelia hatten sich als neugierige Neuzugänge für den Orden erwiesen und hatten die Schatten der Vergangenheit wohl wirklich hinter sich zurück gelassen.
Die beiden Novizen hatte man in den alten Schülerhütten untergebracht die noch aus der Anfangszeit des neuen Ordens stammten. Erst wenn Aurelia alt genug war um ihren Reiter zu tragen würden die beiden in die Festung umziehen.
Es war ein fröhlicher und geselliger Abend geworden bis man sich schließlich zur Nachtruhe begeben hatte.
Der neue Tag, der nun heraufzog war noch jung.
Eragon ließ den Blick über die ehemalige Schlüpflingswiese gleiten. Saphira und ihre Artgenossen schliefen noch friedlich. Glaedr, der am späten Abend zu seinen Eltern zurückgekehrt war, lag nun an den Bauch seiner Mutter geschmiegt und schnarchte leise. Dorn lag nahe bei seiner Familie.
"Und? Wie macht sich dein Drache so als Vater?" erkundigte sich Saphiras Reiter schließlich bei seinem Bruder.
"Sehr gut!" erwiderte dieser grinsend. "Überrascht dich das?"
"Nein."
"Ihn schon!" versicherte Murtagh.
Beide lachten.
"Und wie geht es dir Bruder?" fragte Eragon schließlich. Er erinnerte sich noch gut an Murtaghs tiefe Trauer nach dem Tod von Nasuada vor etwa einem Jahr.
Dem älteren von Selenas Söhnen senkte kurz den Blick. Eragon war klar, dass sein Bruder begiffen hatte worum es ihm ging.
"Besser." versicherte Murtagh schließlich. "Vermissen werde ich sie immer. sie wird immer etwas besonderes für mich sein. Aber...."
"Aber du denkst inzwischen von Zeit zu Zeit wieder an das Morgen, nicht wahr?" vollendete Eragon.
Murtagh nickte. Das Zugeständnis schien ihm nicht leicht zu fallen.
"Das ist nichts wofür du dich schämen musst." versicherte Eragon daher sofort. "Sie hätte es so gewollt!"
"Ja das hätte sie." räumte Murtagh ein und Eragon wusste, dass er es so meinte.
"Und bevor du fragst kleiner Bruder" hob der Dunkelhaarige an bevor Saphiras Reiter erneut das Wort ergreifen konnte. "Noch ist da nichts zwischen mir und Ajescha. Aber....."
"Aber?" erkundigte sich Eragon hoffnungsvoll.
Murtagh lächelte.
"Aber wir stehen uns nah. Wir vertrauen uns." räumte Dorns Reiter ein. "Alles weitere wird die Zukunft zeigen."
Eragon nickte. Gerade wollte er etwas erwidern als er einen amüsierten Gedanken von Saphira empfing.
Er musste schmunzeln.
"Nicht umdrehen." flüsterte er seinem Bruder zu.
"Warum?" erkundigte sich dieser. Wenige Augenblicke später wurde der Blick des Dunkelhaarigen kurz leer.
Eragon war sich sicher, dass Dorn seinem Reiter gerade das selbe zeigte as auch Saphira übermittelt hatte. Die Drachen schliefen offenbar bei weitem nicht so fest wie ihre Reiter geglaubt hatten. Keinem von ihnen war es entgangen, dass Garath und sein Drachenmädchen Aurelia sich soeben von Plateau herunter stahlen. Offenbar waren sie sicher, es unbemerkt geschafft zu haben.
"Warum schleichen die beiden weg?" fragte Murtagh und bestätigte damit Eragons Vermutungen. "Du hast den beiden doch gesagt, dass sie heute noch frei haben um die Ostmark zu erkunden. Ihr Unterricht soll doch erst morgen beginnen."
"Ach Bruderherz!" lachte Eragon. "Du hast einen Sohn aufgezogen und so manchen jungen Reiter getroffen. Du müsstest doch eigentlich wissen welcher Kuchen am besten schmeckt.
"Kuchen?" Murtagh runzelte die Stirn.
"Der den man dir schenkt oder der den du vom Fensterbrett stibitzt?" half Eragon nach.
Nun lachte auch Murtagh wissend.
"Ach so!"
::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
"Ich verstehe immer noch nicht warum wir uns wegschleichen mussten!" gähnte Garath als er neben seinem Drachenmädchen über den gepflasterten Weg trottete der zur Reiterstadt hinunter führte.
-"Willst du etwa nicht wissen wie die Zweibeiner hier leben?"-
Aurelia klang aufgeregt.
"Doch natürlich!" versicherte ihr Reiter. "Aber warum heimlich? Warum mussten wir vor den Meistern aufstehen? Sie hätten es uns doch sicher nicht verboten!"
-"Wohl nicht."- druckste Aurelia nur und beschleunigte dann ihre Schritte. Es war offensichtlich, dass sie nicht antworten wollte.
Garath hatte aber nicht vor sein Drachenmädchen damit davonkommen zu lassen. Er blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Aurelia lief noch einige Schritte weiter, dann blieb auch sie stehen und blickte verlegen zu ihrem Reiter zurück.
Schließlich stieß Aurelia einen Laut aus der an ein Seufzen erinnerte und hockte sich auf ihre Hinterbeine.
-"Meisterin Saphira war sehr nett zu mir aber sie ist auch so.....groß! Verstehst du?"- erklärte sie schließlich. -"Ich will heute mit dir Spaß haben Garath! Wir hatten so lange keine Gelegenheit einfach die Welt zu erkunden! Meisterin Saphira hätte uns sicher gehen lassen aber sie hätte sicher auch erwartet, dass wir etwas tun, das Drache und Reiter zur ehre gereicht und......"-
"Ich versteh schon was du meinst." räumte Garath ein. Er trat zu seinem Drachenmädchen und begann ihren Hals zu kraulen.
-"Weist du...."- erklärte Aurelia. -"Wir beide, du und ich, wir sind zur Zeit Gäste in Meisterin Saphiras Heimstätte. Da gehört es sich einfach ihren Wünschen gerecht zu werden. Sie hat uns bei sich aufgenommen und es wäre eine Herausforderung wenn man sich in ihrem Horst ihren Vorstellungen widersetzt. Und das will ich nicht."-
"Wir könnten ja mit ihr reden." schlug Garath vor. "Oder vielleicht könnte man uns auch woanders unter bringen....."
-"Nein!"- mit großen Augen sah Aurelia ihren Reiter an. -"Das wäre sehr unhöflich!"-
Garath blinzelte überrascht.
Aurelia bemerkte die Überraschung ihres Reiters und erklärte:
-"Meisterin Saphira hat uns in ihren Horst eingeladen und aufgenommen. Sie und ihr Reiter wollen uns selbst ausbilden! Solche Wünsche zu äußern, nach so einer Großzügigkeit wäre nicht nett! Einfach unhöflich."-
"Unhöflich?" Garath stimmte seinem Drachenmädchen zwar zu aber trotzdem konnte er es kaum glauben. "Also, du hast zwar recht aber das ist das erste mal, dass du dir um etwas wie Höflichkeit Gedanken machst."
-"Nun, bisher ging es ja auch nicht um Meisterin Schimmerschuppe. Nicht um einen anderen Drachen!"-
"Ach und ein Zweibeiner wie ich verdient also keinen Respekt oder was?" fragte Garath belustigt. Es war das erste mal, dass er Aurelia so in der Defensive erlebte.
Diese gefiel sich in dieser Rolle wohl nicht. Sie schnaufte ungehalten, schüttelte ihr Haupt kräftig aus und packte dann den Ärmel ihres Reiters mit den Zähnen.
-"Jetzt komm endlich!"- forderte sie unnachgiebig und zog Garath hinter sich her auf die Stadt der Reiter zu!
Garath folgte seinem Drachenmädchen bereitwillig, doch schmunzelte er in sich hinein. Das Aurelia auch so ehrfurchtsvolle sein konnte war einfach etwas neues.
Nach kurzem Fußmarsch erreichten Drache und Reiter schließlich die Stadt Esterní. Zielstrebig durchquerten die beiden das Gewirr der Gassen und erreichten den großen Marktplatz der Stadt.
Aurelia blieb dort stehen und kostete mit schnaubenden Atemzügen die verschiedenen Gerüche.
Auch Garath blickte sich neugierig um. Es gab hier viel zu sehen.
-"Sieh mal da drüben!"- forderte Aurelia nach einigen Augenblicken des Staunens schließlich -"Wer sind die denn?"-
Garath folgte Aurelias Blick und erkannte sofort was die Aufmerksamkeit der jungen Roten erregt hatte.
Eine Frau die, so schätzte Garath, in etwa 30 Sommer gesehen haben musste überquerte den Marktplatz mit einer Gruppe von Kindern in ihrem Gefolge.
Das die Gruppe zusammen gehörte erkannte man sofort. Die Jungen trugen blaue, ärmellose Wämse und darunter weiße Hemden. Hosenn und Stiefel waren schwarz.
Die Mädchen und die unbekannte Frau selbst trugen eine ganz ähnliche Kleidung. Ihre Kleider waren ebenfalls blau und nur die Ärmel und der geschnürte Kragen weiß.
Die Kleidung wirkte einfach aber von guter Qualität und ihre Ähnlichkeit deutete klar darauf hin, dass die Gruppe zusammen gehörte.
Die Kinder die der Frau folgten waren alle zwischen 10 und 12 Jahren alt und blickten sich ebenso neugierig auf dem Marktplatz um wie Garath selbst.
"Seht mal Meisterin, da drüben ist ein Drache!" krähte plötzlich ein rothaariges Mädchen, dass mit Sicherheit zu den Jüngsten Mitgliedern im Gefolge der Unbekannten zählte. Aufgeregt wies es auf Aurelia.
Sofort hatte die Rothaarige die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe.
Augenblicke später waren Garath und Aurelia von den Kindern umringt die das Drachenmädchen mit Begeisterung musterten.
Aurelia wusste wohl nicht recht was sie davon halten sollte, dass so viele staune3nde Blicke auf sie gerichtet waren. Ihr Kopf zuckte hin und her und sie versuchte jedes der Kinder im Blick zu behalten.
Auch Garath kam sich etwas verloren vor.
"Nun mal langsam ihr Lieben!"
Zu Garaths Erleichterung kam die Unbekannte Frau nun zu ihnen herüber. In ihrer rechten Hand hielt sie einen hölzernen Stab dessen Spitze zur kunstvollen Nachbildung eines Eichhörnchens geschnitzt war. Runen verzierten den Schaft.
"Habe ich euch nicht gesagt, dass Drachen so klug sind wie wir alle?" tadelte die Frau ihre Schützlinge. "Es ist sehr unhöflich ein anderes Wesen so anzustarren."
Die freundliche Strenge der der Frau brachte die Kinder dazu etwas von Aurelia abzurücken. Manche murmelten Entschuldigungen.
"Es ist schon gut." versicherte Garath mit Aurelias Einverständnis. "Weder ich noch Aurelia nehmen es euch übel."
"Dann heißt der Drache Aurelia und ist ein Mädchen?" fragte die Rothaarige die Garath und sein Drachenmädchen zuerst entdeckt hatte mit ungebremster Neugierde. "Der Name ist hübsch. Genau wie sie!"
-"Die mag ich!"- stellte Aurelia sofort fest und zwinkerte dem Mädchen zu.
"Freut uns das dir der Name gefällt!" lächelte Garath.
"Dann seit ihr also ein junger Drachenreiter." stellte die Frau mit dem Stab fest.
"Ja, Aurelia hat mich zu ihrem Reiter gemacht." bestätigte Garath. "Wir sind gestern aus Cosaria hier eingetroffen um unsere Studien aufzunehmen."
"Verstehe." lächelte die Unbekannte. "Ich hoffe die Neugier meiner Schüler hat euch nicht beleidigt. Wir sind auch erst gestern hier eingetroffen und viele meiner jungen Freunde hier haben noch kaum Kontakt mit Drachen gehabt. Zwar steht der Orden unserer Schule vor aber seine Geflügelten Mitglieder halten meistens Abstand."
"Schule?" fragte Garath neugierig.
"Die Akademie der Magier!" erklärte die Unbekannte. "Sie wurde auf Wunsch von Königin Nasuada der Ersten von dem Drachenreiter Murtagh gegründet um junge Begabte in der Magie auszubilden und um einen Ort zu schaffen wo wir Menschen die Geheimnisse der Magie erforschen können. Ich gehörte zu den ersten Schülern die dort aufgenommen worden.
Aber wo sind meine Manieren. Mein Name ist Elain Hopetochter."
Garath stellte sich selbst und sein Drachenmädchen vor und fragte dann:
"Wenn ihr an der Schule der Magier unterrichtet, was tut ihr dann hier in der Ostmark?"
"Nun, wie gesagt hat unsere Schule enge Bande mit dem Orden der Reiter." erklärte Elain bereitwillig. "Nach dem großen Krieg, bevor unsere Akademie gegründet wurde kamen junge Magiebegabte hier her um sich ausbilden zu lassen. Das alte Gebäude in dem sie unterwiesen wurden ist heute ein Museum. Eragon Schattentöter hat es der Geschichte der Magie unter den Menschen gewidmet. Unsere Jüngsten......"
Elain strich der jungen Rothaarigen durch den Haarschopf während sie fortfuhr:
"Unsere Jüngsten gehen im Zuge ihrer Ausbildung auf die Reise hier her um dieses Museum zu besuchen! Sie sollen lernen wie viel der Orden für uns getan hat und welche Verantwortung sie als Magier unserem Volk gegenüber tragen!"
-"Das klingt interessant!"- freute sich Aurelia. -"Frag ob wir mitgehen dürfen!"-
-"Wenn du willst aber warum?"- erwiderte Garath. -"Ich beherrsche doch gar keine Magie."-
Aurelia blickte ihren Reiter an als hätte er gerade etwas unglaublich dummes gesagt. Heiser begann sie zu kichern.
-"Was denn?"- wollte Garath wissen.
-"Nichts!"- gluckste die junge Rote.
-"WAS?"-
-"Das findest du schon noch heraus. Jetzt frag endlich!"-
Garath gab auf und leitete die Bitte seines Drachenmädchens an Elain weiter.
"Sicher dürft ihr uns begleiten." lächelte die Magierin. "Aber nun los! Wir sind schon spät dran."
Die jungen Magieschüler kamen der Aufforderung ihrer Lehrerin nach und setzten ihren Weg fort. Immer wieder jedoch warfen die Kinder Aurelia bewundernde Blicke zu
-"Also los!"- forderte die junge Drachendame.
Gemeinsam folgten Drache und Reiter Elain und ihren Schülern.
Abstimmen nicht vergessen;)
![](https://img.wattpad.com/cover/222989597-288-k175670.jpg)
DU LIEST GERADE
Eragon-OS-Sammlung
FantasyDiese One-shot Sammlung von Eragon gehört nicht mir. Ich habe sie nur auf ff.de gefunden der eigentliche Autor heißt auf ff.de Traeumer. Die One-shots beziehen sich auf seine Eragon Fortsetzungen. (Man kann die Geschichte auch auf Fanfaction.de lese...